0307 - In der Lavahölle
Übersinnlichen wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.
»Ich war ein Narr, das Amulett so leichtfertig aufs Spiel zu setzen!« ärgerte er sich, nachdem er die Situation erfaßt und verarbeitet hatte.
»Versuche, die Silberscheibe zu rufen. Sie eilt doch stets zu dir, wenn du sie gezielt anrufst. Warum auch nicht diesmal?« hatte Pater Aurelian einen Einfall.
»Deine Ideen und Rothschilds Geld!« stöhnte Professor Zamorra.
»Gib mir Rothschilds Geld - dann habe ich es nicht mehr nötig, Ideen zu entwickeln!« gab Aurelian lächelnd zurück. »Vor allem aber Rothschilds Weinkeller!«
»Komm zu mir!« befahl Professor Zamorra dem Amulett. »Wo immer du dich jetzt befindest. Ich will, daß du zu mir kommst!«
Im selben Augenblick kam etwas silbrig Glänzendes aus der Felswand. Die Kette war noch daran befestigt. Zwei handbreit vor Professor Zamorra schwebte das Amulett frei im Raum. Mit beiden Händen griff Professor Zamorra nach der Silberscheibe.
»Schade, daß die Kette hin ist!« sagte der Parapsychologe mit leisem Bedauern in der Stimme.
»Was Wunden schlägt, vermag auch Wunden zu heilen!« erklärte Aurelian und streckte die Hand nach der Kette aus. Er nahm die beiden aufgeschnittenen Enden und legte sie auf den Brustschild.
Wie zwei kleine Sandvipern krochen die Metallkettenteile aufeinander zu. Professor Zamorra erkannte, daß sie sich zusammenfügten, als ob sie von den Meisterhänden eines Goldschmiedes zusammengeschweißt würden.
Lächelnd hielt Aurelian ihm die geschlossene Kette mit dem Amulett wieder entgegen. Einen kurzen Moment zögerte der Meister des Übersinnlichen. Dann hängte er sich Merlins Stern wieder über den Hals.
»Übrigens hat sich da eine Tür geöffnet!« erwähnte Aurelian beiläufig. Zamorra hatte den Umstand noch nicht bemerkt, weil er zu sehr mit dem Amulett beschäftigt war.. Erst jetzt, als er Aurelians weisenden Arm nachblickte, erkannte er, daß sich eine rechteckige Tür im Felsmassiv seitlich verschoben hatte.
»Sehen wir mal nach, was sich hier verbirgt!« lud ihn Aurelian ein. Mit forschen Schritten ging er voran. Doch Professor Zamorra wußte ganz genau, daß der Freund in seinem ganzen Vorgehen sehr vorsichtig war. Der Pater vermied nach Möglichkeit jede direkte Konfrontation und jeden Konflikt. Erst wenn er den Gegner genau als Dämonenwesen erkannt hatte, schlug er zu.
Professor Zamorra folgte ihm. Beiläufig nahm er wahr, daß Aurelian mit dem Brustschild die Räume und Gänge auslotete, durch die sie schritten. Überall das gleiche Bild. Unzählige Regale bis unter die Decke. Und darin dicht gestapelt kleine Kassetten. Es sah aus wie in einer gigantischen Videothek.
Wie auch immer die Technik der DYNASTIE aufgebaut war. Hier lagerte das gesamte, in Äonen gesammelte Wissen dieser geheimnisvollen Macht aus den Tiefen des Universums. Wem es gelang, dieses Wissen sich zu eigen zu machen, konnte der Herr des Universums werden.
»Zerstören!« stieß Professor Zamorra hervor. Doch dann verbesserte er sich wieder. »Erhalten muß man es and den Menschen zugänglich machen!«
»Beides ist falsch!« sagte Pater Aurelian ruhig. »Sicher sind hier viele Dinge gespeichert, die zum Fluch für alles Leben werden können. Andere hingegen mögen der Menschheit zum Segen gereichen. Doch wer will das so genau wissen.«
»Man müßte sich in dieses Wissen vertiefen und nur die Dinge weitergeben, die dem Frieden dienten!« überlegte Professor Zamorra.
»Ein Mensch, auch wenn ihm die Ewigkeit gehört, wird nicht genügend Lebensspanne haben, um all das zu erfassen, was hier an Wissen schlummert!« sagte Pater Aurelian. »Und sein Verstand ist zu klein, alles zu begreifen. Vergiß nicht, daß man bei der DYNASTIE den Begriff von Gut und Böse nicht kennt. Willst du, ein Mensch, die Unterscheidung treffen?«
»Ich begreife nicht!« Professor Zamorra war ratlos und sah den Freund ohne Verständnis an.
»Das Feuer ist Fluch und Segen zugleich!« sagte Aurelian. »Es wärmt und zerstört. Du weißt es sehr gut. Wenn sich nun in diesen Datenträgern das Geheimnis des Feuers befinden würde - würdest du es dann der Menschheit zugänglich machen oder es ihr vorenthalten?«
Darauf wußte der Meister des Übersinnlichen keine Antwort.
»Lassen wir das Schicksal entscheiden, was geschieht!« schlug Pater Aurelian vor. »Gehen wir zurück und sehen wir, was geschieht!«
Er zog Professor Zamorra am Arm zum Ausgang. Doch am Schott, das nach draußen führte, prallte er
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