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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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tadelnd.
    »Stammst du denn aus Osraige?« Schon wieder dieses Grenzland. Unglaublich, wie viele verschiedene Verbindungen zwischen dem Königreich Osraige und Ros Ailithir anscheinend bestanden.
    »Ursprünglich«, gab Schwester Grella zu. »Ich verstehe aber nicht, was das mit deiner Aufgabe zu tun hat. Abt Brocc hat mir erklärt, du seist eine dálaigh und kämst, um den Tod Dacáns von Fearna zu untersuchen. Mein Geburtsort und meine Qualifikationen stehen doch wohl kaum in einem Zusammenhang damit?«
    Fidelma betrachtete sie nachdenklich.
    Die Bibliothekarin machte nicht gerade einen entspannten Eindruck. Ihr Mund zitterte leicht, eine Hand spielte nervös mit dem silbernen Kruzifix an ihrem Halse.
    »Ich habe gehört, daß der Ehrwürdige Dacán einen erheblichen Teil seiner Zeit in der Bibliothek verbracht hat.« Fidelma machte sich nicht die Mühe, auf Schwester Grellas Protest einzugehen, sondern kam direkt auf Dacán zu sprechen.
    »Er war ein Gelehrter. Er kam mit der Absicht zu forschen nach Ros Ailithir. Wo sollte er seine Zeit sonst verbringen?«
    »Wie lange war er hier?«
    »Das hat dir der Abt doch sicherlich gesagt?«
    »Zwei Monate«, beantwortete Fidelma ihre Frage selbst und begriff, daß die Bibliothekarin ihr nicht helfen wollte und daß sie ihre Fragen genau formulieren mußte, wenn sie überhaupt etwas aus ihren vorsichtigen Antworten erfahren wollte. »Und in diesen zwei Monaten«, fuhr Fidelma fort, »verbrachte er die meiste Zeit mit Forschungen in der Bibliothek. Wonach hat er geforscht?«
    »Er war Historiker.«
    »Ich weiß, daß er wegen seiner Kenntnisse hohes Ansehen genoß«, erklärte Fidelma geduldig. »Aber welche Bücher hat er hier gelesen?«
    »Welche Bücher gelesen werden, das geht nur den Bibliothekar und den Gelehrten etwas an«, konterte Schwester Grella trocken.
    Fidelma fand, nun sei es an der Zeit, sich durchzusetzen.
    »Schwester Grella«, sagte sie so leise, daß die Bibliothekarin sich vorbeugen mußte, um ihre Worte zu hören. »Ich bin eine dálaigh und untersuche einen Mordfall. Ich besitze den Grad eines anruth . Das bringt gewisse Rechte und Pflichten für jeden mit sich, den zu befragen ich für notwendig halte. Ich bin sicher, daß du dir als sai über diese Pflichten völlig im klaren bist. Du wirst also die Fragen, die ich dir stelle, ohne weitere Ausflüchte beantworten.«
    Schwester Grella setzte sich plötzlich steif und gerade auf. Mit schlecht verhehltem Zorn starrte sie die jüngere Frau an. Daß sie es nicht gewohnt war, so direkt getadelt zu werden, erkannte man an der Rötung ihrer Wangen. Sie schluckte hörbar.
    »Welche Bücher hat Dacán hier gelesen?« wiederholte Fidelma.
    »Er … er interessierte sich für unsere Bände über die Geschichte von … von Osraige.«
    Schon wieder Osraige! Fidelma musterte das jetzt wieder unbewegte Gesicht der Bibliothekarin.
    »Osraige? Wieso besitzt eine Abtei im Lande der Corco Loígde Bücher über ein Königreich, das viele Meilen entfernt liegt?«
    Zum erstenmal verzogen sich Schwester Grellas Lippen zu einem überlegenen Lächeln. Es machte sie nicht gerade schöner.
    »Offensichtlich, Fidelma von Kildare, hast du trotz deiner Qualifikationen im Rechtswesen wenig Ahnung von der Geschichte dieses Landes.«
    Fidelma zuckte gleichmütig die Achseln.
    »Jeder ist ein Anfänger auf dem Gebiet eines anderen. Ich begnüge mich mit dem Rechtswesen und überlasse die Geschichte den Historikern. Kläre mich auf, wenn ich etwas darüber wissen muß.«
    »Vor zweihundert Jahren gab es einen Fürsten von Osraige namens Lugne. Er besuchte das Land der Corco Loígde und begegnete Liadán, einer Tochter des hiesigen Fürsten. Sie lebten eine Weile zusammen auf einer Insel vor der Küste. Ein Sohn wurde ihnen geboren, den sie Ciarán nannten, und er wurde einer der großen Apostel des Glaubens in Irland.«
    Fidelma hatte aufmerksam zugehört.
    »Ich habe eine Geschichte von der Geburt des heiligen Ciarán gelesen, in der es heißt, daß seine Mutter Liadán eines Nachts schlief und ein Stern vom Himmel ihr in den Mund fiel, und davon wurde sie schwanger.«
    Die Bibliothekarin reagierte höchst empört.
    »Geschichtenerzähler schmücken ihre Berichte mit phantastischen Elementen aus, aber in Wahrheit war Lugne von Osraige der Vater Ciaráns.«
    »Ich will mich nicht streiten«, besänftigte Fidelma sie. »Es gibt so viele verschiedene Geschichten von den großen Aposteln Irlands.«
    »Ich erkläre dir die Verbindung

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