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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der mich sofort mit neuen Kräften erfüllte.
    Wenn in den glühenden Niederungen der Halbinsel Florida die jedes Wasser verzehrende Hitze so groß wird, daß Mensch und Tier verschmachten will, und dennoch die Erde bleibt wie ‚flüssiges Blei und der Himmel wie glühendes Erz‘, ohne die kleinste Wolke sehen zu lassen, so stecken die verschmachtenden Leute das Schilf und alles sonstige ausgedorrte Gesträuch in Brand, und siehe da, der Regen kommt. Ich selbst hatte dies zweimal beobachtet, und wer einigermaßen mit den Gesetzen, Kräften und Erscheinungen der Natur vertraut ist, kann sich den Vorgang ganz gewiß erklären, ohne eine wissenschaftliche Erörterung zu verlangen.
    Hiernach dachte ich in diesem Augenblick; kaum war's gedacht, kniete ich auch bereits bei den Pflanzen, um mir mit dem Messer die nötigen Zündfasern abzuschleißen. Einige Minuten später flackerte ein lustiges Feuer empor, welches erst langsam und dann immer schneller weiter um sich griff, bis ich endlich vor der Front eines Glutmeeres stand, dessen Grenzen nicht abzusehen waren.
    Ich hatte bereits mehrere Präriebrände erlebt, keiner aber war mit diesem donnernden Getöse über den Boden geschritten wie diese Kaktushölle, in welcher die einzelnen Pflanzen mit Büchsenschuß ähnlichem Knall platzten, so daß es klang, als habe sich ein ganzes Armeecorps zum Einzelgefecht aufgelöst. Die Lohe stieg himmelan, und über ihr webte und zitterte ein Meer von glühenden Dünsten, durchschossen und durchflogen von den ‚Kaktussplittern‘, welche von der Hitze wie Pfeile emporgeschnellt wurden. Der Boden zitterte merklich unter meinen Füßen, und in den Lüften hallte es dumpf wie das Getöse einer Schlacht.
    Das war die beste Hilfe, welche ich – wenigstens jetzt – Bernard Marshal und den Seinen bringen konnte. Ich kehrte zurück, unbesorgt ob ich ihre Spuren später sehen würde oder nicht. Die Hoffnung stärkte mich so, daß ich zu dem Weg kaum eine halbe Stunde gebraucht hätte; doch war es nicht nötig, denselben ganz zurückzulegen, denn bereits auf der Hälfte desselben kam mir Sam mit Bob und den beiden Pferden, welche sich wieder ein wenig fortzuschleppen vermochten, entgegen.
    „Zounds, Charley, was ist denn eigentlich da vorn los? Erst dachte ich, wir hätten ein Erdbeben, jetzt aber glaube ich zum Beispiel daß dieser höllische Sand gar noch in Brand geraten ist.“
    „Der Sand nicht Sam, aber der Kaktus, welcher dort in Menge steht.“
    „Wie fängt der Feuer? Ich glaube doch nicht daß du ihn angezündet hast.“
    „Warum nicht?“
    „Wahrhaftig, er ist's gewesen! Aber sage doch, Mensch, zu welchem Zweck!“
    „Um Regen zu bekommen.“
    „Regen? Nimm es mir nicht übel, Charley, aber ich glaube, du bist zum Zeitvertreib ein wenig übergeschnappt!“
    „Weißt du nicht, daß bei manchen Wilden die Übergeschnappten für sehr gescheite Leute gelten?“
    „Ich hoffe nicht, daß du behaupten willst, etwas Gescheites angefangen zu haben! Die Hitze ist ja vielmehr doppelt so groß geworden als vorher.“
    „Die Hitze ist gestiegen, und mit ihr wird sich die Elektrizität entwickeln.“
    „Bleibe mir zum Beispiel mit deiner Elektrizität vom Leib! Ich kann sie nicht essen; ich kann sie nicht trinken; ich weiß überhaupt gar nicht, was für eine fremde Kreatur ich unter ihr zu verstehen habe.“
    „Du wirst sie bald zu hören bekommen, denn in kurzer Zeit werden wir das schönste Gewitter haben und vielleicht auch ein wenig Donner dabei.“
    „Nun halte auf! Armer Charley, du bist wirklich vollständig übergeschnappt!“
    Er blickte mich so besorgt an, daß ich erkennen mußte, er spaße nicht. Ich deutete empor.
    „Siehst du diese Dünste, welche sich bereits zusammenballen?“
    „Alle Wetter, Charley, am Ende bist du nicht ganz so sehr verrückt, wie ich gedacht habe!“
    „Sie werden eine Wolke bilden, die sich mit Heftigkeit entladen muß.“
    „Charley, wenn dies wirklich so ist, dann bin ich ein Esel und du bist der klügste Kerl in den Vereinigten Staaten und auch etwas darüber hinaus.“
    „Ist nicht so schlimm, Sam. Ich habe das Ding in Borida gesehen und es hier einfach nachgemacht, weil ich denke, daß uns eine Handvoll Regen nicht sehr viel schaden wird. Schau, da hast du bereits die Wolke! Sobald der Kaktus niedergebrannt ist, geht es los. Und wenn du es nicht glauben willst, so sieh nur deine Tony an, wie sie mit dem Schwanzstummel wirbelt und die Nüstern aufwirft! Auch mein Mustang riecht

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