0301 - Angkor - ein Land wie die Hölle
künstliche Hand angefertigt hatte, ein hervorragender Ersatz für jene Hand, die Zamorra dem Fürsten der Finsternis einst in den Felsen von Ash’Naduur mit dem Zauberschwert Gwaiyur abgeschlagen hatte. [3]
Einen Gedanken weit - das hieß, so weit wie Asmodis’ Vorstellungskraft und Sehvermögen reichte. Für den soeben aus dem Nichts aufgetauchten Ewigen reichte es allemal.
Die Hand des Teufels schoß vor. Packte erbarmungslos zu und traf den Lebensnerv des Ewigen!
Wie vom Blitz gefällt brach der zusammen, noch bevor er seinerseits Asmodis angreifen konnte.
Das Leuchten der spiraligen Falle erlosch sofort wieder.
Asmodis rief die Hand zu sich zurück. Sie schwirrte durch die Luft und verband sich wieder zu einer funktionierenden Einheit mit seinem Armstumpf. Der Fürst der Finsternis war von seinem Erfolg selbst am meisten überrascht. Er konnte kaum glauben, daß der Ewige wirklich tot war. Mit ein paar schnellen Schritten war er bei ihm, kniete nieder und begann die Leiche zu untersuchen.
»Wie hab’ ich denn das geschafft, bei Merlins linkem Zeigefinger?«
Er wußte es nicht!
Durch Zufall hatte er die Stelle getroffen, die die Achillesferse der Ewigen sein mußte! Aber er konnte nicht rekonstuieren, wo seine geschleuderte Hand getroffen und getötet hatte! Jeder einzelne Finger konnte den richtigen Nerv getroffen haben, aber welcher? Und würde er beim nächsten Mal diese Stelle wieder treffen? Es brauchte nur eine Abweichung von einem Millimeter sein - und die nächste Attacke schlug fehl.
»Beim Schlund des Oronthos, ich werde den Burschen doch nicht ewa öffnen müssen?« knurrte Asmodis böse. Was wußte er denn schon vom Nervensystem der Ewigen? Es konnte völlig anders aussehen als das der Menschen.
Der Fürst der Finsternis griff nach der Gesichtsmaske des Ewigen, um sie zu lösen und festzustellen, was sich dahinter verbarg. Daß die Ewigen Tarnexistenzen annehmen konnten so wie er selbst, war ihm klar. Aber vielleicht zeigten sie im Tod ihr wirkliches Gesicht.
Im gleichen Moment, als er die Maske lockerte, ertönte ein Zischen. Der Leichnam fiel in sich zusammen wie eine Luftmatratze, in die jemand ein Loch geschnitten hat! Und der Auflösungsprozeß setzte sich fort! Auch die Kleidung und die Maske zerfielen, lösten sich in flüchtiges Gas auf.
Der Dhyarra-Kristall im Gürtelschloß zerbröckelte zu Staub, der durch Asmodis’ Finger rann!
Der Fürst der Finsternis schalt sich einen Narren. Ausgerechnet den Kristall hätte er als erstes zu bergen versuchen müssen! Es gab so verdammt wenige Kristalle auf der Welt, und ausgerechnet Zamorra besaß einen davon. Und dieser Ted Ewigk, der geheimnisvolle Geisterreporter! Nur er, Asmodis, war bisher immer leer ausgegangen…
Und jetzt hatte er die einmalige Chance verstreichen lassen, an einen Kristall zu kommen!
Asmodis ballte die Fäuste.
Nichts mehr deutete darauf hin, daß ein Ewiger hier erschienen war, um ihn zu töten.
Und Asmodis ahnte, daß er nirgends mehr sicher sein würde. Er mußte ab sofort pausenlos seinen Standort verändern, durfte nirgendwo länger als ein paar Stunden verweilen. Denn so, wie dieser Ewige ihn gefunden hatte, würden auch andere ihn aufstöbern. Und diesmal hatte Asmodis mehr Glück als Verstand gehabt.
Beim nächsten Mal würde es vielleicht anders sein…
***
Noch einen Mann gab es, der in Frankfurt wohnte: Ted Ewigk, der Besitzer eines Dhyarra-Kristalls dreizehnter Ordnung!
Aber Ted Ewigk spürte von diesem kurzen Kampf in Asmodis’ Hotelsuite nichts. Er bekam nicht mit, daß ein Ewiger in Frankfurt auftauchte und seinen Dhyarra-Kristall dabei zum Transport einsetzte. Er bekam auch nicht mit, daß eben dieser Kristall einfach zerfiel und dabei einen Zerstörungsimpuls aussandte, der eigentlich auch von anderen hätte wahrgenommen werden müssen.
Hätte Ted Ewigk es bemerkt, wäre vielleicht vieles in der nahen Zukunft anders geworden. Aber der Reporter befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem Flugzeug über dem Atlantik, schon kurz vor der amerikanischen Ostküste. Er war unterwegs nach Texas, um in Dallas ein Interview zu führen.
Er konnte nicht in das Geschehen eingreifen.
Und nichts und niemand warnte ihn davor, was in Dallas auf ihn wartete…
***
»Hinter uns ist etwas«, keuchte Tendyke. Zamorra blieb stehen und sah sich um. In der Tat! Da glitt etwas hinter ihnen durch den schier endlosen Tunnel auf sie zu…
Es füllte die gesamte Breite aus. Rechts und links blieben nur wenige
Weitere Kostenlose Bücher