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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Sie sich eins - lassen Sie Ihr verfluchtes Grinsen, wenn Sie mit Miss Weldon reden! Benehmen Sie sich so, wie sich ein Diener einer Dame gegenüber zu benehmen hat! Haben Sie mich verstanden?«
    »Ich bin kein Diener«, erwiderte der Mann düster.
    »Diese Rolle haben Sie aber jetzt zu spielen - und zwar gut.«
    »Ich habe die Dame immer respektvoll behandelt...«
    »Bringen Sie mir die Morgenpost ins Speisezimmer«, befahl Digby kurz.
    Eunice kam gleich darauf.
    »Guten Morgen, Miss Weldon.« Digby schob ihr einen Stuhl an den Tisch. »Haben Sie sich gestern abend gut amüsiert?«
    »Oh, ausgezeichnet.« Sie sprach, um ihn abzulenken, sofort von etwas anderem. Er berührte den gestrigen Abend nicht mehr.
    Nach dem Frühstück sprach Digby mit dem Arzt, der von seiner Mutter kam. Er erfuhr, daß sie wiederhergestellt sei, ein Rückfall könne zwar eintreten, sei aber unwahrscheinlich. Er wollte heute morgen unbedingt mit seiner Mutter sprechen.
    Sie saß im Rollstuhl am Fenster, zusammengekauert, eine unansehnliche Gestalt. Ihre dunklen Augen starrten abwesend auf das Teppichmuster. Ihre Gedanken beschäftigten sich mit Eunice Weldon. Sie tat es völlig unbeteiligt, ohne irgendein Gefühl für das Mädchen. Wenn Digby sie haben wollte, mochte er sie nehmen. Ihr Schicksal interessierte sie nicht mehr als die Fliege, die an der Fensterscheibe summte. Zwar wäre es besser gewesen, wenn sie überhaupt nicht hier gewesen wäre, die Narbe am Handgelenk - sie war bedeutend größer als ein Halbschillingstück, wahrscheinlich ein Zufall, alles ein ... Hauptsache, wenn Digby sich jetzt mit ihr beschäftigte und sie selbst in Ruhe ließ - wenn er keine Zeit hatte, zu ihr zu kommen, sich um sie zu kümmern. Sie fürchtete sich entsetzlich vor ihm. Sie wußte, daß er sie wie eine Kerze auslöschen, aus dem Weg räumen würde, sobald er es für vorteilhaft hielte. Das Testament - von dem er, wie sie glaubte, nichts wußte -, es würde eine böse Überraschung für ihn sein. Schade, daß sie nicht dabeisein konnte - seine ohnmächtige Wut...
    Die Tür wurde einen Spalt geöffnet, jemand unterhielt sich mit der Krankenschwester im Flüsterton, dann trat Digby ins Zimmer.
    »Wie geht es dir heute, Mutter?« fragte er liebenswürdig.
    »Sehr gut, mein Junge, es geht mir wirklich gut ...« Ihre Stimme zitterte. »Willst du nicht Platz nehmen?« Sie sah sich ängstlich nach der Krankenschwester um, aber sie hatte das Zimmer schon verlassen. »Würdest du die Pflegerin rufen? Ich brauche sie, mein Junge.«
    »Das kann warten«, antwortete er kalt. »Ich muß noch einiges mit dir besprechen, bevor sie zurückkommt. Zuerst möchte ich wissen, warum du ein Testament zugunsten Estremedas gemacht und mich mit lumpigen zwanzigtausend Pfund abgefunden hast?«
    Sie brach unter diesem Schlag beinah zusammen und wimmerte kläglich.
    »Ein Testament, mein Junge? Mein Gott, wovon sprichst du?«
    »Von dem Testament, das du gemacht und in deinem Geheimfach versteckt hast. Sage mir jetzt bloß nicht, daß es ein Scherz war oder daß du nicht bei Verstand warst, als du es tatest. Ich will die Wahrheit hören!«
    »Ich habe das Testament schon vor vielen Jahren gemacht - ich dachte damals, daß mein ganzes Vermögen nicht mehr als zwanzigtausend Pfund betrage ...«
    »Du lügst! Du hast das Testament gemacht, um dich an mir zu rächen.«
    Bleich vor Schrecken und Angst sah sie ihn an.
    »Ich habe es verbrannt«, fuhr Digby fort. »Und wenn du Miss Weldon siehst, die dabei war, als ich es vernichtete, wünsche ich, daß du ihr erzählst, das Testament sei gemacht worden, als du nicht ganz richtig im Kopf warst!«
    Mrs. Groat konnte nicht sprechen, ihr Unterkiefer zitterte, sie dachte nur daran, wie sie die Aufmerksamkeit der Krankenpflegerin auf sich lenken könnte.
    »Stell meinen Stuhl ans Bett, Digby«, bat sie schwach, »das Licht ist hier zu grell.«
    Er zögerte erst, aber dann erfüllte er ihren Wunsch. Als er sie nach der Klingel tasten sah, die am Bett angebracht war, lachte er spöttisch.
    »Du kannst deine verdammte Krankenschwester ja nicht ewig hier festhalten! Aber keine Angst, es geschieht dir nichts! Denk jetzt lieber daran, was ich dir gesagt habe, und tu, was ich wünsche - in ein paar Minuten schicke ich Miss Weldon unter dem Vorwand zu dir, daß du ihr Aufträge geben willst und daß sie einige Briefe für dich zu beantworten hat. Hast du mich verstanden?«
    Als Eunice ins Krankenzimmer kam, fand sie Mrs. Groat unruhig und schlecht

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