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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ziemlich gleich, sollte ich meinen.“
    „Da habt Ihr recht, Sir. Noch vor einer halben Stunde waren wir alle am Verschmachten, und nur ein reines Mirakel hat uns gerettet, ein Wunder, wie es hier noch niemals vorgekommen ist.“
    „Welches?“
    „Der Regen natürlich. Oder kommt ihr vielleicht aus einer Richtung, in welcher er euch nicht treffen konnte?“
    „Er hat uns getroffen, denn wir haben ihn ja erst fertig gemacht.“
    „Fertig gemacht? Was wollt Ihr damit sagen, Sir?“
    „Daß wir ebenso verschmachtet waren, wie Ihr, und erkannten, daß wir nur dann Rettung finden konnten, wenn wir Wolken, Blitz und Donner machten.“
    „Hört, Master Schlabbermaul, ich will nicht hoffen, daß Ihr uns für Leute haltet, denen man einen Bären für einen Whip-poor-will geben kann, sonst würde es nach wenigen Augenblicken mit Eurer Haut sehr schlecht beschaffen sein. Ihr wart gewiß einmal da drüben in Utah am großen Salzsee und gehört zu den ‚Heiligen der letzten Tage‘, die auch so ähnliche Wunder tun wie Ihr.“
    „Allerdings war ich einmal drüben, habe es jetzt aber nicht mit den letzten Tagen, sondern zunächst mit dem heutigen Tag und mit Euch zu tun. Werdet Ihr uns beiden erlauben, uns Euch anzuschließen?“
    „Warum nicht? Besonders da Ihr mit Master Marshal bekannt seid. Wie kommt es denn, daß Ihr Euch zu zweien in den Llano Estaccado wagt?“
    Ich folgte meinem Mißtrauen, indem ich mich leichtsinnig und unerfahren stellte:
    „Was gibt es da zu wagen? Der Weg ist abgesteckt; man geht also hinein und kommt glücklich wieder heraus.“
    „Good luck, seid Ihr rasch fertig! Habt Ihr einmal von den Stakemen etwas gehört?“
    „Was sind das für Leute?“
    „Da hat man es! Ich will nicht von ihnen reden, denn man soll den Teufel nicht an die Wand malen; aber das sage ich Euch: wer zu zweien sich in den Estaccado wagt, der muß ein Kerl sein wie Old Firehand, Old Shatterhand, oder so klug und schlau wie Sans-ear, der alte Indsmentöter. Habt Ihr vielleicht einmal von einem dieser Leute gehört?“
    „Möglich, habe es aber wohl wieder aus der Acht gelassen. Wie lange werden wir noch reiten, ehe wir aus dem Estaccado herauskommen?“
    „Zwei Tage.“
    „Natürlich sind wir auf der rechten Straße?“
    „Warum sollten wir es nicht sein?“
    „Weil es mir vorkam, als ob die Pfahle plötzlich nach Südost statt nach Südwest gingen.“
    „Das kann wohl Euch so vorkommen, nicht aber einem alten, erfahrenen Voyageur, wie ich bin. Ich kenne den Estaccado wie meinen Kugelbeutel.“
    Mein Verdacht wurde größer. War er wirklich so erfahren, so mußte er sicher wissen, daß er aus der Richtung geraten war. Ich beschloß, ihn noch etwas näher anzulaufen.
    „Wie kommt es, daß die Compagnie Euch so tief nach dem Süden schickt? Es scheint mir, daß es mehr Pelzwerk im Norden gibt als hier.“
    „Was Ihr weise und klug seid! Pelz ist Fell, und Fell ist Pelz. Abgerechnet, daß es graue und schwarze Bären, Raccoons (Waschbären), Opossums und andere Pelztiere auch hier in Menge gibt, gehen wir nach Mittag, um uns bei der Herbstwanderung der Büffel einige tausend Felle zu holen.“
    „Ah so! Ich habe geglaubt, daß Ihr sie droben in den Parks und so da herum viel leichter haben könnt. Übrigens seid Ihr als Voyageur in einer sehr guten Lage, da Ihr von keinem Indsmen etwas zu befürchten habt. Man hat mir erzählt, daß die Compagnie ihre Voyageurs zugleich als Briefträger und Stafetten benützt, und ein solcher Brief soll der beste Talisman gegen die Feindseligkeiten der Indianer sein. Ist das wahr?“
    „Ja. Wir können, statt die Feindseligkeiten der Roten zu befürchten, uns stets auf ihre Hilfe verlassen.“
    „So seid Ihr wohl auch mit solchen Briefen versehen?“
    „Natürlich. Ich brauche nur das Siegel vorzuzeigen, so gewährt mir jeder Indianer seinen Schutz.“
    „Ihr macht mich neugierig, Sir. Laßt mich doch einmal ein solches Siegel sehen!“
    Ich bemerkte, daß er in Verlegenheit kam, sie aber unter einer zornigen Miene zu verbergen suchte.
    „Habt Ihr schon einmal etwas vom Briefgeheimnis gehört, Mann? Ich habe die Erlaubnis, nur Indsmen das Siegel zu zeigen.“
    „Ich habe nicht verlangt, den Inhalt des Briefes kennen zu lernen. Ihr scheint also gar nie in die Lage zu geraten, Euch auch einmal vor einem Weißen legitimieren zu müssen!“
    „In einem solchen Fall legitimiert mich meine Büchse. Merkt Euch das!“
    Ich nahm eine Miene an, als fühle ich mich außerordentlich

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