Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
mit dem ‚andern‘ ich gemeint. Es war klar, wir sollten ermordet werden. Warum, das konnte ich mir nicht erklären. Wieder nahten sie, und ich vernahm die deutliche Antwort:
    „Alle drei!“
    Vielleicht war drüben die Frage ausgesprochen worden, ob die drei Kaufleute unser Schicksal teilen sollten oder nicht. Diese fünf Voyageurs wollten sich also über uns hermachen, fünf gegen fünf. Das Fach zu dieser Aufgabe war sehr leicht zu finden: sie hätten uns kalt gemacht, ohne sich selbst nur die Haut zu ritzen, wenn ich nicht auf den Gedanken gekommen wäre, sie zu belauschen. Jetzt trafen die beiden Buschklepper wieder zusammen.
    „Keine Minute eher – und nun gut!“ sagte Williams. Die interessante Unterhaltung war also zu Ende, und ich konnte mir leicht denken, daß sich die letzten Worte auf den Zeitpunkt bezogen, wann die Tat geschehen sollte. Wann war dies? Im Schlaf sollte es geschehen! Heut oder morgen? Ich ging jedenfalls sicherer, wenn ich das erstere annahm, und da die beiden Schurken höchstens noch eine Viertelstunde zu lustwandeln hatten, so war es höchste Zeit, ihnen zuvorzukommen.
    Ich machte mich sprungfertig. Sie trafen wieder zusammen, diesmal ohne ein Wort zu sprechen. Beide drehten sich zu gleicher Zeit um, und kaum war Williams an mir vorüber, so schnellte ich hinter ihm in die Höhe, schlug ihm die Linke um den Hals, so daß er keinen Laut auszustoßen vermochte, und traf ihn mit der geballten Rechten so an die Schläfe, daß er still an mir niederglitt.
    Jetzt setzte ich an seiner Stelle den Weg fort und stieß am jenseitigen Berührungspunkt mit dem anderen zusammen. Er war vollständig ahnungslos und hielt mich für Williams. Ich nahm ihn gleich von vorn bei der Gurgel und schlug ihn nieder. Wenigstens zehn Minuten lagen die beiden ohne Besinnung; das wußte ich. Daher schritt ich nun rasch auf die Gruppe der Schlafenden zu. Nur zwei waren wach, Sam natürlich und Bernard, der durch meine ihm zugeflüsterte Weisung in eine solche Unruhe versetzt worden war, daß er nicht hatte schlafen können.
    Ich schnallte den Lasso von der Hüfte – Sam tat sofort ein Gleiches.
    „Die drei Voyageurs bloß“, flüsterte ich, und dann rief ich laut: „Hallo, auf ihr Leute!“
    Im Nu fuhren alle empor, sogar Bob, der Neger, aber ebenso schnell saßen auch die Schlingen unserer Lassos zweien der Voyageurs um die Arme und den Oberleib – eine zweite Schlinge, und die Riemen schlossen so fest, daß sie von den Gefangenen nicht gelöst werden konnten. Bernard Marshal hatte, mehr ahnend als begreifend, sich auf den dritten geworfen und hielt ihn fest, bis ich ihn mit seinem eigenen Lasso gebunden hatte. Und dies war so schnell geschehen, daß wir bereits fertig waren, als sich einer der drei Kaufleute ermannte und rief, zu seiner Büchse greifend:
    „Verrat, zu den Waffen!“
    Sam lachte laut auf.
    „Laß deine Feuerspritze in Ruhe, mein Junge; es möchte dir und auch den anderen der Zünder fehlen, hihihihi!“
    Der vorsichtige Kleine hatte während meines Lauschens von den drei Gewehren die Zündhütchen genommen, ein Beweis, wie scharf er mich verstand, ohne daß wir ein Wort gewechselt hatten.
    „Seid ohne Sorge, ihr Leute, es wird euch nicht das geringste geschehen!“ beruhigte ich sie. „Diese Männer hier wollten uns und euch ermorden; daher haben wir sie bis auf weiteres unschädlich gemacht.“
    Trotz der Dunkelheit war der Schreck zu bemerken, den meine Worte auf sie hervorbrachten, und auch Bob trat eilig näher.
    „Massa, wollen sie morden auch Bob?“
    „Auch dich!“
    „Dann sie sterben, sie hängen in Estaccad', viel hoch an Pfahl!“
    Die Gefangenen gaben keinen Laut von sich; sie mochten auf die Hilfe der Wachen rechnen.
    „Bob, da drüben liegt Williams, und dort der andere. Bringe sie herbei!“ gebot ich dem Neger.
    „Schon tot sie?“ fragte er mich.
    „Nein, aber ohne Besinnung.“
    „Werden holen sie!“
    Der riesige Schwarze schleppte einen nach dem andern auf seinen breiten Schultern herbei und warf sie zu Boden. Sie wurden augenblicklich gebunden. Nun konnten wir endlich sprechen, und ich klärte die drei Kaufleute über das auf, was wir getan hatten. Sie gerieten in eine außerordentliche Wut und verlangten den augenblicklichen Tod der Voyageurs. Ich mußte ihnen widersprechen.
    „Auch die Savanne hat ihr Recht und ihre Gesetze. Ständen sie uns mit den Waffen gegenüber, wo dann unser Leben an einem Augenblick hing, so könnten wir sie niederschießen;

Weitere Kostenlose Bücher