0300 - Die Messermörder von Manhattan
Woran sind alle großen Gangster gescheitert?«
Neville legte seinen dicken Zeigefinger an die Nase und setzte ein Lächeln auf.
»Durch die Mädchen… Zwei Girls sind bei dieser Sache im Spiel, zwei Girls, denen man absolut nicht trauen kann… Vilma, die dabei war, als Larry Cole ermordet wurde und Joyce Kenald, die ebenfalls behauptet, sie sei Larrys Girl gewesen. Sie ist verschwunden, aber wenn sie umgebracht worden wäre, hätte man sie bestimmt gefunden. Wäre sie aber frei, munter und lustig, so hätte sie sich bestimmt bei dir gemeldet. Ich bin der Überzeugung, dass auch mit dieser Joyce etwas nicht stimmt. Mein Rat wäre, nach den beiden Mädchen zu suchen und sie einfach zu kassieren und auszuhorchen. Dabei müsste meiner Überzeugung nach, eine Menge herauskommen.«
***
Um sechs Uhr früh trennten wir uns. Phil ließ sich mit einem Dienstwagen nach Hause fahren, und ich wünschte, ich hätte dasselbe getan. Unterwegs war ich drei Mal nahe daran, am Steuer einzuschlafen.
Ich atmete auf, als ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen hatte.
Das Telefon rasselte.
Ich schreckte zusammen und nahm mit einem Fluch den Hörer ab.
»What the hell…« schimpfte ich.
Mein Gesprächspartner lachte. Es war ein höhnisches, böses Lachen.
»Tut mir leid, dich gestört zu haben, du jämmerliche Pflanze. Ich wollte dir nur sagen, dass du mir zwar heute wieder entkommen bist, dass ich dich aber noch kriege. Du wärst der erste, 56 der mir entgeht. Ich selbst werde dich fertig machen.«
Wieder das ekelhafte Lachen, dann war die Leitung tot.
Dieses Lachen war es, das mich noch bis in meine Träume verfolgte.
***
Um zehn Uhr morgens schreckte ich hoch. Die Erinnerung an das Lachen des Mörders hatte mich aufgescheucht. Es hatte geklungen wie das eines Irrsinnigen. Kein Zweifel, unser Grafologe hatte recht. Der Bursche war nicht normal.
Was hatte der Grafologe gesagt… Der Mörder habe die Mentalität eines Vierzehnjährigen.
Es konnte also keine Krankheit sein, die neueren Datums war. Derartiges zeigte sich schon bei Kindern, die dann in die Erziehungsanstalt oder in eine Spezialschule geschickt werden. Auch in diesen Anstalten wurden Fingerabdrücke genommen.
Ich sprang aus dem Bett. Als das Office sich meldete, ersuchte ich darum, festzustellen, wo die Prints schwer erziehbarer Kinder aufbewahrt wurden. Sobald das ermittelt war, sollten die Abdrücke des Dolchmörders dorthin zur Prüfung geschickt werden.
Der Erkennungsdienst versprach mir, er werde alles mit größter Beschleunigung in die Wege leiten.
Ich trank eine Tasse Kaffee und legte mich nochmals aufs Ohr.
Um ein Uhr schlug ich die Augen auf, nahm ein spätes Frühstück ein und war gegen zwei im Distriktsgebäude.
Der Erkennungsdienst hatte inzwischen die betreffende Stelle ausfindig gemacht und die Abdrücke dorthin geschickt. Allerdings würde es längere Zeit dauern, bis sie geprüft waren.
»Irgendetwas muss jetzt passieren«, sagte Phil. »Irgendwie muss der Mörder sich einmal in seiner eigenen Schlinge fangen.«
»Das würde er, wenn wir es mit einem normal denkenden Menschen zu tun hätten«, entgegnete ich. »Wenn dieser Mörder ein folgerichtig denkender Mensch wäre…, aber das gerade ist er nicht. Ich halte ihn für einen gefährlichen Irren, der immer das Gegenteil von dem unternimmt, was man erwarten könnte.«
»Du vergisst, Jerry, dass dieser Irre eine Gang von Verbrechern kommandiert und nicht nur die Pläne für die Einkassierung der Schutzgelder ausgearbeitet hat, sondern so ganz nebenbei noch ein paar raffiniert ausgeklügelte Raubmorde begangen hat.«
»Frage einen Psychiater. Er wird dir sagen, dass auch Irre in gewisser Hinsicht raffiniert und durchtrieben sein können.«
Gegen Abend traf das Resultat der Prüfung der Fingerabdrücke ein. Der Bericht lautete:
Die Fingerabdrücke sind als einem Jack Millinor gehörend identifiziert worden. Dieser Jack Millinor wurde im Jahre 1939 als Fünfjähriger in die Anstalt der Stadt New York für schwer erziehbare Kinder eingewiesen.
Er war von durchschnittlicher Intelligenz, verstockt, bösartig - geradezu sadistisch veranlagt. Der Grund seiner Einlieferung waren Anzeigen aus der Nachbarschaft, die besagten, dass er sich ein Vergnügen daraus machte, Hunde, Katzen und sogar Spielkameraden zu quälen und zu misshandeln. Sein Zustand besserte sich im Laufe der nächsten acht Jahre so weit, dass er entlassen werden konnte. Es wurde ihm eine Lehrstelle vermittelt, die er
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