030 - Die zweite Realität
erwachen würden, um meine Annahmen zu bestätigen. Nun endlich ist es so weit - dies ist ein großer Augenblick für mich.«
»Dann habe ich also nicht nur geträumt?«
»Keine Spur, Matthew. Jene andere Welt existiert so wirklich wie Sie und ich - nur dass wir beide die einzigen Menschen sind, die davon wissen.«
»Das ist unglaublich.«
»Allerdings. Ich weiß nicht, weshalb das Schicksal gerade uns zu dieser großen Aufgabe ausersehen hat - aber eines ist sicher: Es hatte einen guten Grund dafür.«
»Was meinen Sie?«
»Matt, wir beide haben das Tor durchschritten, sind von einer Welt in die andere gewechselt - in beide Richtungen. Ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, dass dies noch einmal geschehen könnte?« Matt sog scharf nach Luft. Er wusste, worauf Smythe anspielte, und der Gedanke erschreckte ihn. »Mein Gott«, sagte er. »Sie haben Recht…«
»Der Gedanke ist mir gekommen, nicht lange nachdem ich aus dem Koma erwacht war. Was, wenn sich das Tor erneut öffnet? Wenn Wesen aus jener anderen Welt in unsere kommen? Können Sie sich vorstellen, was dann passiert, Matthew? Wenn Horden von Taratzen über die Bevölkerung von New York City herfallen? Wenn Nosfera und Wulfanen oder gar Nordmänner Washington D.C. angreifen?«
Matt schluckte hart. Der Gedanke war bizarr - aber nicht abwegig…
»Ein schrecklicher Krieg wäre die Folge, Matt. Ein Krieg auf unserem eigenen Grund und Boden. Sie haben diese grässliche Welt mit eigenen Augen gesehen - Ihnen brauche ich nicht zu sagen, wer in einem solchen Konflikt der Gewinner wäre. Und es gibt bereits Spione da draußen, die für die andere Seite arbeiten…«
***
Matt schluckte wieder. Das Militär des Jahres 2013 mochte gut gerüstet sein - doch gegen die blutrünstigen Instinkte von Barbaren und Mutanten, die die Katastrophe des Kristofluu überlebt hatten, hatte die zivilisierte Gesellschaft keine Chance. Die Schacht der Nordmänner gegen die Communities von London und Salisbury hatte ihm das eindrucksvoll vor Augen geführt… »Wie ich sehe, glauben Sie mir«, stellte Smythe fest. »Das muss ich wohl«, meinte Matt. »Die Alternative wäre, dass ich langsam verrückt werde. Aber Sie haben noch nicht gesagt, was Sie von mir wollen, Smythe.«
»Ich bitte Sie um Ihre Hilfe, Matt. Ich brauche Sie! Ihr Land braucht Sie!«
»Wozu?«
Matt hob die Brauen. »Im meiner Eigenschaft als Leiter der Astronomie Division der US Air Force habe ich eine Forschungsgruppe eingerichtet, die das Phänomen genauer untersucht hat. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen habe ich an das Pentagon weiter geleitet, zusammen mit meinen Theorien.«
»An das Pentagon?« Matt machte große Augen. »Ich nehme an, man hat Ihnen kein Wort geglaubt…«
»Im Gegenteil. Paranoia ist ein guter Lehrherr, zumal wenn die nationale Sicherheit auf dem Spiel steht. Man hat mir weitere Forschungsgelder bewilligt und außerdem den Status höchster Geheimhaltung über das Projekt verhängt. Meine beiden Begleiter hier sind, wie Sie unschwer erkennen können, vom CIA…«
»Und ich dachte schon, es wären die Men in Black«, meinte Matt und schnitt eine Grimasse.
Äußerlich blieb er gelassen - doch in seinem Inneren herrschte Verwirrung. So erleichtert er einerseits darüber war, dass seine Erlebnisse in jener anderen Welt nicht nur ein Traum gewesen sein sollten, so bestürzt war er über die Theorie, die Smythe entwickelt hatte. So haarsträubend das alles klang - nach all den Dingen, die er in den ver- gangenen Monaten erlebt hatte, war Matt bereit, auch an eine Zeitschleife zu glauben, die sich ständig wiederholte. Und an eine drohende Invasion aus der anderen Welt…
***
In kurzen schrecklichen Bildern, die durch sein Bewusstsein zuckten, sah er, wie Taratzen und mordende Barbaren über wehrlose Frauen und Kinder herfielen. Er schauderte. Vielleicht hätte alles doch besser nur ein Traum sein sollen… »Sie müssen uns helfen, Matt«, sagte Smythe beschwörend. »Ich selbst war nur fünf Wochen in jener anderen Welt und kann mich an viele Dinge nicht mehr erinnern. Aber Sie, Matthew, haben mehr als ein Jahr dort verbracht. Sie kennen die europäische Geografie, haben viele Städte besucht und sind auf Lebensformen der unterschiedlichsten Art gestoßen. Mit Hilfe Ihres Wissens können wir Ab- wehrmaßnahmen treffen, die Millionen von Menschen das Leben retten können. Und bedenken Sie - wir haben nur ein Jahr dafür Zeit. Danach wird alles wieder von vorn beginnen…« Matt brauchte
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