0308 - GrÃŒner Mond ÃŒber Jelly-City
Seitentür und schwang sich nach hinten auf die Pritsche. Er nahm neben Keegan Platz. Menchos warf seinem Freund einen erstaunten Blick zu.
Warum war der Kolonist nicht vorn geblieben?
Piana schien angestrengt nachzudenken. Ab und zu fuhr er sich mit der Hand über die Stirn oder rieb seinen Nacken. Endlich begann er zu sprechen.
„Manchmal habe ich ein komisches Gefühl", sagte er. „Dann bezweifle ich, ob das, was ich tue, richtig ist."
Menchos sah Keegan an und schüttelte warnend den Kopf.
„Ich verstehe nicht", sagte Menchos. „Wir müssen nur die Befehle befolgen."
„Ich weiß", entgegnete Piana. „Ich gebe mir große Mühe, aber manchmal lehnt sich alles in mir auf."
Bevor Menchos oder Keegan antworten konnte, hielt das Fahrzeug. Orbcyk öffnete die Tür und streckte den Kopf aus dem Fenster.
„Manchmal will Piana die Befehle nicht befolgen", sagte er. „Er redet dann wirres Zeug. Ich frage mich, ob wir ihn melden sollen."
„Vielleicht melde ich mich selbst", sagte Piana unschlüssig. „Vielleicht bin ich eine Gefahr für das Ziel, ohne es zu wissen."
Menchos war jetzt sicher, daß Piana kein Immuner war. Der Kolonist besaß lediglich eine ungewöhnliche Widerstandskraft gegen die Hypnobefehle. So kam es, daß er ab und zu an der Richtigkeit seines Handelns zweifelte. Wenn er nicht lernte, darüber Stillschweigen zu bewahren, würden ihn die anderen Beeinflußten töten.
Menchos fragte sich, wie er dem Funktechniker helfen konnte. Es war sinnlos, wenn Keegan und er sich als Immune offenbarten. Drew Piana würde es nicht verstehen. Nicht nur das, er würde sie sogar an die anderen Kolonisten verraten.
„Sollen wir ihn zum Raumhafen mitnehmen?" fragte Orbcyk. Das Problem erwies sich für sein parapsychisch beeinflußtes Gehirn als zu groß.
„Der Befehl sagt, daß alle technisch und astronautisch geschulten Kolonisten sich versammeln sollen", sagte Menchos. „Piana gehört dazu."
„Das stimmt", gab Orbcyk zu.
„Ich melde mich im Raumhafen", sagte Piana.
Menchos wußte, daß es sinnlos war, den kahlköpfigen Kolonisten von seinem Entschluß abzubringen. Wenn er Piana drängte, hätte dieser nur Verdacht geschöpft. Orbcyk nahm seinen Platz wieder ein und fuhr los.
Sie kamen jetzt nur langsam voran. Die Hauptstraße war von Fahrzeugen aller Art verstopft, deren Ziel der Raumhafen war. Orbcyk zeigte keine große Geschicklichkeit beim Fahren.
Noch immer sendeten die Kristalle den gleichen Befehl.
Diese ständige Wiederholung der Anordnungen würde die Kolonisten noch automatenhafter machen. Menchos wünschte, Piana wäre wieder nach vorn gegangen, damit er und Keegan sich unterhalten konnten. Der Kolonist blieb jedoch auf seinem Platz.
Endlich erreichten sie den Stadtrand. Die Straße wurde breiter. Hier waren früher die mächtigen Verladetransporter verkehrt, die die Schiffsladungen zum Stadtrand oder zu den Fabriken gebracht hatten. Die großen Wagen standen jetzt verlassen auf ihren Parkplätzen vor dem Raumhafen und wurden nicht mehr benutzt. Kein Schiff landete mit irgendeiner Fracht auf New Luna.
Squart Menchos richtete sich auf und blickte über das Führerhaus des Wagens hinweg. Vor ihm breitete sich der Raumhafen von Jelly-City aus. Auf der kilometerlangen Landefläche standen die vier Schiffsgiganten, die OLD MAN ausgeschleust hatte. In der Nähe des Verwaltungsgebäudes parkten die Fahrzeuge, die die Kolonisten aus der Stadt gebracht hatten. Vor dem Haupttor des mittleren Gebäudes sah Menchos eine größere Menschenansammlung. Dort schien die neue Befehlsstelle zu sein.
Keegan stand ebenfalls auf, ging um Piana herum und stellte sich neben Menchos. Er lehnte seine Arme auf die Rückwand des Führerhauses. Jarp Orbcyk fuhr jetzt langsamer; er hielt offenbar bereits nach einem günstigen Parkplatz Ausschau.
„Was wird mit Drew Piana?" erkundigte sich Keegan im Flüsterton.
„Wahrscheinlich schickt man ihn in die Stadt zurück", sagte Menchos ohne Überzeugung. „Dort kann er keinen großen Schaden anrichten."
„Und wenn man ihn tötet?"
„Was sollen wir tun?" fragte Menchos bitter. „Willst du die Verantwortung für jeden einzelnen Kolonisten übernehmen? Zunächst müssen wir für uns selbst sorgen. Wenn wir uns ständig um Männer wie Piana kümmern, geraten wir nur in Gefahr."
„Es gibt eine Verantwortung, der sich niemand entziehen kann", erklärte Keegan fest. „Wenn in diesem Augenblick am anderen Ende der Stadt ein Kolonist erschossen wird, können
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