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030 - Die Teufelshexe

030 - Die Teufelshexe

Titel: 030 - Die Teufelshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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auch der Instinkt der Mörderin versagte.
    Sie lauschte mit geschlossenen Augen. Der Maskengummi auf ihrer dünnen Gesichtshaut brannte wie Feuer. Oft ertrug sie die Maske nicht, und doch setzte sie sie immer wieder auf. Sie bot ihr Schutz vor dem Entsetzen der Menschen. Und seitdem ihre Hinrichtungsaktion lief, mußte sie diese Menschen auch fürchten. Sie waren alle ihre Feinde und würden nicht zögern, zur Polizei zu gehen, wenn sie sie erkannten; Dabei mußte nur ein sechsfaches Todesurteil vollstreckt werden. Und sie war die Scharfrichterin.
    Sie selbst hatte das Todesurteil gesprochen, und sie würde nicht eher sterben, als bis sie auch das letzte Urteil vollstreckt hatte.
    Nun aber gab es noch Zeugen, die zum Schweigen gebracht werden mußten. Tote Zeugen konnten sie nicht verraten. Da war der Hotelportier, der ihr Gesicht zwar nicht gesehen hatte, sicherlich aber ihre Stimme identifizieren konnte. Da war auch Lothar Griesewald, dem sie auf dem Friedhof begegnet war. Die beiden jungen Dinger vor dem Haus Flachsbohnenweg 4 waren sicher strohdumm, die würden sich an die Sekunde, da sie ihnen gegenüberstand und nach dem Bahnhof fragte, nicht erinnern können, aber Elsa Robeli kannte ihre Telefonstimme.
    Und dann dieses Kind.
    Dreizehn Jahre sollte diese Gundula sein. Sie war die größte Gefahr.
    Wegen dieser Gefahr hatte sie die Vollstreckung des Todesurteils an Professor Bernhardi zurückgestellt.
    Wenn dieses Kind der Polizei schilderte, wie sie aussah, würde man mit einem großen Beamtenaufgebot schnell ihre Spur finden.
    Sie war zwar nicht polizeilich in der Stadt gemeldet, doch ihre dichtverschleierte Gestalt war auffällig genug.
    Die Mörderin blieb stehen und reckte den langen Hals mit dem Totenkopf vor.
    Über ihr auf einem Ast glitzerten die gnadenlosen Augen einer Eule. Sie war in der Höhe der Bäume ungekrönte Königin der Nacht, eine ebenso unbarmherzige, gefürchtete Töterin wie die Mörderin da unter ihr. Sie zerriß ihre Opfer und weidete sich an ihrem Schmerz.
    Hatte die Eule das Geräusch verursacht, das die Mörderin hörte? Sie spürte Lebewesen in der Nähe, vermeinte sogar einen leisen Atem zu hören.
    Das Kind! dachte die Mörderin. Es muß hier irgendwo in der Nähe sein.
    Jetzt entkommt es mir nicht mehr.
    ***
    Die dreizehnjährige Gundel war wirklich in der Nähe. Noch wußte sie nicht, daß der Schock über das, was sie miterlebt hatte, sie stumm gemacht hatte. Sie konnte sich nicht mehr verständlich machen, hatte keine Stimme mehr.
    Das Versagen ihrer Stimmbänder hatte ihr Gehör geschärft. Auch ihr Instinkt war noch nie so hellwach gewesen wie jetzt.
    Gundel hatte sich wie durch ein Wunder nur ein paar Hautabschürfungen und eine leichte Gehirnerschütterung durch den Sturz zugezogen. Gegen Morgen der vergangenen Nacht war sie aus ihrer Ohnmacht erwacht, und sofort hatte die grausige Szene wieder vor ihren Augen gestanden. Gundel hatte schreien wollen, aber dann aus Angst, daß die grausige Hexe mit dem abscheulichen Gesicht sie hören könnte, geschwiegen. So benommen, wie sie war, konnte sie nur mit Mühe den im Bau befindlichen Silo verlassen.
    Der nahe Wald war ihr wie eine Zuflucht erschienen. Gundel war weitergelaufen, immer weiter. Sie war keines klaren Gedankens mehr fähig. Ihre unbeschreibliche Furcht vor der Mörderin ihres Onkels beherrschte ihre Gedanken. Sie wußte nicht, daß die Polizei sie fieberhaft suchte und daß man in der Schule hoffte, sie würde sich endlich melden.
    Ihr Onkel war tot. Jetzt drohte ihr die Einweisung ins Waisenhaus. Nur im Unterbewußtsein war ihr das klar, aber auch aus diesem Grund lief sie ziellos in den Wald.
    Eine emporragende dicke Baumwurzel, die sie zu spät sah, ließ sie stolpern. Verzweiflung, Angst und Hilflosigkeit verursachten einen krankhaften Schüttelfrost. Erst als sie bewußtlos wurde, ließ ihr Zittern nach.
    Keiner bemerkte sie, wie sie auf dem Waldboden lag. Nie verirrte sich an diese Stelle ein Fußgänger. Sie lag auf einem Wildwechsel und merkte nicht, wie ein Eber heran watschelte und sie beschnupperte.
    Gundel erwachte erst aus ihrer Ohnmacht, als sie die Zweige knacken hörte. Es war wieder dunkel um sie.
    Sofort wußte Gundel, daß ihr Gefahr drohte. Sie richtete sich auf, kaum atmend, und lauschte. Dort vor ihr rechts befand sich jemand. Es war zu finster, um etwas zu erkennen.
    Auf allen vieren bewegte sich Gundel weiter. Immer wieder hielt sie inne und lauschte. Hinter ihr waren leise Schritte zu

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