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0305 - Im Rattentempel

0305 - Im Rattentempel

Titel: 0305 - Im Rattentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Körpern hervorpeitschte und wie ein grauer Schlangenkörper über das Gras glitt, dann war es vorbei. Die Ratten bissen weiter.
    Der Wildhüter konnte sein Gewehr kaum halten. So schweißfeucht waren seine Hände geworden. In einem ersten Impuls hatte er schießen wollen, doch was richteten Kugeln schon gegen die unheimliche und gefräßige Brut aus?
    Nichts…
    Hakim dachte praktisch. Und er überlegte, wie es möglich war, daß so viele Ratten den Dschungel bevölkerten. Irgendwo mußten sie hergekommen sein. Hakim dachte angestrengt darüber nach. Er tat in diesem großen Revier schon lange Jahre Dienst. Ratten hatte er nur selten gesehen. Höchstens in den Dörfern am Rande des Dschungels, wo die Menschen in bitterer Armut lebten.
    Plötzlich fiel ihm etwas ein.
    Der alte Tempel lag nicht weit entfernt. Er stand leer, war längst verlassen und so gut wie nicht mehr zu sehen, denn der Dschungel hatte sich im Laufe der Jahre ausgebreitet und ihn mit seinem grünen Dach bedeckt.
    Nur noch die Alten wußten, was damals in diesem Tempel geschehen war.
    Man erzählte sich schlimme Dinge. Der Tempel war ein Stützpunkt der Ratten gewesen.
    Ein alter Rattenzauber hatte sich dort etabliert. Unheimliche Dinge waren damals geschehen. Man sprach von einer Rattenkönigin, einer Riesenratte in Menschengestalt.
    Was daran stimmte, wußte niemand zu sagen, denn es gab keine Zeugen für diese Behauptungen.
    Die Ratten aber, die in dem Tempel gelebt hatten, waren zu den schlimmsten zu zählen, die es gab. Denn sie ernährten sich zum Teil von Menschen, und immer, wenn jemand aus den Dörfern verschwunden war, ging die Mär um, daß die Ratten ihn geholt hatten. Hakim hatte daran nie so recht glauben wollen. Nun aber wußte er keine andere Lösung, als er sah, was vor seinen Augen ablief.
    Die Nager ließen sich bei ihrem schrecklichen Mahl durch nichts stören. Als wären sie die einzigen Lebewesen des Dschungels, so nagten und bissen sie weiter. Der Blutgeruch mußte sie noch anstacheln, denn sie hackten, rissen, und Hakim glaubte sogar, schmatzende Laute zu vernehmen.
    Er schüttelte sich. Eine Gänsehaut nach der anderen rann über seinen Rücken. Was er hier erlebte, war für ihn ein zur Realität gewordener Alptraum.
    Die Ratten machten weiter. Längst war der Körper eingesackt.
    Erste Knochen schauten hervor wie helle Lanzen. Die Stoßzähne starrten anklagend in die Höhe, während die Ratten auf den Resten des gewaltigen Körpers umherhuschten und immer weiterfraßen.
    Sie waren noch längst nicht satt.
    Allmählich hatte sich Hakim an den schrecklichen Anblick gewöhnt.
    Er dachte nicht mehr über den getöteten Dickhäuter nach, sondern machte sich Gedanken um seine Person.
    Wenn er den alten Geschichten glauben sollte, machten die Ratten auch vor Menschen nicht halt. Jedes Lebewesen kam ihnen recht, lief es nun auf zwei oder vier Beinen.
    Noch hatten die gefräßigen Nager den Mann auf dem Hochsitz nicht entdeckt. Vielleicht brauchten sie das auch nicht, sie konnten ihre Beute ja wittern.
    Hakim hoffte, daß die Ratten, wenn sie gesättigt waren, auch abzogen und sich nicht um ihn kümmerten.
    Zehn Minuten mußte er noch warten, dann wandten sich die ersten Tiere vom Kadaver des Elefanten ab.
    Unwillkürlich duckte sich der Wildhüter auf dem Turm zusammen. Er wollte nicht unbedingt gesehen werden.
    Natürlich dachte er auch über einen Fluchtweg nach. Wenn es wirklich hart auf hart kam, mußte er so rasch wie möglich die Leiter hinunter, sich durch den Dschungel in Richtung Osten schlagen, denn dort stand sein Jeep.
    Ein sehr geländegängiges Fahrzeug, für das es kaum ein Hindernis gab. Doch das mußte er erst einmal erreichen.
    Und Ratten waren schnell…
    Zum Glück hatten sie im Augenblick Beschäftigung, denn sie wälzten sich noch immer über den erledigten Dickhäuter, suchten jeden Flecken ab, schlugen ihre Zähne hinein, bissen, schluckten, rissen und zerrten.
    Einige allerdings hatten bereits von dem toten Elefanten abgelassen.
    Mit vollen Bäuchen liefen sie auf der Lichtung ihre Kreise.
    Hakim hatte sich geduckt. Es gab Lücken zwischen den aufeinander genagelten Brettern, und durch diese Lücken konnte er schräg in die Tiefe schauen.
    Hakim hatte es gelernt, Tiere zu beobachten und auch zu studieren. Er verglich sich schon mit einem Verhaltensforscher, und jetzt erkannte er, daß sich einige Tiere so verflucht seltsam benahmen. Sie wollten nicht mehr fressen, reagierten allerdings auch nicht satt oder

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