03 - Tödliches Vermächtnis
Artefakt, wie Sie es beschreiben«, führte er die Unterhaltung zum Ende. »Ich habe so etwas nie zu Gesicht bekommen, nicht einmal davon gehört. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann, Mister. Und nun darf ich Sie hinausbegleiten.«
Ericson blieb sitzen. Er reagierte nicht einmal, als Carcía-Carrión zur Tür ging und sie einen Spalt weit öffnete.
»Sie hatten Kontakt mit Cenobio Cordova, Señor.«
»Ich habe ihm das Relief abgekauft, nichts sonst! Meine Meinung dazu ist, dass Sie einem Phantom nachjagen.« Der Weißhaarige öffnete die Tür vollständig und deutete auf den Flur hinaus. »Ich habe mir die Zeit genommen und Sie angehört. Mehr kann ich nicht für Sie tun.«
Tom erhob sich. »Für den Fall, dass Ihnen doch noch etwas dazu einfällt, Señor Carcía-Carrión, gebe ich Ihnen die Nummer, unter der Sie mich erreichen können. Ich wohne im Córdoba Center.«
»Unnötige Mühe.« Der Spanier schüttelte den Kopf. »Sie sind auf der falschen Spur. Ich kann Ihnen nicht bieten, was Sie suchen. – Aldonza!«, rief er in den Flur hinaus. »Wo sind die Hunde?«
Tom ging. Der Stimmungsumschwung des Mannes hing mit dem Anruf zusammen, das war ihm klar. Pedro Carcía-Carrión schien über irgendetwas erschrocken zu sein, aber das war seine Angelegenheit. Tom musste davon ausgehen, dass der Weißhaarige tatsächlich nichts von dem Artefakt wusste.
Nun, einen Namen hatte er noch. Vielleicht war das der Richtige. Und wenn nicht? Tom Ericson wischte die Überlegung schnell beiseite. Darüber konnte er sich den Kopf zerbrechen, falls es so kam, aber keine Minute eher.
Das Tor öffnete sich vor ihm.
Gleich darauf stand Tom wieder auf dem Gehweg. Als er sich kurz umwandte, sah er Pedro Carcía-Carrión vor dem Haus stehen und ihm nachblicken.
***
Erleichtert? Das war Carcía-Carrión keineswegs. Der Amerikaner war gegangen, aber was bedeutete das schon? Er hatte das Gefühl, dass er den Archäologen schneller wiedersehen würde, als ihm lieb sein konnte.
Nachdenklich ging er ins Haus zurück, zog die Tür zum Inquisitionszimmer zu und betrat den eigentlichen Wohnbereich. Hier standen einige der prächtigsten Kunstgegenstände, deren Besitz er Cordova verdankte. Das Relief, das er dem Amerikaner eingestanden hatte, war eigentlich das Unwichtigste. Die drei kleinen Statuetten waren da schon von anderem Kaliber. Juan Martinez del Mazo hatte in seiner Sammlung auch eine.
Seine Gedanken schweiften ab. Er dachte an den Tag zurück, als Juan überraschend ins Konsulat gekommen und ihm den Namen Cordova genannt hatte. Juan war begeistert gewesen über die Qualität der Ware. Nicht billig, aber erstklassig.
Schritte erklangen hinter ihm. Carcía-Carrión registrierte sie zwar, doch er reagierte erst, als sich eine Hand auf seinen Arm legte.
»Was war los?«, fragte Aldonza. »Du hast den Mann geradezu hinausgeworfen. Die Frage nach den Hunden …«
Er hob die Schultern. »Ich wollte nur sicher sein, dass es keine Probleme gibt.«
»Probleme?« Seine Frau seufzte. »Das letzte Mal, als ich dich von Problemen reden hörte, war nach den Anschlägen auf die Züge in Madrid. Das liegt mindestens sieben Jahre zurück.«
Carcía-Carrión verzog die Mundwinkel. Er griff nach Aldonzas Hand und hob sie an seine Lippen. »Ich habe einen Anruf von Víctor erhalten«, sagte er mit angespannter Stimme. »Juan ist tot!«
Aldonza schluckte krampfhaft. »Du sprichst von …?«
»Von Juan Martinez del Mazo, deinem Jugendfreund.«
Aldonza entzog ihm ihre Hand und wischte sich fahrig über die Augen.
»Juan wurde ermordet!«, stellte Carcía-Carrión fest. »Eine Explosion in seinem Haus. Víctor meinte, er sei fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannt worden.«
»Wer steckt dahinter? Die ETA{f}Euskadi Ta Askatasuna, kurz ETA, eine separatistische, baskisch-nationalistische Terror-Organisation{f}?«
»Vielleicht … vielleicht aber auch nicht …« Pedro reagierte mit einer unschlüssigen Geste auf den fragenden Blick seiner Frau. »Ich weiß, Juan hat sich vor Jahren mit ETA-Mitgliedern angelegt, das war in der Gara deutlich genug zu lesen.«
»Wird das denn niemals aufhören?«
»Möglicherweise war es aber auch ganz anders«, stellte Carcía-Carrión fest. »Juan hat mich nämlich gestern Abend angerufen.«
»Er hat … was? Das sagst du mir erst jetzt?«
»Es war nicht so wichtig … dachte ich. Ein Amerikaner war bei ihm, ein Archäologe. Der Mann stellte Fragen wegen Yucatán. Möglich, dass dieser Ericson Juan
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