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030 - Die zweite Realität

030 - Die zweite Realität

Titel: 030 - Die zweite Realität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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vernichtete die Zivilisation, wie wir sie kennen«, vervollständigte Dr. Sirwig. »So könnte es gewesen sein«, mutmaßte Matt.
    »Durch irgendeinen Zufall, eine Laune der Natur, geriet ich mit meinem Jet an den Schnittpunkt dieses Phänomens. Ich wurde von dieser Realität in die nächste befördert - und durch ein Ereignis, an das ich mich nicht erinnern kann, wieder zurück.«
    »Was ist das Letzte, an das Sie eine konkrete Erinnerung haben?«
    »Meeraka… ich meine Amerika. Die neue Regierung. Ich hatte Probleme… Mit den Menschen dort, aber auch mit meinem Verstand. Ich litt unter Halluzinationen. Dinge geschahen, die es nicht geben durfte. Zum Schluss wäre ich um ein Haar von einem Monstrum verschlungen worden, von dem ich nicht einmal weiß, ob es real war. Dann verliert sich alles, wird bruchstückhaft…«
    »Interessant«, meinte Sirwig nickend. »Auch in dieser ›anderen Welt‹ hatten Sie also Probleme mit der Realität.«
    »Dann… halten Sie es für möglich, dass es so geschehen ist?«, erkundigte sich Matt hoffnungsvoll.
    »Dass ich in Wahrheit nicht krank bin, sondern lediglich einem Phänomen ausgeliefert war, das die Grenzen von Raum und Zeit, wie wir sie kennen, auf den Kopf gestellt hat?«
    »Nein«, erklärte der Arzt schlicht -und machte damit Matts Hoffnungen auf einen Schlag wieder zunichte. »Ihre letzten Erinnerungen bestätigen nur meine bisherigen Ergebnisse. Sie waren dabei, langsam das Bewusstsein wieder zu erlangen, sich aus Ihrer Traumwelt zu lösen. Daher diese Halluzinationen - als Reaktion Ihres Verstandes darauf, nun plötzlich zwei Bewusstseinsebenen bewältigen zu müssen. Nun müssen Sie diese falsche Ebene endlich verlassen, Commander! Je krampfhafter Sie daran festhalten, desto weiter verstricken Sie sich darin. Ich fürchte, Commander, Ihre Therapie wird noch sehr, sehr lange dauern. Und ich fürchte, was Ihre Flugfähigkeit angeht…«
    »Nein!«, begehrte Matt auf. Gerade die Klarheit von Sirwigs Worten stürzte ihn in tiefe Verzweiflung. Es klang so plausibel - und durfte deshalb nicht sein! Matt ballte die Fäuste, bis sich seine Fingernägel schmerzhaft in die Handballen bohrten. Blut sickerte zwischen den Fingern durch. Seine Verwirrung und seine Frustration, seine Furcht und seine ohnmächtige Wut - all das entlud sich jetzt in einem hilflosen Ausbruch von Zorn. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Matt wusste, dass er damit alles nur noch schlimmer machte - doch es war ihm egal. Wem konnte er noch vertrauen? Wem durfte er noch vertrauen? Wer sagte die Wahrheit? Und vor allem: Was war die Wahrheit? Paranoia kroch in ihm hoch wie eine verdorbene Speise.
    Die Saat des Misstrauens, die Mike gesät hatte, trug reiche Ernte. Mit geballten Fäusten wollte er sich auf seinen hageren Therapeuten stürzen - doch plötzlich drängten bewaffnete MPis zur Tür des Behandlungszimmers herein und packten ihn mit eisernem Griff, schleppten ihm mit sich fort.
    »Abführen!«, hörte er Sirwig rufen. »Bringt ihn zurück in seine Arrestzelle. Dieser Mann ist gefährlich - ich werde seine Überführung in eine geschlossene Anstalt veranlassen und Weisung geben, dass…«
    Den Rest von dem, was Sirwig sagte, hörte Matt schon nicht mehr. Von den Militärpolizisten wurde er durch die Gänge gezerrt und in den Aufzug, hinab ins Kellergeschoss, in dem sich die Arrestzellen befanden. Er erhielt einen harten Stoß und taumelte in seine Zelle, deren Tür dumpf und dröhnend hinter ihm zugeschmettert wurde. In sich zusammengesunken kauerte er auf dem nackten Betonboden, versuchte das Chaos, das in seinem Kopf herrschte, einigermaßen zu ordnen. Vergeblich. Wenn es so weiterging, verlor er doch noch den Verstand…
    ***
    Eine endlose Weile lang saß er so, versuchte einen logischen Ausweg zu finden, eine Antwort auf all die bohrenden Fragen. Doch der Sturm von Gefühlen, der in ihm tobte, verhinderte jeden klaren Gedanken. Matt hatte das Gefühl, in einem Meer von Wirrnis zu ertrinken, sah sich von unzähligen Gesichtern umgeben, von denen ihm einige vertraut erschienen, andere völlig fremd. Und sie alle lachten höhnisch auf ihn herab. Dann, irgendwann, legte sich der Sturm. Leer und ausgebrannt kauerte Matt auf dem Boden - als jemand hart gegen die stählerne Tür der Arrestzelle pochte.
    »Ja?«
    Der Riegel wurde beiseite gezogen und die Tür schwang auf. Ein schlanker Mann trat in die Zelle, und Matt blickte auf. Er erschrak, als das matte Licht der Deckenbeleuchtung auf das

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