030 - Vampir-Terror
dich?«
»Du kennst meine Antwort. Ken Ketton ist mein Freund.«
»Bedeutet dir diese Freundschaft mehr als dein Leben?«
»Das kannst du nicht verstehen, aber so ist es.«
»Ich werde dir morgen abend noch einmal dieselbe Frage stellen…«
»Die Mühe kannst du dir sparen. Sie wird wieder nein lauten!«
sagte ich grimmig.
»Zwischen heute abend und morgen abend kann vieles passieren. Ich bin sicher, Stockard Ross' gutes Zureden wird dich veranlassen, deine Meinung zu ändern.« Der Count lächelte kalt, und plötzlich war ich wie elektrisiert.
Vieles wurde mir auf einmal klar. Jemand hatte den Count zum Vampir gemacht. Als ich ihm gestern vorgeführt wurde, war er noch kein Blutsauger gewesen, das war sicher.
Es mußte irgendwann danach passiert sein. Deshalb diese Blässe seines Gesichts. Deshalb ließ er die Delinquenten noch grausamer bestrafen als vorher.
Deshalb hatte er angeordnet, daß die Hinrichtungen von nun an nachts stattfinden sollten. Weil er dabei sein wollte, und weil er am Tag nicht dabei sein konnte.
Großer Gott, was würde noch alles geschehen?
***
Ken Ketton plagten schwere Gewissensbisse. Tony Ballard hatte sich für ihn und Myrna Grey geopfert. Dafür würde ihn der Count umbringen.
Myrna ging es wieder etwas besser. Sie trat neben den Anführer der Gesetzlosen, der an einem Baum lehnte und in die Tiefe des nächtlichen Waldes hineinstarrte. Das schwarzhaarige Mädchen strich zärtlich über Kettons blondes Haar.
»Woran denkst du, Ken?«
»An Tony Ballard. Wir müssen etwas für ihn tun. Wir können ihn nicht einfach seinem Schicksal überlassen, als ginge er uns nichts an.«
Er hatte Kundschafter ausgesandt und erfahren, daß Tony Ballard am Pranger gestanden hatte und geprügelt worden war.
Jeden einzelnen Schlag glaubte Ken Ketton selbst zu spüren.
»Er befindet sich im Kerker«, sagte Myrna, »und die Wachen passen jetzt bestimmt besser auf, damit sich das, was ihr geschafft habt, nicht wiederholen kann.«
»Tony Ballard hat ein Recht auf unsere Hilfe.«
»Keinem von uns wird es gelingen, in den Kerker zu gelangen, Ken.«
»Wir müssen es wenigstens versuchen.«
»Es wäre Selbstmord. Damit wäre Tony Ballard nicht gedient. Ich bin sicher, daß er einen solchen Vorschlag glattweg ablehnen würde.«
Ketton blickte seine Freundin erregt an. »Was soll ich deiner Meinung nach tun? Soll ich mich weiterhin hier im Wald wie ein elender Feigling verkriechen, während sie meinen Freund die schlimmsten Qualen erleiden lassen?«
»Wenn man ihn noch einmal auf den Marktplatz bringt, könnten wir versuchen, ihn zu befreien«, sagte Myrna. »Alles andere hat keinen Zweck.«
»Und wie lange wird es dauern, bis er wieder auf den Marktplatz gefahren wird?«
»Das hängt davon ab, wie schnell der Count sich zur Vollstreckung des Todesurteils entschließt.«
»Und bis dahin peinigen sie Tony Ballard die Seele aus dem Leib. O Gott.«
***
»Wie bist du da hinübergekommen?« rief Mr. Silver.
»Der Boden war fest. Es ist eine Falle!« antwortete Roxane.
»Der Sumpf bildete sich erst, als ich diese Stelle erreichte. Und nun warten diese widerlichen Kreaturen darauf, bis die Insel untergeht.«
Gieriges Knurren und Schmatzen war zu hören. Die Rüsseltiere wiesen eine entfernte Ähnlichkeit mit Krokodilen auf. Flach lagen sie auf dem Sumpf. Er trug sie.
Mr. Silver oder Roxane wären darin unweigerlich versunken.
Der Ex-Dämon sah lange Krallen, mit Stacheln gespickte Hornschwänze, und aus den tödlichen Rüsseln schossen violette Zungen, die klatschend auf die Oberfläche des Sumpfs fielen und von den Ungeheuern dann wieder eingezogen wurden.
Hier war guter Rat teuer. Der ExDämon fragte sich, wie er verhindern konnte, daß die kleine Insel, auf der Roxane stand, weiter sank. Konnte er mit seiner Magie irgendwelchen Einfluß darauf nehmen?
Er versuchte es, schaffte es aber nicht. Wie sollte er Roxane zu sich herüberholen? Sie war nicht imstande, über den Sumpf zu laufen, und ihm war das auch nicht möglich.
Außerdem war dieser ganze verdammte Brei ständig in Bewegung. Die Rüsselmonster wollten endlich Roxane fressen.
Es gab Hunderte davon. Der ExDämon zermarterte sein Gehirn.
Er mußte sich etwas einfallen lassen, und zwar schnell, sonst konnte er nur noch zusehen, wie Roxane im Sumpf versank und von diesen gräßlichen Ungeheuern zerfetzt wurde.
Die Zeit drängte aber nicht nur deshalb. Das Licht, des Blitznetzes wurde immer fahler. Das bedeutete, daß das Netz
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