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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sein.“
    „Ja, wenn ich hinter ihm her sein könnte!“
    „Das kannst du doch!“
    „Ich? Ich bin doch gefangen und gefesselt!“
    „Wir lassen dich mit Pida fortreiten, wenn du versprichst, mit ihm wiederzukommen und dich martern zu lassen. Sag, ob du das tun willst!“
    „Nein. Wenn ich einmal sterben soll, dann lieber so bald wie möglich; ich kann es kaum erwarten.“
    „Ja, du bist ein Held; das weiß ich, und das höre ich jetzt wieder, denn nur ein Held kann solche Worte sagen. Wir alle beklagen es, daß du kein Kiowa bist!“
    Er ging, und ich war rücksichtsvoll genug, ihm nicht vorher zu sagen, daß seine Klage in meinem fühllosen Herzen keinen Widerhall fand. Ich hegte ja sogar die Absicht, all diese meine Bewunderer schon in der nächsten Nacht zu verlassen, und zwar, ohne Abschied von ihnen zu nehmen!
    Pida war schnell gefunden worden und kam auf schweißtriefendem Pferd in das Dorf gesprengt. Sein erster Weg war natürlich in sein Zelt, sein nächster zu seinem Vater, und dann kam er zu mir. Er sah äußerlich ruhig aus, mußte sich aber wohl Mühe geben, seine Aufregung zu verbergen.
    „Old Shatterhand hat meine Squaw, welche ich liebe, vom Tod erweckt und wieder lebendig gemacht“, sagte er, „ich danke ihm. Er weiß alles, was geschehen ist.“
    „Ja. Wie befindet sich die Squaw?“
    „Ihr Kopf schmerzt, doch das Wasser tut ihr wohl; sie wird bald wieder gesund sein. Aber meine Seele ist krank und kann nicht eher geheilt werden, als bis ich meine Medizin wieder habe.“
    „Warum ließet Ihr Euch nicht warnen?“
    „Old Shatterhand hat immer recht. Hätten unsere Krieger ihm wenigstens heut gehorcht, dem Dieb sogleich nachzujagen, so wäre er wohl jetzt schon wieder hier.“
    „Pida wird ihn verfolgen?“
    „Ja. Ich muß eilen und bin nur zu dir gekommen, um Abschied zu nehmen. Nun wird dein Tod wieder aufgeschoben, obgleich du gern schnell sterben möchtest, wie ‚Eine Feder‘ sagt. Du mußt warten, bis ich wiederkomme!“
    „Gern!“
    Das war wirklich höchst aufrichtig gemeint; er aber nahm es nach seiner Anschauung und tröstete mich:
    „Es ist nicht gut, den Tod so lange Zeit vor Augen zu haben, aber ich habe befohlen, daß dir diese Zeit so leicht wie möglich gemacht wird. Noch leichter aber würde sie dir werden, wenn du das tun wolltest, was dir vorzuschlagen ich jetzt gekommen bin.“
    „Was ist es?“
    „Willst du mit mir reiten?“
    „Ja.“
    „Uff! Das ist gut, denn da werden wir den Dieb ganz gewiß ergreifen! Ich werde dich sofort losbinden und dir deine Waffen geben.“
    „Halt, noch nicht! Ich stelle meine Bedingung.“
    „Ich will sie hören.“
    „Daß ich nur als freier Mann mitreite.“
    „Uff! Das ist nicht möglich.“
    „So bleibe ich da.“
    „Du bist ja frei, solange wir fort sind; dann aber kehrst du mit mir zurück und bist wieder unser Gefangener. Wir verlangen nichts von dir, als daß du uns dein Wort gibst, uns unterwegs nicht zu entfliehen.“
    „Ihr nehmt mich also nur mit, weil mir keine Fährte entgehen kann? Ich danke! Ich bleibe hier. Als Spürhund läßt Old Shatterhand sich nicht brauchen!“
    „Willst du dich nicht anders besinnen?“
    „Nein.“
    „Bedenke wohl! Es ist dann möglich, daß wir den Dieb meiner Medizin nicht ergreifen.“
    „Mir entgeht er nicht, wenn ich ihn haben will. Ein jeder mag sich holen, was ihm gestohlen worden ist.“
    Er schüttelte, ohne mich zu verstehen, enttäuscht den Kopf und beteuerte mir:
    „Ich hätte dich gern mitgenommen, um dir dafür zu danken, daß du meine Squaw lebendig gemacht hast. Ich kann nicht dafür, daß du nicht willst.“
    „Wenn du mir wirklich danken willst, so kannst du mir einen Wunsch erfüllen.“
    „Sag ihn mir!“
    „Ich habe eine Vermutung, welche sich auf die drei Bleichgesichter bezieht, die mit Santer gekommen sind. Wo befinden sie sich?“
    „Jetzt noch in ihrem Zelt.“
    „Frei?“
    „Nein. Sie sind gefesselt. Sie waren die Freunde des Diebes meiner Medizin.“
    „Aber sie sind unschuldig!“
    „Das sagen sie; aber Santer ist jetzt unser Feind, und die Freunde meines Feindes sind meine Feinde. Sie werden an den Baum des Todes gebunden und mit dir sterben.“
    „Und ich sage dir, daß sie von Santers Tat nicht das Geringste gewußt haben!“
    „Das geht uns nichts an! Hätten sie auf dich gehört! Ich weiß, daß du sie gewarnt hast.“
    „Pida, der junge, tapfere und edle Häuptling der Kiowas, mag hören, was ich ihm sage: Ich soll den Martertod

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