0306 - Die Erde spie den Schrecken aus
Zamorra erzählt, daß er die Locusta in einem unterirdischen Gang besiegte, der zu den palatinischen Gefängnissen führte. Und dieser Gang ist bis heute nicht gefunden worden. Los jetzt. Der Staub hat sich verzogen - und unsere lästigen Bewacher auch. Nutzen wir die Gunst der Stunde!«
»Sag mal. Den Helden spiele ich aber gewöhnlich!« murmelte Michael Ullich, während sie der Öffnung im Boden zurobbten.
»Heute nicht. Es sind keine hübschen Mädchen in der Nähe!« bemerkte Carsten bissig. »Da darfst du dich ruhig etwas zurückhalten!«
Gemeinsam erreichten sie den Rand, wo die Erde in einen unterirdischen Hohlraum hinabgestürzt war.
»Mich laust der Affe!« stieß der blonde Junge aufgeregt hervor. »Da unten sind tatsächlich Gewölbereste zu erkennen. Das muß der Gang sein!«
»Wir werden es feststellen, Micha!« sagte Carsten Möbius. »Weil wir nämlich da runter steigen.«
»Aber das ist doch zu hoch. Da benötigen wir ein Seil!« protestierte Ullich.
»Wir haben die Peitsche. Und wenn wir unsere Jacken zusammenknoten, dann müßte es lang genug sein. Die restlichen drei Meter springen wir!«
»Sag mal, hast du Getriebeschaden?« fragte Michael Ullich. »So einfach ins Ungewisse springen…!«
»Wir haben keine Zeit, uns wie Louis Trenker auszurüsten!« fauchte Möbius gallig. »Weder mit Pickel und Rucksack noch mit Gamsbart am Hut, wir müssen machen, daß wir hier fertig werden. Hast du Merlins Worte vergessen? Die Zeit drängt!«
»Gut. Dann mache ich den Anfang!« sagte Michael Ullich entschlossen. »Immerhin habe ich den Auftrag, schön auf dich aufzupassen. In der geheimen Hoffnung, daß du nicht auf den Gedanken kommst, in einer Badewanne die Niagara-Fälle runter zu fahren…!«
»Quatsch keine Opern!« zischte Carsten Möbius, der inzwischen die Jacke der beiden Freunde mit der Peitsche verknotet hatte und dieses improvisierte Kletterseil in den gähnenden Abgrund hinunter ließ. »Vorwärts. Gerate in Schweiß und schwing die Hufe!«
So schnell es ging, begann sich Michael Ullich abzuseilen.
»Zwei Knaben stiegen auf einen Turm. - Den einen plagte ein Bandwurm. - Der andere froh und munter - ließ sich daran herunter!« hörte Carsten Möbius den Freund vor sich hinbrabbeln.
Dann ein dumpfer Fall und eine nicht druckreife Bemerkung, die einer älteren Dame die Empörung ins Gesicht getrieben und junge Mädchen zum Kichern gebracht hätte.
»Stell dich nicht so an!« rief Carsten Möbius hinunter. »Wenn ich nur an deine Heldensagen aus deiner Bundeswehrzeit denke. Oder ist dir was Ernsthaftes passiert!«
»Komm runter und du weißt es!« lautete die bissige Antwort. »Hier ist nämlich eine ganz nette Versammlung freundlicher Tierchen im Gange!«
»Der wahre Soldat kennt alle Maulwürfe seines Standortes mit Namen!« erklärte Carsten Möbius.
»Maulwürfe heißen alle Pauli!« kam es von unten. »Aber hier unten sind jede Menge Mäuse!«
»Na, das trifft sich gut. Du hast doch nie welche!« erklärte Möbius salbungsvoll, während er an der Peitsche herunterkletterte. Unmittelbar darauf pendelten seine Füße im Nichts. Doch schon spürte er, wie ihn Michael Ullich von unten stützte.
»Es sind ungefähr 20 Zentimeter, die man springen muß!« sagte er, nachdem er den Freund langsam runter gelassen hatte. »Und die Mäuse sind zwar vorwitzig, aber nicht angriffslustig!«
»Unten wären wir also!« sagte Carsten Möbius befriedigt. »Nun müssen wir nur noch den Flammengürtel finden!«
»Und der liegt unter einer der Steinplatten, die einen sehr langen Gang abdecken!« sagte Michael Ullich. »Ich fürchte, wir werden jeden einzelnen Stein auswühlen müssen, um darunter nachzusehen! Weißt du, was das bedeutet, mein Freund?«
»Schweine-Maloche!« knurrte Carsten Möbius. »Wo das doch so ungesund ist!«
»Diese Arbeit ist wie ewiger Urlaub!« lachte Michael Ullich. »nach den ersten Spatenstichen kommst du dir vor wie in den heißesten Tropen.«
»Lieber Schweißperlen als gar kein Schmuck!« knurrte Carsten Möbius. »Aber wenn ich etwas Metall hätte, dann könnte man die Arbeit vielleicht umgehen !«
»Wenn mein Schwert angenehm ist?« fragte Michael Ullich. Er hatte, wie üblich, die Lederscheide, in der er das Schwert »Gorgran« verborgen hatte, über die Schulter gehängt. Nur zu ganz besonderen Anlässen trennte er sich von dieser unvergleichlichen Waffe. Gorgran war so hart und scharf, daß man sogar Steine damit schneiden konnte.
»Es wird nicht
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