0301 - Todestrunk im Whisky-Keller
»Hören Sie, Jerry! Nehmen Sie zwei Spurenexperten mit und fahren Sie zum Ritz in der 47. Straße. Mord an dem Pianisten Kai Lundgren.«
Als ich auflegte, .sah mich Phil fragend an. Ich erklärte ihm alles, dann brausten wir mit einigen Kollegen ab.
Vor dem Ritz stand dicht gedrängt eine Menschenmenge. Ein paar Cops machten uns den Weg frei. In der Halle kam uns schon der Geschäftsführer entgegen. Er war sehr aufgeregt und zupfte unablässig an seiner Fliege.
»Gott sei Dank, dass Sie kommen, Sir!«, sprudelte er hastig hervor. »Ich bin John Lindmare, der Geschäftsführer. Es ist entsetzlich. Mr. Lundgren wohnte jedes Jahr bei uns, aber ich brache den Lift.«
»Sie haben hoffentlich nichts verändert?«, fragte ich ruhig und winkte MacPherson zu.
»Aber nein, Sir! Ich habe den Lift sofort abgeschlossen.«
Ich nickte dem Nervenbündel zu und begrüßte MacPherson. Dann rauschte er mit seinen Leute ab. Während Lindmare den Lift auf schloss, sah ich mich in der Hotelhalle um. Ich war das erste Mal hier und staunte nicht schlecht. Es war ein toller Laden.
***
Ich durchsuchte Lundgrens Taschen. Viel kam nicht zum Vorschein. Eine schweinslederne Brieftasche, ein Notizbuch, ein goldenes Zigarettenetui, ein Füllhalter und eine Nagelfeile. Ich schlug die Sachen vorsichtig in ein Tuch und wandte mich an den Geschäftsführer.
»Ich brauche alle Leute Ihres Personals, die mit der Bedienung Kai Lundgrens etwas zu tun hatten. Fragen Sie auch das übrige Personal, wer den Pianisten im Verlauf des heutigen Tages mit anderen Personen zusammen gesehen hat. Wo kann ich das Verhör durchführen?«
»Am besten in meinem Büro.«
»All right! Das Zimmer von Mr. Lundgren ist doch verschlossen?«
»Yes, Sir!«
Er gab mir den Schlüssel, und ich steckte ihn ein. Dann begaben wir uns in sein Büro. Ich nahm hinter dem Schreibtisch Platz und gab Phil das Tuch mit den Sachen Lundgrens.
Ich sah Lindmare an. »Ist das Personal unterrichtet?«
»Die Leute warten draußen, Sir! Hier sind ihre Namen und eine Bezeichnung der Tätigkeit, aufgrund der sie mit dem Toten Kontakt hatten.«
Er reichte mir eine Liste.
»War Mr. Lundgrens Aufenthalt hier für längere Zeit vorgesehen?«
»Für etwa zwei Monate. Mr. Lundgren wohnte in Los Angeles. Er wollte hier in New York einige Konzerte geben und dann nach Philadelphia Weiterreisen. Von dort wollte er eine Wohltätigkeitstoumee durch acht Städte unternehmen.«
»War Lundgren neben seiner künstlerischen Tätigkeit in irgendwelche geschäftlichen Manipulationen verwickelt?«
Lindmare schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste, Sir. Das ist sogar undenkbar. Mr. Lundgren war viel zu sehr Künstler. Er verwendete den größten Teil seiner Einkünfte für die von ihm ins Leben gerufene Lundgren Stiftung.«
»War Lundgren verheiratet?«
»No, Sir! Soviel ich weiß, hatte er überhaupt keine Angehörigen mehr. Das war auch der Grund, warum er sein Domizil in den Staaten aufschlug. Die schwedische Staatsangehörigkeit hatte er allerdings behalten.«
»Hatte er Feinde?«
»Im Gegenteil, Sir. Er war sehr beliebt und hatte einflussreiche Freunde.«
»Wann ist Mr. Lundgren angekommen?«
»Gestern Abend gegen 19 Uhr. Er war etwas abgespannt und begab sich nach unserem Begrüßungstrunk direkt auf sein Zimmer. Um 20 Uhr verließ er das Hotel wieder. Wie er mir sagte, wollte er zu Mr. Sterling fahren, wo er zum Abendessen eingeladen war. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen bis…«
Er wurde wieder weiß wie eine Kalkwand.
»Handelt es sich bei diesem Mr. Sterling um den Boss der Arad Werke?«
»Yes«, bestätigte Lindmare. »Mr. Lundgren war mit Sterling näher befreundet. Schon seit Jahren, soviel ich weiß.«
Ich machte mir einige Notizen und gab mich dann an die Vernehmung des Personals. Daraus ergab sich folgendes Bild: Lundgren war gegen 4 Uhr morgens wieder ins Hotel zurückgekehrt.
Um 11 Uhr vormittags bestellte er das Frühstück und diverse Tageszeitungen auf sein Zimmer. Auch das Mittagessen musste ihm dort serviert werden. Danach wollte er nicht mehr gestört werden, da er noch einige Stücke für sein Abendkonzert durchproben wollte. Das Stubenmädchen und der Etagen-Clerk hörten ihn spielen.
Gegen 15 Uhr war ein elegant gekleideter Herr gekommen. Ein Südländer? Er trug einen hellen Anzug und einen weißen Hut. Vom Etagen-Clerk ließ er sich Lundgrens Apartment zeigen.
Auf die Bemerkung hin, dass der Pianist nicht gestört werden wollte, gab er sich als
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