Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
030 - Das Schloß der Vampire

030 - Das Schloß der Vampire

Titel: 030 - Das Schloß der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Saxon
Vom Netzwerk:
zumindest etwas über die Burg zu erfahren. „Sie ist teilweise wohl schon sehr alt“, sagte sie.
    „Manche Mauern und Gemächer stammen noch aus vorchristlicher Zeit“, versicherte ihr der Graf. „Aber der größte Teil wurde des öfteren zerstört und immer wieder auf- und dazugebaut. Ich würde Sie gern herumführen, aber wir haben kein Licht, solange der Strom noch ausfällt.“
    „Wir könnten Kerzen oder Öllampen nehmen“, schlug Penny vor.
    „Es würde zu lange dauern, und es ist schon spät“, wehrte er ab.
    Penny sah rasch auf ihre Uhr. Es war tatsächlich fast Mitternacht.
    „Wirklich sehr schade, daß es im Moment nicht möglich ist“, bedauerte Laura. „Es gibt sogar Folterkammern mit all den Geräten, die dort benützt wurden.“
    Zapolia wandte sich schnell an sie: „Laura, könnten Sie mir vielleicht ein paar Minuten schenken, ehe Sie gehen? Ich habe das Bild gefunden, das ich Ihnen zu zeigen versprach.“ Und zu den anderen: „Entschuldigen Sie uns bitte kurz?“
    Er verließ den Raum mit dem Mädchen.
    „Warum gehen Sie nicht mit, Hilde?“ fragte Penny.
    „Sie brauchen mich nicht“, antwortete sie mechanisch.
    Penny hatte gute Lust, das Mädchen aus ihrer Lethargie zu rütteln, sie mit Fragen zu bombardieren und zu versuchen zufriedenstellende Antworten zu bekommen. Aber die anderen konnten jeden Augenblick zurückkommen.
    Bis dahin vergingen allerdings fünfzehn Minuten. Zapolia lächelte, als sie das Zimmer betraten, und Laura wirkte wieder wie aufgezogen.
    Kurz darauf brachte der Graf sie zum Auto. „Die Straße dürfte morgen wieder frei sein“, sagte er, ehe er die Wagentüren schloß. „Ich fürchte, wir werden uns nicht mehr sehen, Miß Cord, Mr. Mills.“
    Zurück auf ihrem Zimmer, warf Penny sich auf das Bett. „Und wir wissen immer noch nichts“, sagte sie resigniert.
    „Aber mir gelangen doch wenigstens ein paar Schnappschüsse“, sagte Mike tröstend. Er holte aus seiner Tasche eine winzige japanische Kamera, die noch kleiner als eine Monox war.
    Es war ihr nicht aufgefallen, daß er sie benützt hatte, sicher hatten auch die anderen nichts bemerkt. Sie unterhielten sich noch über den Abend, die beiden schweigsamen Diener, die erstaunliche und kaum verständliche scheinbare Begriffsstutzigkeit Hildes, und das Tete-a-tete des Grafen mit Laura.
    Offenbar war das der eigentliche Grund für die Einladung. Sie kannten sich aus den Staaten. Was hatten sie in den fünfzehn Minuten gemacht? Penny glaubte nicht an Mikes Annahme. Wenn es etwas mit Liebe oder auch nur Sex zu tun gehabt hätte, wäre sie nun sehr erleichtert. Aber ihr sechster Sinn sagte ihr, daß es etwas ganz anderes war, etwas Grauenvolles.
    Natürlich hatte man sie nur miteingeladen, um ihnen zu zeigen, welch ein netter, harmloser Mensch Zapolia war, daß sie ihn nicht zu verdächtigen brauchten. Und da war noch seine Bemerkung, die Straße sei morgen wieder frei. „Verschieben wir die endgültige Entscheidung auf morgen“, schlug Penny vor.
    Mike bestand darauf, daß sie sich hinlegte. Er würde einstweilen wach bleiben und sie könnte ihn später ablösen. Schließlich gab sie nach und bald fiel sie in einen unruhigen Schlummer.
    Sie erwachte in völliger Dunkelheit, die Öllampe war ausgegangen. Mikes Hand preßte ihren Arm, ein Finger seiner anderen legte sich warnend auf ihre Lippen.
    Sie lauschte und vernahm ein scharrendes Geräusch und danach ein leises Klopfen am Fenster.
     

     
    Ein Traum kehrte immer wieder, solange sie sich zurückerinnern vermochte:
    Es war in der Folterkammer unter dem Palast eines römischen Kaisers. Mit den anderen Hofdamen begab sie sich an manchen Abenden dorthinunter. Es bedeutete eine großartige Unterhaltung für einige von ihnen, hauptsächlich jedoch für sie – viel aufregender als die Vorführungen der Tänzerinnen und Musikanten auf dem Hof.
    Sie war vertraut mit der Anwendung der Folterbank und des Rades. Wie oft hatte sie gebannt zugesehen, wie die Gelenke gläubiger Christen oder widerspenstiger Sklaven langsam und qualvoll ausgekugelt wurden. Wie oft hatte sie sich an ihrer Pein ergötzt!
    Fasziniert stand sie dabei, als der Oberfoltermeister, seiner distinguierten Zuschauer bewußt, bedächtig und mit fast liebevoller Sorgfalt den muskelstrotzenden, nackten Leib eines Gladiators bearbeitete. Er hatte den Kaiser beleidigt. Aber sein Stolz und sein Trotz schwanden unter den ausgesuchten, verfeinerten Martern, bald hörte man nur noch das hilflose

Weitere Kostenlose Bücher