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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Fidelma. »Es kann nun als erwiesen gelten, daß Dacáns Tod in ursächlichem Zusammenhang stand mit der Aufgabe, zu deren Lösung er nach Ros Ailithir gekommen war. Er wurde umgebracht, weil man glaubte, er stelle eine Bedrohung dar. Doch ich möchte auf eins hinweisen: Es stimmt, daß ein lebendiger Dacán für Salbach von größerem Wert war als ein toter Dacán. Wem also mußte Dacán als eine Bedrohung erscheinen? Offensichtlich den Kindern Illans, wie ich bereits früher sagte.«
    Forbassach war erneut aufgesprungen.
    »Und wie ich bereits früher sagte, Laigin bedrohte diese Kinder nicht. Es versuchte, ihnen zu helfen.«
    »Aber wußten die Kinder das?«
    Fidelmas Frage war schneidend und rief ein unsicheres Schweigen hervor.
    Sie wandte sich Midach zu. Der sonst so fröhliche Arzt stand müde und erschöpft vor ihr.
    »Dacán hatte zwei Monate lang in der Abtei seine Nachforschungen betrieben, bevor du erfuhrst, daß er nach deinen Pflegekindern suchte. Als du das entdecktest, bist du sofort aufgebrochen, um sie von Sceilig Mhichil wegzuholen. Du hast die Abtei am selben Abend verlassen, an dem Dacán getötet wurde, an dem Abend, an dem er seinem Bruder Noé schrieb, er wolle nach Sceilig Mhichil reisen.«
    Barrán schaltete sich ein und meinte Fidelma zuvorzukommen.
    »Hast du Dacán getötet, Bruder Midach?«
    »Dacán war am Leben, als ich die Abtei verließ«, erwiderte Midach mit leiser, aber fester Stimme.
    »Das stimmt«, bestätigte Fidelma rasch. Der Oberrichter hob abwehrend die Hand.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ganz einfach. Wir wissen, daß Dacán gegen Mitternacht getötet wurde, bestimmt nicht früher. Midach mußte gleich nach der Vesper an Bord seines Schiffes sein, damit es mit der abendlichen Ebbe nach Sceilig Mhichil auslaufen konnte. Ich habe die Gezeiten von den Seeleuten hier nachprüfen lassen. Wäre er länger hiergeblieben, hätte er erst am folgenden Morgen abreisen können.«
    »Wer hat dann Dacán umgebracht?« Barrán war völlig ratlos.
    »Jemand, der wie Midach glaubte, daß Dacán den Kindern Illans Schaden zufügen wollte.«
    Es herrschte Schweigen, denn jedem war klar, daß die lange Verhandlung nun der Enthüllung des Mörders zustrebte.
    Fidelma war überrascht, daß niemand zu derselben Schlußfolgerung kam, die sie schon einige Zeit zuvor gezogen hatte. Als keiner sprach und keiner sich regte, sagte sie: »Nun – wer sonst als die Kinder Illans würde sich von Dacán bedroht fühlen? Wer sonst als der älteste Sohn, der stärker bedroht war als seine Brüder?«
    Jeder blickte Cétach an.
    »Aber du hast doch gerade gesagt, daß diese beiden Jungen zu der Zeit noch auf Sceilig Mhichil waren, also zwei bis drei Tage Schiffsreise von Ros Ailithir entfernt«, wandte Barrán ein.
    »Ich habe nicht gesagt, daß es einer dieser beiden Jungen war«, sagte Fidelma laut in das Stimmengewirr hinein.
    Wieder wirkten ihre Worte wie ein Wasserguß auf Feuer. Verblüfftes Schweigen trat ein.
    »Aber du hast doch gesagt …«, begann der Oberrichter.
    »Ich sagte, daß der älteste Sohn Illans Dacán umbrachte.«
    »Dann …?«
    »Illan hatte drei Söhne. Ist es nicht so, Midach? Dacán schrieb in dem Brief an seinen Bruder, daß Illans ältester Sohn gerade das Alter der Wahl erreicht habe. Das schließt diese beiden Jungen aus, die bei weitem noch nicht siebzehn sind. Und es bedeutet auch, daß Illan noch einen dritten Sohn hatte.«
    »Du scheinst alles zu wissen, Fidelma«, knurrte Midach grimmig. »Ja, mein Vetter Illan hatte drei Söhne. Sie alle wurden mir in Pflege gegeben, als Illan getötet wurde. Die beiden jüngeren waren bereits nach Sceilig Mhichil zu unserem Vetter Mel geschickt worden. Es stimmt, alles hat sich so ereignet, wie du es beschrieben hast.«
    »Und wo ist der älteste Sohn?« wollte Barrán wissen.
    »Ich kann das Vertrauen meiner Familie nicht brechen«, sagte Midach.
    »Der älteste Sohn wurde nach Ros Ailithir gebracht, aber unter falschem Namen«, schaltete sich Fidelma ein.
    Sie wandte sich um, und ihr Blick suchte die Reihen der Nonnen ab, die dicht gedrängt in der Abteikirche saßen, bis er die weiße Maske entdeckte, in die sich das Gesicht von Schwester Necht verwandelt hatte.
    »Komm nach vorn, Schwester Necht, oder sollte ich lieber Nechtan sagen?« fügte Fidelma hinzu und benutzte die männliche Form des Namens.
    Die unbeholfene »Schwester« erhob sich, ihre Blicke flogen hierhin und dorthin, als suche sie einen Weg zur Flucht, dann

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