030 - Die Teufelshexe
ertränkt.«
»Was?« schrie Diana auf. »Papa, das ist ja entsetzlich...« Sie fuhr zu Kitty und Martha herum. »Und was soll nun geschehen?«
»Wenn Sie erlauben, dann bleiben wir hier«, schlug Martha vor. »Wir schlafen auch auf dem Fußboden, wenn keine Betten zur Verfügung stehen.«
Der Professor setzte verstört die Brille wieder auf.
»Ich verstehe nicht... Sie wollen uns...«
..... bewachen, Herr Professor«, fiel ihm Martha ins Wort. »Wir haben beide unsere Dienstpistolen bei uns.«
»Aber ich bin gegen jede Gewalt!«
»Papa, bitte — ich fürchte, dir ist unsere schwierige Lage nicht klar«, stieß Diana hervor. Sie wandte sich zu den Mädchen. »Warum schickt man uns keine Männer, die unser Haus bewachen? Wenn der unheimliche Mörder wirklich so gefährlich ist, können Mädchen wie Sie doch wenig ausrichten.«
»Wir erklärten Ihnen doch gerade, daß man seitens unserer Dienststelle gar nicht daran glaubt, daß Sie in Gefahr sind. Frau Robeli und die Witwe von Godolew haben Polizeischutz bekommen, weil der Unheimliche bei ihnen eindringen wollte.«
»Muß erst etwas geschehen, ehe man uns hilft?« fragte Diana tonlos.
»Ich kann mich Ihrer Theorie auch nicht anschließen, meine Damen. Sie sehen weiße Mäuse, wo es gar keine gibt.« Professor Bernhardi war ärgerlich.
»Wenn Sie die einzigen sind, die uns helfen wollen«, sagte Diana, »dann sind Sie unsere Gäste. Wir haben genug Zimmer zur Verfügung. Allerdings liegt dort der Staub meterhoch. Wir haben schon seit langem kein Personal mehr.«
»Sie erlauben, daß ich telefoniere?« Martha stand auf und ging zum Telefon. Sie wählte die Nummer des Präsidiums und ließ sich Kriminalrat Baltram geben. »Chef, hier ist Martha Flanders.« — Sie lauschte und fuhr dann fort: »Wir haben eine tolle Spur aufgetan. Sie führt nach Frankreich. Chef, dürfen wir beide dorthin fahren? Es dauert aber mindestens drei Tage. — Wie bitte? Na klar, Chef. Die Beweise sind überwältigend. Warten Sie ab, wir fassen den Täter schneller als Kommissar Ecktal, wetten?«
Sie lauschte zufrieden, murmelte einen Abschiedsgruß und legte den Hörer auf.
»Uff, das wär’s also«, sagte sie und blinzelte Kitty zu. »Baltram war so happy, daß er uns drei Tage nicht sehen muß, daß er die Dienstreise genehmigt hat.«
»Dann können wir für unser Vorgehen sogar noch Reisespesen beanspruchen?« staunte Kitty. »Martha, du bist eine Wucht.«
***
Auch in den Abendzeitungen stand kein Wort über die verschwundene Nichte Paul Staneks.
Das beunruhigte die grauenvolle Mörderin mit dem Totenkopf. Wer immer ihr entstelltes Gesicht gesehen hatte, war danach gestorben und hatte nichts mehr ausplaudern können.
Die kleine Gundula aber lebte. Sie war auf der Flucht, und ihr kindlicher Instinkt schien sie zu warnen, in ihre frühere Umgebung zurückzukehren.
Als es dunkel war, begab sich die Frau hinaus zum Industriegelände. Die Gegend war jetzt genauso verlassen wie am Vortag, nur der Nebel hatte sich verflüchtigt.
Die Frau umrundete die Baustelle und ging hinüber in den Wald. Ihre Augen hatte sie auf den Boden gerichtet. Es war fast finster, doch die Frau konnte auch bei Nacht fast alles erkennen.
Da — deutlich machte sie die Spuren eines Paares kleiner Schuhe aus.
Die Frau bückte sich und tastete mit den Spinnenhänden über das Erdreich. Es war kein Zweifel möglich: Hier war das Kind entlanggegangen. Wirklich unglaublich, daß es den Sturz in den halbfertigen Betonsilo überlebt hatte.
Langsam, jedes Geräusch vermeidend, ging die Mörderin weiter. Äste streiften ihre Gummimaske, die sie vor dem grauenhaften Antlitz trug. Sie spürte sie nicht. Die Wut auf das Kind, das zufällig mit angesehen hatte, wie sie seinen Onkel hinrichtete, wurde immer größer. Alles hätte so reibungslos verlaufen können, und nun diese Panne. War1 sie nicht fast am Ziel? Nur der Professor stand noch auf ihrer Liste.
Sie mußte diese Göre finden, koste es, was es wolle.
Je tiefer sie in den Wald hineinging, um so weniger konnte sie der Dunkelheit wegen die Fußspuren verfolgen. Immer wieder mußte sie sich hinunterbeugen und mit den Händen die Erdabdrücke suchen. »
Die Mörderin aber verließ sich auf ihren Instinkt und ihre hellseherischen Kräfte. Sie spürte sich einem Raubtier verwandt, daß auch nachts die Beute reißt. Nur dumm, daß hier soviel Moos war, das richtete sich immer wieder auf; wenn ein Schuh darüber ging.
Endlich war es so stockfinster, daß
Weitere Kostenlose Bücher