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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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blaß wurde. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Wenn ich das wüßte! Auch Mr. Groat hat keine Ahnung. Die Zeichnung der Hand war genau und scharf. Zuerst dachte ich, daß eins der Dienstmädchen es getan hätte, aus Rache, dem einen ist nämlich gekündigt worden. Aber es ist ausgeschlossen, die Dienstbotenzimmer liegen im Hinterhaus, und die Verbindungstür ist nachts verschlossen.«
    Sollte die geheimnisvolle Fremde also nicht nur sie, Eunice, sondern auch Digby Groat gewarnt haben?
    Sie war mit dem Frühstück fast fertig, als Digby erschien. Er sah müde und abgespannt aus. Als er Platz nahm, blickte er Eunice prüfend von der Seite an.
    »Es tut mir leid, daß Sie schon fertig sind, Miss Weldon! - Hat Jackson Ihnen gesagt, was in der Nacht passiert ist?«
    »Ja - haben Sie eine Ahnung, was es bedeuten könnte?«
    »Nein, aber es bedeutet Unannehmlichkeiten für den Täter, wenn ich ihn erwische.«
    Dann erkundigte er sich, wie es seiner Mutter heute morgen ginge. Da Eunice immer morgens, wenn sie herunterkam, nach dem Befinden von Mrs. Groat fragte, konnte sie ihm mitteilen, daß es ihr besser gehe und sie eine gute Nacht gehabt habe.
    »Und wie haben Sie geschlafen, Miss Weldon?« fragte er.
    »Ausgezeichnet«, log sie.
    »Haben Sie meine Pralinen versucht?«
    »Sie sind ausgezeichnet.«
    Der nächtliche Vorfall mußte Digby doch ziemlich beunruhigt haben. Als sie ihn zufällig an diesem Morgen noch einmal sah, fand sie ihn sehr nervös. Sie brachte ihm eine Rechnung, die sie noch zwischen anderen Papieren gefunden hatte, und war überrascht, daß er mit sich selbst sprach.
    Am Nachmittag fuhr Digby zu einem Empfang bei Lord Waltham, den dieser zu Ehren eines ausländischen Diplomaten gab, der England einen Besuch abstattete. Digby pflegte geschickt die Beziehungen zu Lord Waltham, der einer der fünf großen Finanzmänner der City war. Es ging Digby Groat darum, ein Syndikat zu bilden, das die großen Güter der Dantons aufkaufen sollte, über die er in kurzer Zeit verfügen würde.
    Es gab viele Damen in dieser glänzenden Gesellschaft, die gern seine Bekanntschaft gemacht hätten. Man wußte, daß er Anwärter auf ein großes Vermögen war. Digby jedoch wich den Damen aus. Die Mädchen seines Kreises schienen wenig Anziehungskraft für ihn zu haben. Seine Freunde erzählten, wenn sie unter sich waren, Geschichten von ihm, die nicht gerade ehrenvoll für ihn waren. Man wußte von allerhand Abenteuern zu berichten, meist von schmutzigen Affären.
    »Wie geht es Ihrer Mutter, Groat?« fragte Lord Waltham an diesem Nachmittag.
    »Ich danke für Ihre Nachfrage, sie ist schon auf dem Weg der Besserung.« Er wäre einer Unterhaltung über seine Mutter gerne ausgewichen.
    Lord Waltham runzelte die Stirn.
    »Ich kann eigentlich nicht verstehen, warum sie sich in den letzten Jahren so verändert hat. Sie sah vorher so schön und jugendlich aus und war eine der lebhaftesten Frauen, denen ich begegnete. Aber plötzlich ging ihr aller Lebensmut, jede Lebensfreude verloren, und -verzeihen Sie, wenn ich diesen Ausdruck gebrauche - sie alterte zusehends.«
    »Auch mir ist es nicht entgangen«, erwiderte Digby, »aber Frauen ihres Alters verfallen oft rasch.«
    »Ich dachte, es wäre noch ein besonderer Grund vorhanden - aber ich vergesse immer, daß Sie ja Arzt sind!«
    Digby verabschiedete sich bald. Er entschuldigte sich damit, daß er noch unaufschiebbare Versuche in seinem Laboratorium ausführen müsse. Als er in seinen Wagen stieg, lachte er in sich hinein. Was hätte wohl Lord Waltham gesagt, wenn er ihm die wirklichen Gründe auseinandergesetzt hätte, die für den körperlichen Verfall seiner Mutter verantwortlich waren. Er selbst hatte es nur zufällig herausgebracht. Sie war dem Morphium verfallen.
    Als er es entdeckt hatte, leitete er sofort energisch eine Entziehungskur ein, nicht weil er sie liebte, sondern weil ihn Experimente interessierten. Er fand heraus, woher sie das Gift bezog, und mit der Zeit entfernte er immer mehr von dem narkotischen Stoff aus den Pillen, bis er ihn schließlich völlig durch unschädliche Beigaben ersetzte.
    Das Resultat für die alte Frau war verheerend. Sie welkte plötzlich dahin, und Digby, den sie bis dahin völlig beherrscht hatte, wurde zu seinem Erstaunen Herr über sie. Er zog auch sofort Vorteile aus der neuen Lage. Tag und Nacht ließ er sie beobachten, damit sie sich nicht anderswoher Morphium beschaffen konnte, denn seitdem es ihr ferngehalten wurde, war ihre Energie

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