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0305 - Im Rattentempel

0305 - Im Rattentempel

Titel: 0305 - Im Rattentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Heiligen Silbe hatte ausgereicht, um ihre Kräfte zu rauben. Wäre sie nicht in den letzten Augenblicken geschützt gewesen, dann…
    Ihre Gedanken brachen ab. Sie hatte ein fremdes Geräusch gehört.
    Schritte, die sie nicht kannte, denn ihr Freund, der Blutsauger, war es nicht, der sich näherte.
    Ein anderer.
    Bestimmt ein Fremder. Einer, der zu den dreien gehörte, die in den Tempel eingedrungen waren.
    Ausgerechnet jetzt erschien er, wo sie so schwach geworden war.
    Stellte er sich als Feind heraus, würde es ihm nichts ausmachen, radikal ihre Existenz zu vernichten.
    Einen letzten Versuch wollte sie starten.
    Sie bekam den rechten Arm kaum in die Höhe. Nur ein wenig konnte sie die Hand von ihren Knien abheben. Dabei zitterte sie, starrte nach vorn und sah die Gestalt in den Lichtschein der vier brennenden Flammen treten.
    Unheimlich, groß und düster wirkte der Mann mit dem Turban auf dem Kopf.
    Es war der Inder.
    »Karni-Mata!« vernahm sie seine dumpfe Stimme. »Ich habe lange gesucht, jetzt ist es soweit. Ich bin Mandra Korab, der wahre Besitzer der sieben Dolche, und ich werde dir den, den du in deiner Hand hältst, jetzt wegnehmen.«
    »Nein!« schrie sie, »du wirst nichts, du…«
    Da sprang Mandra vor. Er packte den Arm der Ratten-Mutation, riß ihn hoch und hämmerte ihn nieder, genau auf die Kante der Sessellehne, und die Faust, die den Griff umschlossen hielt, öffnete sich quälend langsam.
    Der Dolch rutschte hervor, fiel zu Boden und wurde von Mandra Korab mit einer gedankenschnellen Bewegung aufgehoben.
    »Du!« ächzte die Rattenkönigin, »du…«
    »Ja, ich«, sagte Mandra nickend, trat wieder vor die Bestie und stieß zu.
    Er traf den Schädel.
    Die Klinge, die der Rattenkönigin eigentlich hätte Kraft bringen sollen, vernichtete sie nun.
    Als Mandra den Dolch wieder hervorzog, da schrumpfte der Kopf zusammen, wurde zu einem handgroßen Ball, der sich allmählich auflöste.
    Zurück blieb ein kopfloses und blutleeres Monstrum, nur mehr eine Hülle. Mandra starrte auf den Dolch. Er lächelte kalt. Jetzt hatte er den vierten zurück.
    Das Lächeln erstarb, als ein Schrei ihn herumfahren ließ.
    ***
    Wir waren da.
    Und der Vampir hatte mitbekommen, wie seine Verbündete vernichtet wurde.
    Das konnte er nicht verkraften. Vielleicht hatte Suko nicht mehr so genau aufgepaßt, jedenfalls gelang es dem Blutsauger, sich durch eine heftige Bewegung aus dem Griff zu befreien.
    Zu heftig war sie. Als er sich zur Seite wuchtete, prallte er genau gegen das Kreuz.
    Ein zweiter Schrei hallte durch den Rattentempel. Unheimlich, schrecklich.
    Ein Todesschrei…
    Wir sahen den Baron taumeln, schauten in sein verzerrtes Gesicht, wo der Abdruck des Kreuzes deutlich zu sehen war und sich immer tiefer in die Haut fraß.
    »Und die anderen Dolche?« rief Mandra.
    Keiner wußte etwas.
    Ich sprang auf von Tirano zu. Genau in dem Augenblick brach er zusammen und fiel zu Boden.
    Blitzschnell bückte ich mich. Vielleicht wußte der Vampir mehr, denn noch war er nicht vernichtet. »Wo finden wir die weiteren Dolche? Wo, zum Henker?«
    Blasiger Schaum stand vor seinen Lippen. Er vermischte sich bereits mit dem Staub, da der Mund auseinander fiel.
    »Wo?«
    »Träne!« gurgelte der Vampir und krallte seine Hände in den Stoff meiner Hose. »Träne des Teufels… euch … vernichten …« Ein Zucken lief durch seinen Körper, die Augen verschwanden in den Höhlen, als hätte sie jemand hineingedrückt, dann war der Vampir-Baron endgültig vernichtet.
    Ich erhob mich. Meine Freunde starrten mich an. »Habt ihr die Worte gehört?« fragte ich.
    »Ja«, sagte Suko. »Die Träne des Teufels. Aber was ist das?«
    »Keine Ahnung.« Ich hob die Schultern. »Weißt du es, Mandra?«
    »Auch nicht.«
    »Aber wir haben eine Spur.« Ich gab mich optimistisch. »Die Träne werden wir schon finden, verlaßt euch drauf.«
    Im Rattentempel hatten wir nichts mehr zu suchen. Zu viert verließen wir ihn. Und alle vier lebten wir.
    Auch der so schwerverletzte Wildhüter. Und das war, so finde ich, ein guter Abschluß.
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 026 »Kalis Schlangengrube«

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