03 - Winnetou III
verzeihen!“
Das war ein Eingeständnis, welches der stolze Apache sicher keinem anderen als nur mir allein gemacht hätte. Ich antwortete nicht darauf, denn er brauste auf seinem Renner bereits wie ein Sturmwind dahin, so daß ihm mein Mustang kaum zu folgen vermochte.
Da, wo unser Weg rechtsab in die Berge führte und also von der Fährte der Comanchen abzweigte, hielten die Unsrigen. Sam war abgestiegen, um unter Mithilfe der übrigen die Füße der Pferde zu umwickeln. Es mußten zu diesem Zweck einige aus dem Hide-spot der Stakemen mitgenommene Decken zerschnitten werden. Dann ging es vorwärts, in die Schlucht hinein. Winnetou hinterher zu Fuße, um die ja noch entstehenden Spuren zu verwischen.
Als wir die erste Krümmung der Schlucht hinter uns hatten, blieb ich halten.
„Bernard, nehmt mein Pferd beim Zügel, bis ich nachkomme!“
„Was willst du tun, Charley?“ fragte Sam.
„Hierbleiben, um abzuwarten, was die Roten anfangen werden.“
„Well, das ist gut! So werden wir ja erfahren, ob sie hinter unsere Schliche kommen.“
Die Gefährten ritten weiter, während ich in die Büsche kroch. Ich hatte noch nicht lange dagelegen, so vernahm ich schon Hufschlag. Die Comanchen kamen zurück, aber es war nicht der ganze Trupp, sondern nur die Hälfte. Wo waren die anderen? Ich sah auch die beiden Morgans; der Capitano und Conchez fehlten. Die Indsmen kamen sehr langsam geritten und hielten den Blick auf den Boden gerichtet. Da, wo wir abgestiegen waren, um die Hufe zu umwickeln, hielten sie an. Der eine Häuptling, welcher sich bei ihnen befand, sprang plötzlich vom Pferd, bückte sich nieder und nahm einen Gegenstand von der Erde auf, den ich nicht erkennen konnte. Er zeigte ihn vor; der Boden wurde genauer untersucht. Man hielt eine Beratung, und dann trennten sich die beiden Weißen und der Häuptling von dem Trupp, um zu Fuß in die Schlucht einzudringen.
Mit scharfen Augen selbst das scheinbar Bedeutungslose untersuchend, kamen sie näher; es waren sehr gefährliche Augenblicke für mich. Doch, dank unserer Vorsicht, bemerkten sie nicht das geringste Zeichen von unserer Anwesenheit. Im Vorübergehen erblickte ich den fraglichen Gegenstand in der Hand des Häuptlings. Es war ein wollender Faden, der beim Zerschneiden der Decken von einem der Unsrigen achtlos zur Erde geworfen worden war; es hing also hier ganz wörtlich unser aller Leben nur an einem Faden.
Sie schritten noch ein Stück in die Schlucht hinein; dann kehrten sie um. Hatten die Überzeugung gewonnen, daß hier kein Mensch geritten oder gegangen sei, und hielten also ein Schweigen nicht mehr für unbedingt geboten.
„Hier war niemand“, hörte ich Fred Morgan sagen; „die Pferdespuren waren also wohl unsere eigenen.“
„Aber wer war die Rothaut, und wer waren die beiden Weißen, die wir noch nicht gefunden haben?“ fragte sein Sohn.
„Das werden wir bald erfahren, denn entgehen können sie uns unmöglich. Der Rote war nackt, drum konnte man nicht erkennen, zu welchem Stamm er gehört.“
„Er hat uns keinen schlechten Dienst erwiesen, wenn die Leiche wirklich Holfert war, von dem du mir erzählt hast.“
„Er war's. Aber wie kam der Indianer an die Stelle, wo wir so lange lagerten? War er bereits vorher dort, oder kam er später hin? Ich glaube …“
Mehr konnte ich nicht hören, denn sie waren nun wieder an mir vorüber. Aus dem Gehörten aber konnte ich entnehmen, daß wir uns zunächst in Sicherheit befanden, und daß der Capitano es vorgezogen hatte, sich den Comanchen nicht zu zeigen. Dies geschah jedenfalls aus dem Grund, weil es nur in diesem Fall ihm möglich war, den Lieutenant auf der Tat zu ertappen. Freilich schien es mir sehr fraglich, ob es ihm und Conchez gelingen werde, den scharfen Augen der Comanchen zu entgehen.
Jetzt erreichten die drei Späher ihren Trupp wieder, welcher auf einen kurzen Befehl des Häuptlings umschwenkte und hinter den Bäumen verschwand. Ich hatte somit meine Absicht erreicht und eilte den Gefährten nach, welche bereits eine solche Strecke zurückgelegt hatten, daß ich erst nach einer halben Stunde zu ihnen stieß. Winnetou sah mich fragend an, und ich berichtete, was ich gesehen hatte.
„Well“, meinte Sam, „so ist es uns zum Beispiel gelungen, ihnen ein Schnippchen zu schlagen.“
„Die Söhne der Comanchen haben Augen und sehen nicht, und ihre Ohren sind verstopft, daß die Schritte ihrer Feinde sie nicht hören. Meine weißen Brüder mögen den Pferden ihre
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