030 - Vampir-Terror
meinen Sehnen und Muskeln brannte ein ständiges Spannen und Ziehen. Damit sollte endlich Schluß sein. Ich holte tief Luft und schrie nach Stockard Ross.
Aus vollen Lungen brüllte ich so lange, bis sich die Tür öffnete.
Stockard Ross erschien. Aber er war nicht allein. Ein eisiger Schock fuhr mir in die Glieder.
Der Hexenjäger war in Begleitung von Yora und Frank Esslin!
***
Frank, der Söldner der Hölle, betrachtete mich amüsiert.
»Siehst großartig aus, alter Junge«, höhnte er.
Ken Ketton hatte richtig vermutet, daß sich die beiden zu Stockard Ross begeben würden. Hier waren sie nun, und mein Schicksal stand auf des Messers Schneide.
Weder von Yora noch von Frank Esslin durfte ich mir Schonung erhoffen. Sie wollten mich sterben sehen, denn ich war ihr erbittertster Feind. Triumph funkelte in Yoras Augen.
»Ein klägliches Bild gibst du ab, Dämonenhasser.«
»Keiner sieht gut aus, wenn ich ihn in die Mache nehme«, behauptete der Hexenjäger stolz.
»Ich habe mich entschieden«, keuchte ich. »Laßt mich runter, Ross. Ich gebe auf. Ich werde tun, was der Count verlangt.«
»Du bist bereit, Ken Ketton, deinen Freund, in die Falle zu locken?«
»Ja«, sagte ich.
»So tief bist du gesunken, Tony?« spottete Frank Esslin. »So etwas hätte es bei dir früher nie gegeben. Für deine Freunde hättest du dich in Stücke reißen lassen.«
»Man wird älter«, ächzte ich. »Und klüger.«
»Die Sache mit Ketton hat sich erledigt«, sagte Ross.
Mein Herz übersprang vor Schreck einen Schlag. »Was soll das heißen? Daß ich hier hängen bleiben muß? Will der Count den Anführer der Gesetzlosen nicht mehr haben? Hat er ihn schon?«
»Er wird ihn sich selbst holen. Nachts, mit ausgesuchten Männern. Ketton ist bald keine Gefahr mehr. Man wird ihn rasch vergessen.«
»Und was wird aus mir?«
Ross löste den Strick und ließ mich herunter. »Das hast du der Fürsprache deiner Freunde zu verdanken«, sagte er.
»Yora und Frank Esslin sind nicht meine Freunde, das weißt du sehr gut.«
»Sie verlangten, ich solle dich nicht länger quälen«, sagte der Hexenjäger.
Ich blickte das Mädchen im Blutornat und den Söldner der Hölle mißtrauisch an. »Warum tut ihr das? Je mehr er mich foltert, desto lieber müßte euch das doch sein.«
Yora kniff die Augen zusammen. »Vielleicht ist der Spieltrieb in uns erwacht.«
»Wie bei der satten Katze, die die Maus nicht frißt, aber dennoch nicht entkommen läßt«, sagte ich.
»So ungefähr«, bestätigte Yora.
»Was habt ihr mit mir vor?« wollte ich wissen.
»Du bist uns in die Vergangenheit gefolgt, kannst nicht mehr zurück. Du bist im 17. Jahrhundert gefangen, Tony Ballard«, sagte das Mädchen mit dem Seelendolch. »Ich könnte dich zum Zombie machen. Frank könnte dich mit seinen Höllenpillen zum Ungeheuer werden lassen. Stockard Ross könnte dich bis aufs Blut peinigen und irgendwann, wenn dein Körper zur Ruine geworden ist, töten… Doch das alles gefällt mir nicht mehr. Ich will dir sagen, was ich ursprünglich vorhatte. In Darkwood Forest gibt es eine Vampirhöhle. Die suchten Frank und ich auf, und ich verlangte von Pacar, dem Obervampir, dich zum Schattenwesen zu machen. Die Ereignisse nahmen dann aber einen anderen Verlauf. Du warst nicht im Lager der Gesetzlosen, sondern hattest Ken Ketton hierher begleitet, um Myrna Grey zu befreien. Nun habe ich es mir anders überlegt. Ich möchte, daß Ross dich freiläßt. Du kannst gehen, wohin du willst. Du wirst durch diese Zeit irren und daran verzweifeln, daß du in dein Jahrhundert nicht mehr zurückfindest. Du wirst unzähligen Gefahren ausgesetzt sein. Frank und ich werden nach Lust und Laune Jagd auf dich machen, und du wirst auch Pacar und seine Diener ständig auf deinen Fersen haben. Keine ruhige Minute wird dir mehr gegönnt sein. Jeder Augenblick kann dein letzter sein. Ich finde, diese Qual ist schlimmer als alles, was Stockard Ross aufbieten kann, denn diese Folter trifft deine Seele, Dämonenhasser!«
Ich konnte es nicht glauben. Yora wollte mir die Freiheit schenken? Sie war voller List und Tücke. Sie ließ mich mit Sicherheit nicht einfach laufen.
Irgendeine Teufelei mußte sie sich ausgedacht haben, ein Spiel, an dem sie sich ergötzen wollte. Wo war er, der verfluchte Haken? Ich konnte ihn nirgendwo entdecken.
Aber es gab einen, davon war ich überzeugt. Yora tat nichts ohne Hintergedanken. Sie war ein falsches Luder, eine grausame Bestie, in einen wunderschönen
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