03 - Tödliches Vermächtnis
Schlachten und Entbehrungen der Spanier, die Leiden der Indianer.
Das Bild, das ihm entgegensprang, faszinierte und entsetzte ihn gleichermaßen. Zu sehen waren fast nackte Eingeborene, die einem gefangenen Spanier geschmolzenes Gold in den Mund gossen. Zur Befriedigung der spanischen Gier nach Reichtümern. Es war eine grausame Art, so den Tod zu finden.
Die Hunde schlugen an. Ihr heftiges Bellen ließ Carcía-Carrión zusammenzucken. Er legte das Buch zur Seite, und mit einem schnellen Griff dimmte er die Leselampe. Das Bellen hielt an; es kam aus dem rückwärtigen Bereich des Gartens.
Also hatte er vorhin doch richtig gehört. War Ericson zurückgekommen? Um nach dem Artefakt zu suchen, von dem er gesprochen hatte?
Hatte der Amerikaner genau das auch in Juans Villa versucht und war dabei ertappt worden?
Carcía-Carrión griff nach der Fernsteuerung. Ein Teil der Schrankwand vor ihm schob sich zur Seite und gab einen großen Flachbildschirm frei. Das Bild der Überwachungskamera vor der Einfahrt erschien darauf.
Der Gehsteig lag verlassen da, in der Zufahrt war alles in Ordnung. Ein Auto fuhr auf der Straße vorbei.
Carcía-Carrión schaltete auf die nächsten Kameras um. Die Einfahrt, aus der Froschperspektive gesehen, präsentierte sich leer. Das galt für den gesamten Vorgarten. Auch die Kameras im rückwärtigen Bereich des weitläufigen Areals zeigten keine Unregelmäßigkeit.
Eine jähe Bewegung ließ ihn zusammenzucken. Doch es war nur einer der Hunde, der hinter den Bäumen hervorkam. Wahrscheinlich hatte er eine streunende Katze gejagt.
Alles war wieder ruhig. Und dennoch …
Carcía-Carrión erhob sich aus dem Sessel. Sein ungutes Gefühl wollte nicht weichen. Seit Tagen hatten die Hunde nachts nicht mehr angeschlagen.
Ein wenig steif – er hatte zu lange gesessen und gegrübelt – ging er zur Schrankwand und öffnete das Geheimfach. Er nahm die Pistole heraus, die ihn auf seinen Fahrten durch Südamerika begleitet hatte. Mit der Waffe fühlte er sich schon sehr viel sicherer.
Carcía-Carrión ging zur Haustür. Für einen Moment blieb er im Flur stehen und lauschte. Aldonzas Zimmer lag am Ende der Treppe, nichts regte sich dort oben. Wenn seine Frau schlief, dann hätte schon ein Flugzeug in der Nachbarschaft abstürzen müssen, damit sie aufwachte.
Pedro öffnete die Haustür.
Der feuchte Steinbelag schimmerte im fahlen Widerschein, der von der Straße kam. Es roch nach nassem Erdreich und Pflanzen. In der Ferne dröhnte Hupenklang. Bruchstückhaft wehte der Wind das Heulen einer Polizeisirene heran. Gleich darauf war alles wieder ruhig.
Carcía-Carrión steckte den Schlüssel ein und zog die Tür hinter sich zu. Nach wenigen Schritten die Einfahrt entlang sah er sich um und rief nach seinen Hunden. Als keines der Tiere reagierte, stieß er einen halblauten Pfiff aus.
Hinter dem Haus erklang ein Jaulen. Sekunden später jagte Mateo heran und brach zwischen den Weihnachtssternen hindurch. Leise winselnd schmiegte er sich an Pedro.
»Schon gut, Mateo!« Der Spanier tätschelte den Kopf des Rüden und wühlte mit seinen Fingern durch das kurze Fell. Schon Sekunden später hielt er inne und schob den immer noch herandrängenden Hund mit der flachen Hand zurück.
»Warum kommt Cesar nicht?« Er stutzte. Ein harter Zug erschien in seinem Gesicht, als er die Pistole anhob. »Was ist mit Cesar?«
Mateo hetzte in den Garten, blieb aber schon nach wenigen Metern stehen und schaute zu seinem Herrn zurück.
»Schon gut«, murmelte Carcía-Carrión. »Ich komme …«
Der Rüde sprang davon. Sein klagendes Bellen hallte hinter dem Haus hervor.
Pedro lief schneller. Unter seinen Füßen knirschte der Kies; er hörte es kaum. Er war sich jetzt sicher, dass etwas Unvorhergesehenes geschehen war.
Dann sah er seine beiden Hunde. Winselnd stand Mateo auf der schmalen Liegewiese vor dem Pool. Das Wasser schimmerte düster wie flüssiges Blei. Hier hinten verbreiteten nur die kugelförmigen Solarlampen einen milchigen Schimmer. Immerhin war es hell genug, Cesar zu erkennen, der zwischen den Ruhebänken lag.
Augenblicke später kniete der Mann neben dem reglosen Tier und tastete mit der Linken über dessen Hals.
Der Rüde war tot, daran gab es keinen Zweifel. Hastig schaute Pedro sich um. Er sah nichts, was ihm die Situation plausibler gemacht hätte. Als er sich wieder dem toten Hund zuwandte, hing ein scharfes, kurzes Zischen in der Luft. Es klang bösartig. Mateo jaulte schrill auf und warf
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