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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sie in die Arme geschlossen hätte. Wenn er sie jetzt gebeten hätte, mit ihm davonzulaufen oder die größte Torheit zu begehen, sie würde freudig zugestimmt haben.
    Aber er saß ruhig an ihrer Seite, hielt nur ihre Hand in der seinen und träumte von einer goldenen Zukunft.
    »Gute Nacht, Jim.« Ihre Stimme klang kühl und ein wenig enttäuscht, als sie die Handschuhe anzog und ihm die Hand gab.
    Sie standen vor der breiten Treppe von Mrs. Groats Haus.
    »Gute Nacht«, sagte er leise und unsicher.
    Sie wäre fast in Tränen ausgebrochen, als sie in ihr Zimmer kam und die Tür hinter sich schloß. Lange schaute sie in den Spiegel - dann schüttelte sie den Kopf.
    Währenddem fuhr Jim, in rosige Träume versunken, zu seiner Wohnung. Als der Wagen mit einem Ruck vor seiner Haustür hielt, würde er wohl weitergeträumt haben, wenn ihn der Fahrer nicht unwirsch daran erinnert hätte, daß er noch zu bezahlen habe. Das brachte ihn auf die Erde zurück.
    Als er aufschließen wollte, öffnete sich die Tür von innen, eine Dame, ganz in Schwarz, kam heraus. Sie ging an ihm vorbei und eilte zu einem Auto, das einige Schritte von der Haustür entfernt hielt. Wer konnte es sein? Neugierig schaute er ihr nach.
    Er vergaß sie gleich wieder, die Verzauberung durch das eben Erlebte war noch zu mächtig. Lange saß er in seinem großen Armsessel, schaute ins Leere und rief sich jede Kleinigkeit des Abends ins Gedächtnis zurück.
    Seufzend erhob er sich, warf einen gleichgültigen Blick auf den Tisch. Am Nachmittag hatte er noch alles notiert, was sich auf den Fall bezog. Das Notizheft lag auch dort, aber...
    Er hätte darauf schwören können, daß er es offen hatte liegenlassen. Er besaß ein gutes Gedächtnis für kleine Nebenumstände. Das Heft hier war nicht nur geschlossen, sondern lag auch an einer anderen Stelle.
    Jeden Morgen kam eine Aufwartefrau, die das Bett machte und die Wohnung reinigte. Sie hatte keinen Schlüssel, er ließ sie selbst herein. Gewöhnlich kam sie, wenn er sich das Frühstück zubereitete.
    Er öffnete das Notizheft - zwischen den Seiten, dort wo er zu schreiben aufgehört hatte, lag ein Schlüssel, an den ein kleiner Zettel mit der Aufschrift D. G.'s Hauptschlüssel gebunden war.
    Jim erkannte die Handschrift; es war die gleiche wie auf der grauen Karte, die Eunice damals gefunden hatte. Das Zeichen der blauen Hand aber fehlte.
    Die Dame in Schwarz war also in seiner Wohnung gewesen und hatte ihm den Schlüssel zu Digby Groats Haus in die Hand gespielt!
    Er war starr vor Staunen.

15
    Eunice wachte am nächsten Morgen unzufrieden auf. Erst als sie ganz munter war, sich im Bett aufsetzte und den feinen Tee trank, den ihr das Mädchen gebracht hatte, kam ihr zum Bewußtsein, warum sie sich in dieser Gemütsverfassung befand, und sie lachte über sich selbst.
    Ach, so ist das also, Eunice Weldon! Weil der beste junge Mann, den es auf der Welt gibt, zu anständig, zu rücksichtsvoll oder zu furchtsam war, dich zu küssen, bist du böse und enttäuscht! Außerdem ist es unverzeihlich, einem Mann so weit entgegenzukommen und ihm beinah selbst einen Antrag zu machen! Es ist nicht das Benehmen einer Dame. Du hättest auch nicht die einfache Wohnung in der Nähe der Eisenbahnschienen erwähnen dürfen, sondern dich zufriedengeben und warten müssen, bis er von selbst den Teppich vor deinen Füßen entrollt! Ich glaube übrigens nicht, daß er in seinen Zimmern auf nacktem Fußboden geht, er wird hübsche Teppiche haben, und die Aussicht ist sicher auch nicht so übel, wenn nicht gerade die Züge vorbeirasseln. Und - doch genug jetzt, du mußt aufstehen, Eunice Weldon!
    Schnell schlüpfte sie aus dem Bett.
    Als Digby Groat durch den Gang kam, hörte er sie im Bade singen. Er lächelte vor sich hin. Er hatte dieses Mädchen aus böser Laune ins Haus geholt - nun weckte sie beinah aufrichtige Gefühle in ihm und wurde ihm täglich unentbehrlicher. Selbst der Umstand, daß er sie heiraten mußte, erschien ihm als kleines Opfer. Sie sollte die Zierde seines Hauses werden!
    Jackson sah, wie er lächelnd die Treppe herunterkam.
    »Es ist wieder ein Karton Schokolade abgegeben worden«, flüsterte er geheimnisvoll.
    »Werfen Sie die Schachtel weg! Oder - geben Sie sie meiner Mutter!«
    Jackson starrte ihn an.
    »Wollen Sie nicht...«
    »Stellen Sie nicht so viele neugierige Fragen, Jackson!« unterbrach ihn Digby wütend. »Sie kümmern sich zu sehr um meine Angelegenheiten. Und wenn wir schon dabei sind, merken

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