0301 - Angkor - ein Land wie die Hölle
die Aktiv-Phase eine Zeitlang erhalten bleiben. Zumindest so lange, bis Zamorra Nicoles Aufenthaltsort ermittelt hatte…
***
François Garbaout bekam Besuch.
Delorio und diPaulo, die beiden Mafiosi aus Rom, bemühten sich um ein persönliches Gespräch.
»Monsieur Garbaout, haben Sie schon eine Methode entwickelt, den Patriarchen aus dem Geschäft zu verdrängen?«
»Noch nicht«, murmelte Garbaout fahrig und nervös. »Ich hatte noch keine Zeit und keine Gelegenheit dazu.«
»Sie sollten sich beeilen. Die Lage scheint sich zuzuspitzen. Auf Mister Miller wurde ein Attentat verübt. Er ist zwar der Ansicht, daß es von einem anderen als dem Patriarchen kam, aber wir hegen da unsere Bedenken.«
»Ich weiß nicht, wie ich’s tun soll«, stöhnte Garbaout. »Hören Sie, ich kann den Mann doch nicht einfach verraten… wissen Sie überhaupt, daß ich eigentlich nur ihm verdanke, was ich jetzt bin? Die ehrenwerte Gesellschaft hat es nie für nötig gehalten, mich so zu fördern wie der Patriarch…«
»Aber weil Sie den heißen Draht zu ihm haben, bleibt der Schwarze Peter eben an Ihnen hängen, Garbaout«, sagte diPaulo. »Und wer spricht von Verrat? Wir sind gekommen, um Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten.«
»Was für einen Vorschlag?« ächzte der Franzose.
»Wenn wir den Patriarchen von diesem Geschäft ausschließen, wird er uns gram sein, finden Sie nicht auch? Er wird alles daran setzen, uns diesen Streich heimzuzahlen. Das muß von Anfang an ausgeschlossen sein.«
»Sie werden ihn also töten«, sagte Delorio. »Es ist das beste für uns alle.«
Garbaout holte tief Luft. »Sie verlangen viel, Signori…«
»Mister Miller hat Ihnen ja schon Andeutungen gemacht, nicht wahr?« sagte diPaulo so freundlich, wie die Katze sich mit der Maus unterhält. »Ihre Doppelagententätigkeit werden wir uns zu gegebener Zeit in Erinnerung rufen - so oder so. Wie die Beurteilung ausfällt, hängt von Ihrem Verhalten in dieser Sache ab. Die ehrenwerte Gesellschaft verlangt absolute Loyalität. Überlegen Sie, wen Sie als Freund oder Feind haben möchten.«
»Töten… verdammt, Sie bringen mich in eine unmögliche Situation«, keuchte Garbaout. »Sie wissen genau…«
»Wir wissen genau, daß Sie der einzige sind, der Zutritt zum Patriarchen hat. Zumindest der einzige, den wir kennen. Also werden Sie ihn töten. Oder…«
Garbaout schluckte heftig! Er konnte sich dieses »oder« deutlich ausmalen.
»In Ordnung«, sagte er schließlich. »Ich werde es arrangieren.«
»Das«, sagte eine drohende Stimme im Hintergrund, »würde ich an deiner Stelle nicht tun. Ich schätze, du hast dich für die falsche Seite entschieden, Garbaout. Das ist dein Pech.«
Garbaout wirbelte herum. »Der Patriarch!« schrie er entsetzt. »Wie ist er hier hereingekommen?«
»Ich habe meine Methoden«, sagte der Patriarch ruhig und trat ins Licht, so daß die drei Männer ihn sehen konnten.
»Oh«, ächzte Delorio auf. »Oh, nein, nicht…«
Garbaout wurde kreidebleich. Er wußte, was es für sie drei bedeutete, daß der Patriarch ihnen sein richtiges Gesicht zeigte.
DiPaulo zog die Beretta aus dem Schulterholster und feuerte sofort; er mußte die Waffe entsichert getragen haben. DiPaulo war immer ein vorsichtiger Mann gewesen. Aber es gab Dinge, bei denen die größte Vorsicht nichts nützte.
Der Patriarch bewegte nur die Finger der linken Hand.
Garbaot glaubte einen kalten blauen Schein zu sehen, ein eigenartiges Leuchten, das ihm die Augen ausbrennen wollte, obgleich es so schwach war.
Die Kugeln aus diPaulos Beretta kamen gerade einen halben Meter weit, dann wurde ihr Flug abrupt gestoppt, harmlos fielen sie zu Boden.
Wieder bewegte der Patriarch die Finger und zeigte nacheinander blitzschnell auf die drei Männer. Einer nach dem anderen brachen sie zusammen. Garbaout zuletzt. Er hörte noch die vertraute künstlich verstellte Stimme des Patriarchen.
»Aus dir hätte etwas werden können, mein Junge, aber ich habe dich falsch eingeschätzt. Schade um dich…«
Dann war auch Garbaout tot. Sein Herz war einfach stehengeblieben.
Der Patriarch sah noch einmal in die Runde. Dann verschwand er so lautlos, wie er gekommen war. Einfach so.
Er war ein Mann, der sich von niemandem betrügen ließ.
***
»Was hast du vor, Mann?« fragte Tendyke, als sie das Ende des Stollens erreicht hatten. Sie standen vor einer großen steinernen Tür, die den Weg versperrten. Im immer schwächer werdenden Licht der Taschenlampe betrachtete
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