03 - Winnetou III
Unterhaltung zu belauschen. Ich hatte dabei den Tomahawk für unvorhergesehene Fälle in der Hand.
„Es sind Comanchen“, meinte der Capitano. „Wir haben also nichts von ihnen zu befürchten. Nur müssen wir zuvor wissen, wer die beiden Weißen sind.“
„Es ist zu weit; man kann sie nicht erkennen.“
„Man könnte sich nach der Kleidung richten. Den vorderen kenne ich nicht, und der andere wird von den Häuptlingen verdeckt.“
„Capitano, seht Euch einmal von den vier Pferden den Goldfuchs an! Er hat einen Stutz, was in der Savanne und auf den Bergen eine Seltenheit ist. Was meint Ihr dazu?“
„Carajo, das ist der Fuchs des Lieutenant!“
„Denke es auch! Dann wird der zweite Weiße kein anderer sein als er.“
„Richtig! Jetzt beugt er sich vor. Siehst du die bunte Serape? Er ist es! Was ist zu tun?“
„Ja, wenn ich nur wüßte, was Ihr eigentlich mit ihm vorhabt, dann ließe sich vielleicht über die Sache sprechen.“
„Jetzt wird es allerdings notwendig, daß ich es dir sage. Ich habe nämlich das Beste von unseren Schätzen hier in dieser Gegend vergraben, weil ich es nicht im Hide-spot aufbewahren wollte, da es einige unter uns gibt, denen ich nicht trauen kann. Den Ort, an welchen die Sachen liegen, kennt niemand, als ich und der Lieutenant. Er hat seinen Vater erwartet und ihn – statt in unser Lager – hierher an den Rio Pecos bestellt; dies machte meinen Verdacht rege, und da er nach seinem letzten Ritt durch den Estaccado direkt hierherging, ohne mich erst aufzusuchen, so hatte ich die Überzeugung, daß er sich vorgenommen hat, uns den Schatz zu rauben. Mit den Indsmen ist er nur zufälligerweise zusammengekommen. Nun fragt es sich, ob wir gleich jetzt zu ihnen gehen und ihn bestrafen, oder ob wir ihm folgen und ihn auf der Tat ertappen.“
„Das letztere ist jedenfalls das Beste. Suchen wir ihn da unten auf, so ist es gar nicht möglich, ihm eine böse Absicht zu beweisen. Er wird ganz einfach sagen, daß er nur hergekommen sei, um seinen Vater zu holen, und wer weiß, was ihm dann noch für Wege offen bleiben, zum Ziel zu gelangen. Wir sind zu zweien, er mit seinem Vater auch, und auf die Indsmen ist nie ein sicherer Verlaß.“
Conchez gab sich sichtlich Mühe, seinen Hauptmann von dem ersten Punkt abzubringen; es mußte ihm natürlich daran liegen, das Versteck kennenzulernen.
„Recht hast du. Die Racurroh befinden sich auf einem Kriegszug und werden sich nur einige Viertelstunden hier aufhalten; dann bricht Patrik sicherlich sofort auf. Er hat noch eine ziemliche Strecke zu reiten, ehe er zur Seite einbiegen kann, auf welcher sich der Ort befindet; ich aber weiß einen näheren Weg, auf dem wir vor ihm hingelangen. Er soll sicherlich nichts bekommen, wenn – wenn der Schatz überhaupt noch da ist.“
„Noch da ist? Wer sollte ihn denn weggenommen haben, da nur ihr beiden ihn kennt!“
„Hm, Sans-ear und Old Shatterhand, denen wir unsere letzte große Schlappe verdanken.“
„Die? Wie sollten denn diese beiden hinter das Geheimnis gekommen sein?“
„Auf eine sehr einfache Weise. Ich wollte Hoblyn dem Lieutenant nachschicken und war so unvorsichtig, ihm schon die nötigen Instruktionen zu geben. Er ist spurlos verschwunden, und ich kann den Gedanken nicht los werden, daß er gemeinschaftliche Sache mit den Jägern gemacht hat, um sich das Leben zu retten.“
„Hm, dann wäre es vielleicht am besten, wenn …“
„Nun, wenn …“
„Wenn wir uns an die Comanchen wendeten.“
„Und ihnen unser Geheimnis mitteilen, so daß sie uns den Schatz abnehmen? Nein. Übrigens haben wir Zeit, uns die Sache noch zu überlegen, denn wie ich sehe, ziehen die Roten ihre Proviantsäcke hervor. Auch wir können einen Bissen essen. Hole das Fleisch!“
Wenn Conchez aufstand, um zu den Pferden zu gehen, mußte er mich unbedingt sehen; ich kroch also so schnell wie möglich zurück und kam auch wirklich kaum eine Sekunde zu früh aus dem Bereich seiner Augen.
Bei den Gefährten angekommen, teilte ich ihnen das Ergebnis meines Lauschens mit.
„Von den drei Voyageurs, die mit dem Lieutenant den Kaufleuten nachritten, haben sie zum Beispiel nichts gesagt?“ fragte Sam. „Es müßte doch wohl einer davon bei Patrik sein!“
„Nichts. Vielleicht hat er diesen einen ermordet, um freie Hand zu haben. Was aber tun wir mit diesen beiden da?“
„Ruhig gehen lassen, Charley.“
Winnetou schüttelte den Kopf.
„Meine weißen Brüder mögen bedenken, daß sie nur
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