0309a - Tod im Fesselballon
Dunkeln.
Die Gestalt lief geduckt auf die Haustür zu und lauschte. Innen rührte sich nichts. Kein Laut war zu hören.
Die Gestalt beugte sich zum Schlüsselloch hinunter. Der dünne Strahl einer Taschenlampe blitzte kurz auf und verlosch sofort wieder. Ein Schlüssel glitt ins Schloss. Es knackte. Die Tür öffnete sich.
Die dunkle Gestalt huschte lautlos ins Haus.
Wieder blitzte die Taschenlampe auf. Der Strahl tanzte über die Wände der schmalen Diele, an der Ölgemälde und Kupferstiche hingen.
Der dicke Teppich dämpfte die Schritte des Eindringlings. Er durchquerte die Diele und drückte vorsichtig die Klinke der letzten Tür herunter.
Er schlüpfte in den dahinter liegenden dunklen Raum, an dessen Ende eine breite, verglaste Front lag, die nach hinten in den kleinen Park hinausführte.
Wieder trat die Taschenlampe in Aktion. Hinter ihrem Schein wanderte die Gestalt auf den großen Schreibtisch zu, der am Fenster stand.
Sie setzte sich in den dahinter stehenden Sessel und begann die Schubladen aufzuziehen. Papier raschelte und flatterte auf den Boden.
Der Schreibtischschlüssel drehte sich im Schloss.
Plötzlich ein Knurren.
Wie ein Blitz tauchte der Schatten wieder aus der Versenkung auf. Das Licht der Lampe erlosch.
Das Knurren verstärkte sich und schließlich bellte der Hund.
Der Lichtstrahl blitze wieder auf. In der Ecke neben dem großen Schrank saß ein kleiner Pekinese in einem Korb und kläffte.
Mit lautlosen Bewegungen ging die schwarze Gestalt auf das Tier in dem Weidenkorb zu. Der Pekinese jaulte. Er blinzelte in das helle Licht.
Eine schnelle Bewegung, dann blitzte im Licht der Taschenlampe die Klinge eines Messers auf.
Der kleine Hund stieß einen Schrei aus, dann war er still.
Der Schatten begab sich wieder zum Schreibtisch und suchte weiter.
Plötzlich schien der Eindringling das gefunden zu haben, was er suchte. Unbeweglich saß er hinter dem Schreibtisch und las Schriftstücke, die sich in einem Aktenhefter befanden.
Eine Treppe knarrte.
Der Eindringling schnellte hoch, das Lampenlicht erlosch. Der Unbekannte wechselte zu der breiten Glasfront hinüber, in der sich die Tür zur Terrasse befand. Schritte huschten. Der Schatten reagierte zu spät.
In dem großen Wohnraum, dessen Wände mit Bücherregalen und Bildern bedeckt waren, flammte das Deckenlicht auf.
In der Tür stand eine ältere Frau mit grauen Haaren und runzeligem Gesicht.
Die schwarze Gestalt an der Tür regte sich und drehte den Schlüssel der Terrassentür schnell herum.
Die grauhaarige Frau blickte hinüber.
Wie eine zweite Haut lag das trikotartige Gewand am Körper des Fremden an. Auf dem Kopf trug er eine schwarze Haube.
Dunkle Augen sahen zu der alten Frau hinüber.
Diese schlug die Hände vor das Gesicht und schrie laut auf.
Der Schatten rannte durch den Park davon.
***
Der Morgen graute. Das Telefon klingelte. Ich wachte auf und blieb eine Weile liegen. Erst als der Apparat zum dritten Mal läutete, stand ich auf und ging hinüber. Unsere Zentrale war am Apparat.
»Was gibt es?«, brummte ich, immer noch schlaftrunken.
»Es ist ein Mord passiert«, sagte der Kollege.
Ich wurde wacher. »Im Fall Rood / Lavers?«, fragte ich.
»Ja. Wir bekamen eben Nachricht von der City Police. Sie haben gestern unsere Fahndungsmeldung nach Vicki Rood gelesen. Deshalb hielten sie es für richtig, auch uns in dieser Angelegenheit zu verständigen.«
»Wer ist getötet worden?«
»Ein Pekinese.«
»Ein was?« Ich hatte nicht richtig gehört, da ich gerade gähnen musste.
»Ein Pekinese«, wiederholte der Kollege. »Ein Kilo schwer, mit platter Nase, dunklen Augen und kurzen Ohren.«
»Ein Hund? Lass die dummen Faxen«, fuhr ich ihn an.
»Halt Jerry«, rief er. »Hör zu. Dieser Pekinese ist der Hund von Bud Lavers, dem Restaurator, der in dem Ballon Zenit ums Leben gekommen ist. Du bearbeitest doch den Fall. Deshalb habe ich dich angerufen.«
Er berichtete mir alles, was die City Police, die von der grauhaarigen Dame alarmiert worden war, ermittelt hatte.
»Eine schlanke Gestalt in einem schwarzen Trikot, sagst du?«, meinte ich nachdenklich.
Er bestätigte es nochmals.
»Hat sie gesprochen?«
»Nein, sie ist geflüchtet und hat ein kleines Chaos in Bud Lavers Arbeitszimmer hinterlassen.«
»Haben die Cops auch herausgefunden, was die dunkle Gestalt in Bud Lavers Haus gesucht hat?«
»Nein Jerry. Als ich die Funkmeldung bekam, habe ich sofort angeordnet, dass alles so liegen bleibt, wie die
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