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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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groß, so viel wie ganz Welt in ganze Erde!“
    Das war nun allerdings ein Verlangen, für dessen Erfüllung ich auch nicht die mindeste Hoffnung haben konnte. Woher das Vertrauen des Negers kam, konnte ich nicht sagen, und zu entsprechen vermochte ich demselben ebensowenig. Dennoch fragte ich weiter:
    „Wie stark war eure Gesellschaft?“
    „Sehr groß stark, Massa; neun Männer und Bob.“
    „Wohin wolltet ihr zunächst?“
    „Das Bob nicht wissen. Bob immer reiten hinterher und nicht hören, was viel' Masser sagen.“
    „Du hast ein Messer und einen Säbel. Hattet ihr alle Waffen?“
    „Nicht groß' Kanone und Haubitz, aber viel Flint und Büchs und Messer und Pistol und Revolver.“
    „Wer war euer Führer?“
    „Ein Mann, heißen Williams.“
    „Erinnere dich noch einmal genau, wohin sie geritten sind, als du vom Pferd fielst!“
    „Weiß nicht mehr. Dahin, hierhin, dorthin.“
    „Wann war es? Zu welcher Tageszeit?“
    „Es sein Abend bald und – ah, oh, jetzt wissen Bob: Massa Bern' reiten grad in Sonne hinein, als Bob fallen vom Pferd.“
    „Gut! Kannst du wieder gehen?“
    „Bob laufen wieder wie Hirsch; Blut sein gut' Arznei für durstig.“
    Wirklich hatte auch mich der seltsame Trank so erquickt, daß alles Fieber aus meinen Gliedern gewichen war, und neben mir stand jetzt der kleine Sam, der dieselbe glückliche Änderung verspürte. Er war herbeigekommen, um uns zuzuhören, und sah um mehrere Hunderte von Prozenten besser aus als vor noch kaum fünf Minuten.
    Die Gesellschaft, in welcher sich Bernard Marshal befunden hatte, mußte ebenso erschöpft gewesen sein wie wir, sonst hätte der wackere junge Mann seinen treuen Diener sicherlich nicht im Stich gelassen. Vielleicht hatten Durst und Fieber so in seinen Eingeweiden gewühlt, daß er gar nicht mehr Herr seiner Gedanken und Sinne gewesen war. Die letzte Angabe Bobs ließ mich vermuten, daß er seine Richtung, ebenso wie wir, nach Westen hatte; aber, wie ihn erreichen, wie ihm Hilfe bringen, da wir dieser Hilfe selbst so sehr bedurften und nicht imstande waren, unsere Pferde zu gebrauchen?
    Ich sann und sann, konnte aber zu keinem rettenden Gedanken kommen, obgleich ich annehmen mußte, daß die Gesellschaft nicht weit gelangt sein könne. Wie aber kam es, daß keine Spur von ihr zu bemerken war?
    Ich wandte mich zu Sam.
    „Bleibe hier bei den Pferden, die sich vielleicht so weit erholen, daß sie später noch eine Meile laufen können. Bin ich in zwei Stunden noch nicht zurück, so folgst du meiner Spur.“
    „Well, Charley; wirst nicht allzuweit kommen, denn dieser kleine Schluck Coyotensaft kann zum Beispiel unmöglich lange anhalten.“
    Es versteht sich von selbst, daß wir uns jetzt nicht mehr, wie am ersten Tag unserer Bekanntschaft, ‚Ihr‘ sondern ‚Du‘ nannten.
    Ich untersuchte den Boden und fand, daß die Spuren Bobs von dem Ort, an welchem er gelegen hatte, nach Norden gingen. Ihnen folgend, gelangte ich nach ungefähr zehn Minuten an eine Stelle, wo die Fährte von zehn Pferden von Ost nach Westen lief. Hier hatte ihn die Mattigkeit von seinem Tier geworfen, ohne daß man es bemerkt zu haben schien; vielleicht war er eine gute Strecke hinter seinem Trupp zurückgewesen. Ich folgte den Spuren und fand, daß sein Tier den andern gefolgt war, doch schienen sämtliche Pferde entsetzlich müde gewesen zu sein, denn alle waren von Zeit zu Zeit gestolpert, und ihr Gang war so schleppend gewesen, daß sie von Schritt zu Schritt mit den Schärfen ihrer Hufe leicht über den Sand gestrichen waren.
    Dies machte die Spuren außerordentlich kenntlich, so daß ich ihnen ohne alle Mühe schnell zu folgen vermochte. Ich sage ‚schnell‘, und es ging auch schnell, obgleich ich heute noch nicht zu sagen vermag, ob der grausige Trunk oder die Besorgnis um Bernard Marshal mir so plötzlich diese unerwarteten Kräfte verlieh.
    So war ich wohl eine Meile weit vorangekommen, als ich einige vereinzelt stehende Kaktusstauden bemerkte, die so vollständig ausgedorrt waren, daß sie beinahe eine gelbe Farbe angenommen hatten. Nach und nach standen sie in einzelnen Gruppen, welche allmählich immer häufiger wurden, bis sie endlich eine unabsehbare und geschlossenen Strecke bildeten, welche sich weit bis über die Linie des Horizontes hinüberzog.
    Natürlich ging die von mir verfolgte Fährte nicht in die gefährlichen Gewächse hinein; sie führte um dieselben herum, und ich folgte ihr, doch nicht lange, denn plötzlich kam mir ein Gedanke,

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