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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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seines Onkels Cobhthach an sich zu bringen. Die Gallier führten Lanzen mit breiten Spitzen aus blaugrünem Eisen, die man laigin nannte, so behauptete Midach, und als sie Labraid auf den Thron von Galian erhoben hatten, erhielt das Königreich den Namen Laigin nach den Lanzen, die ihm den Sieg verschafft hatten.«
    »Die Geschichte habe ich schon mal gehört«, sagte Fidelma. »Scheint ein harmloser Streit gewesen zu sein, wie du sagst. Stammt Midach nicht auch aus Laigin?«
    »Midach? Aus Laigin? Wer hat dir denn das erzählt? Nein, Midach verachtet Laigin. Aber er stammt aus der Gegend an der Grenze zu Laigin. Vielleicht erklärt das seine Voreingenommenheit. Ja, jetzt fällt mir’s ein. Er stammt aus Osraige.«
    »Osraige?« Fidelma stöhnte innerlich. Osraige und Laigin! Was sie auch anfing, immer stieß sie auf eine Verbindung zu Osraige und Laigin.
    »Warum fragst du ihn nicht selbst?« meinte der Rektor. »Midach wird dir das nur zu gern erzählen.«
    »Also Midach beleidigte Laigin in Dacáns Gegenwart«, stellte Fidelma fest und überging seinen Vorschlag. »Was sagte Dacán dazu?«
    »Er nannte Midach einen unwissenden Trottel und Schurken. Er erklärte, das Königreich sei älter als Muman und habe seinen Namen von einem Nemeder, einem Nachkommen von Magog und Japhet, der mit zweiunddreißig Schiffen aus Skythien in dieses Land gekommen sei. Er behauptete, daß Liath, der Sohn Laigins, der Held war, der das Königreich gründete.«
    »Wie konnte eine akademische Diskussion so ausarten?« fragte Fidelma neugierig.
    »Beide vertraten wortreich ihren Standpunkt, und keiner gab nach, bis der Streit schließlich in persönliche Beschimpfungen überging. Erst als Bruder Rumann und ich eingriffen, konnten wir die beiden dazu bringen, in ihre Zimmer zurückzukehren, nachdem sie uns versprochen hatten, dieses Thema nicht mehr zu erörtern.«
    »Hattest du selbst auch Zusammenstöße mit Dacán?« erkundigte sich Fidelma.
    Ségán schüttelte den Kopf.
    »Wie ich schon sagte, ich achtete ihn. Ich ließ ihn seinen Unterricht halten, und ich denke, die meisten Schüler wußten seine Kenntnisse zu schätzen. Allerdings habe ich auch gehört, daß er zu manchen hier kein freundliches Verhältnis hatte. Abt Brocc nahm das offensichtlich ernst. Ich glaube, er hat sogar Bruder Conghus beauftragt, dafür zu sorgen, daß Dacán keine ernsten Auseinandersetzungen hervorrief. Doch um ehrlich zu sein, ich habe wenig Zeit mit ihm verbracht.«
    Fidelma stand zögernd auf.
    »Du hast mir sehr geholfen, Rektor«, sagte sie.
    Bruder Ségán lächelte breit.
    »Es war leider nur wenig. Wenn du mich noch mal brauchst, kann dir jeder den Weg zu meinem Zimmer in der Schule zeigen.«
    Fidelma ging zum Gästehaus zurück. Auf dem Hof stieß sie auf Cass. Er sah müde aus.
    »Ich habe überall nach den beiden Jungen gefragt und gesucht, und nach Schwester Eisten auch«, erklärte er Fidelma. »Wenn sie sich nicht absichtlich vor uns verstecken, dann haben sie wohl die Abtei verlassen.«
     

K APITEL 9
    Von Schwester Grella war Fidelma überrascht. Sie war eine attraktive Frau von Ende Dreißig. Wenn auch eher klein und zur Fülle neigend, besaß sie ein lebhaftes Temperament, gepflegtes braunes Haar und lustige dunkle Augen. Nur der schmollende, sinnliche Mund, meinte Fidelma, störte den Gesamteindruck. Auf den ersten Blick erschien sie fehl am Platz in der ernsten, düsteren Abtei, noch dazu in der Bibliothek. Doch sie leitete die Bibliothek sogar. Und obwohl sie auf den ersten Blick so sinnlich wirkte, hielt sich Schwester Grella gerade und würdevoll wie eine Königin inmitten ihres Hofstaats. Sie saß in einem prachtvoll geschnitzten Eichensessel am hinteren Ende des weiten Bibliotheksaals, der fast so groß war wie die Abteikirche und ein ähnliches Gewölbe hatte. Die Bibliothek dieser Abtei war ein eindrucksvolles Gebäude, auch im Vergleich zu den anderen großen Bibliotheken in den fünf Königreichen von Éireann, die Fidelma besucht hatte.
    Die Bücher standen nicht in Regalen, sondern jedes Werk steckte in einer taig liubhair oder Buchtasche aus Leder, auf der sein Titel deutlich verzeichnet war und die an einem der vielen Holzhaken hing, die sich in Reihen an den Wänden entlangzogen. Als Fidelma die imponierende Sammlung betrachtete, fiel ihr die Geschichte vom Tod des heiligen Longargán ein, des hervorragendsten Gelehrten zur Zeit Colmcilles. In der Nacht, in der der heilige Longargán starb, sollen alle Buchtaschen in

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