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030 - Die Teufelshexe

030 - Die Teufelshexe

Titel: 030 - Die Teufelshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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auf. Die Morgendämmerung färbte den Himmel rot. Noch nie hatte Gundel dieses Haus gesehen, aber sie bemerkte viele matt schimmernde Schienen und Weichen, Bahnsignale und ein Stellwerk.
    Daß dort an diesem Bahnhof Menschen sein mußten, war ihr nicht klar, als sie darauf zulief.
    Gundel war ein selbständiges, aufgewecktes Kind, und schon oft hatte sie von einer Telefonzelle aus ihren Onkel Paul im Museum angerufen. Sie wußte, wie man telefonierte, und sie hatte auch die Aufschriften in der Telefonzelle oft studiert.
    Sie wußte, daß der Polizeiruf nur drei Nummern hatte. 110... Sie erinnerte sich noch genau.
    Und vom Taschengeld hatte sie noch ein paar Zehner in ihrer Manteltasche.
    Die Klassenlehrerinnen hatten ihr immer eingeschärft, die Polizei um Hilfe zu holen, wenn sie in Not war. Damals hatte ein Triebverbrecher die Stadt unsicher gemacht.
    Gundel sah sich um, als sie in den Bahnhof stolperte. Nein, die Hexe war verschwunden.
    Bahnbeamte sah sie nicht, ihr war auch noch gar nicht klar, daß sie sich auf einem Bahnhof befand.
    Da erblickte sie die Telefonzelle, und ihr Entschluß war gefaßt. Noch im Laufen knöpfte sie die Manteltasche auf und nahm das Kleingeld in die Hand.
    In der Telefonzelle war es warm. Sie bildete eine kleine Festung gegen die Gefahr dort draußen.
    Doch das Licht in der Zelle verriet nach allen Seiten, daß sich Gundel darin befand und den Hörer abnahm, mit klammen Fingern die Münzen in den Spalt steckte...
    Sie wählte den Polizeiruf.
    Da klirrte eine Scheibe der Telefonzelle.
    »Hier ist die Polizei«, hörte Gundel es im Hörer sagen, den sie fest an ihr Ohr preßte. »Bitte, melden Sie sich...«
    Gundel war vor Entsetzen wie gelähmt.
    Hilfe! wollte sie schreien, aber sie brachte wieder keinen Ton hervor.
    Wimmernd sank sie zusammen. Der Hörer fiel ihr aus der Hand. Zu ihren Füßen sah sie die vielen Scherben liegen und einen gekrümmten Dolch mit geschnitzter Klinge.
    Über die Wiese, die eine Brüstung zwischen Wald und Bahnhof bildete, kam jetzt die Mörderin herunter. Sie wollte sich überzeugen, ob sie das Kind getroffen hatte.
    Dann blieb die Mörderin stehen. Ein Bahnbeamter näherte sich der Telefonzelle.
    Er riß die Tür auf und sah das verschreckte Kind vor sich.
    »Was, zum Teufel...« fluchte er. Er deutete auf das Loch in der Scheibe. »Hast du die Telefonzelle demoliert?«
    Stumm schüttelte Gundel den Kopf.
    »Kannst du nicht antworten? Los, steh auf...«
    Gundel torkelte hoch.
    »Bist du vielleicht betrunken?« fuhr der Mann sie an. Er zerrte sie mit sich weiter. »Los, Kind, dir werde ich die Flötentöne beibringen...«
    Erst jetzt merkte er, daß Gundels Kleider völlig durchnäßt waren.
    Mißtrauisch beäugte er sie.
    »Na, komm mit in mein Dienstzimmer, du kleines, verstocktes Biest«, sagte er etwas freundlicher.
    Daß er in diesen Sekunden auf dem Weg zum Dienstzimmer in höchster Lebensgefahr war, ahnte er nicht.
    Daß er mit dem Kind das Dienstzimmer lebend » erreichte, war nur dem Umstand zuzuschreiben, daß die Mörderin den dritten Dolch nicht schnell genug aus ihrer Manteltasche herausbekam.
    Die Tür schlug hinter dem Beamten und dem Kind zu.
    »Setzt dich da hin«, befahl der Mann. »Und dann erzählst du mir, wer du bist und...«
    Er stockte.
    Ohne einen Laut war das Kind ihm vor die Füße gesunken.
    Sprachlos sah er auf die Kleine nieder. War das nun Komödie, oder war das Kind wirklich bewußtlos?
    Er rief zuerst die Polizei an, dann den Rettungswagen.
    ***
    »Völlig überflüssig, hier Wache zu halten«, meuterte Professor Bernhardi. Er hatte nicht gern fremde Leute im Haus, auch wenn es sich um so reizende Käfer handelte wie die beiden jungen Kriminalbeamtinnen. Irgendwann verliert jeder Mann einmal die Lust an so was, und Professor Bernhardi liebte seine Ruhe über alles.
    Es wurde sehr spät gefrühstückt im Haus Bernhardi. So gegen zehn Uhr hörte man die neuesten Nachrichten übers Radio. Da der alte Kasten der Bernhardis gestört war, hatte Kitty ihren Transistor aus dem Auto mitgebracht. Er stand auf dem Frühstückstisch.
    »Und nun bringen wir Meldungen aus unserer engeren Heimat«, sagte der Sprecher nach den politischen Nachrichten. »Heute morgen wurde auf dem Güterbahnhof Ost die vermißte Gundula Stanek aufgefunden. Sie war in einem erbarmungswürdigen Zustand und nicht dazu zu bewegen, über ihren Aufenthaltsort Auskunft zu geben. Gundula Stanek, die, wie berichtet, seit dem grauenvollen Mord an ihrem Onkel

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