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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Apathie verwandeln. Der Widerstand wird nicht sofort, aber allmählich verschwinden. Die Droge kann auch einen starken Charakter mit der Zeit schwächen.«
    »Ich verstehe«, sagte Jim ruhig. »Sagen Sie mir bitte, ob es möglich ist, eine Person, die einem jungen Mädchen solche Süßigkeiten schenkt, vor Gericht zu stellen und zur Verurteilung zu bringen?«
    »Das glaube ich nicht. Wie ich schon sagte, sind die Mengen verschwindend klein, ich habe mit meiner Untersuchungsmethode nur Spuren davon gefunden. Ich vermute aber, daß bei Wiederholungen dieses Geschenkes die Beimengungen von Woche zu Woche gesteigert würden. Wenn Sie mir nach drei Wochen wieder Pralinen oder etwas anderes Verdächtiges bringen, kann ich Ihnen vielleicht schon genauere mengenmäßige Angaben machen.«
    »Enthielten alle Pralinen gleich viel von dem Stoff?« »Ja, die Beimengung muß sehr geschickt ausgeführt worden sein. Die Schokolade ist in keiner Weise verfärbt. Dazu ist nur ein Chemiker oder ein Arzt, der besondere Erfahrung darin hat, imstande.«
    Jim antwortete nichts. Er verabschiedete sich und ging noch ein wenig im Hyde Park spazieren, denn er wollte allein sein, um über alles ungestört nachdenken zu können. Für heute abend war er ja mit Eunice zum Essen verabredet. Der Gedanke, daß sie noch länger in Groats Haus ausharren mußte, quälte ihn.

14
    Jim hatte Eunice noch nie im Abendkleid gesehen. Sie trug ein verhältnismäßig einfaches Kleid aus heller Seide, das ihre schlanke Gestalt unterstrich und das Gesicht noch zarter erscheinen ließ. Er war hingerissen.
    »Nun«, fragte sie, als sie neben ihm im Wagen saß und sie den Piccadilly entlangfuhren, »wie gefalle ich Ihnen?«
    »Sie sind wunderbar!« Er saß steif neben ihr und wagte nicht, sich zu bewegen. »Ich habe fast Angst vor Ihnen, Eunice!«
    »Jim!« Sie lachte und legte ihren Arm in den seinen. Es befriedigte sie, daß sie einen so großen Eindruck auf ihn machte.
    »Ich muß Sie sehr viel fragen«, sagte sie, als sie in einer Ecke des großen Speisesaals im Ritz-Carlton-Hotel Platz genommen hatten. »Es war eigentlich verrückt von mir, daß ich Ihnen die Schokolade geschickt habe. Sie haben mich mit Ihrem Verdacht angesteckt, Jim.«
    »Ich habe mich sehr über Ihren Brief gefreut. Die Schokolade ...« Er zögerte.
    »Nun?«
    »Ich würde an Ihrer Stelle Mr. Groat sagen, daß die Pralinen ganz vorzüglich sind - und wenn er Ihnen die nächste Bonbonniere schenkt, müssen Sie mir unbedingt drei oder vier Stück davon schicken.«
    Sie war bestürzt.
    »Ist etwas darin entdeckt worden?«
    Die Frage war ihm sehr unangenehm. Er wollte sie mit dem, was ihm der Chemiker mitgeteilt hatte, nicht belasten und ängstigen, andererseits aber durfte er sie auch keiner Gefahr aussetzen.
    Sie spürte genau, daß er ihr nicht alles sagen wollte, und drang nicht weiter in ihn. Außerdem brannte sie darauf, ihm von ihren Erlebnissen mit der blauen Hand zu erzählen.
    Jim hörte aufmerksam zu, als ihm Eunice von den geheimnisvollen Vorfällen der letzten Nacht berichtete. Als sie damit zu Ende war, legte er seine Hand auf die ihre. Sie machte keinen Versuch, sie zurückzuziehen, bis der Kellner erschien, und auch dann nahm sie sie nur zögernd weg.
    »Ich werde noch einen Monat bei Mrs. Groat bleiben und will dann ins Fotoatelier zurück - das heißt, wenn man mich dort wieder haben will!«
    »Ich weiß jemand, der Sie noch viel dringender haben möchte als der Fotograf...«
    »Wer ist dieser Jemand?« fragte sie leise.
    »Jemand, der nicht um Ihre Hand bitten kann, bis er Ihnen mehr anbieten kann als die dürftige Wohnung neben dem Eisenbahngeleise.«
    Er schwieg, denn er hatte mehr gesagt, als er im Grunde zu sagen gewagt hatte. Auch sie sagte lange nichts, und er glaubte schon, er hätte sie beleidigt. Sie wurde abwechselnd blaß und rot und atmete schneller als gewöhnlich.
    »Jim«, begann sie nach einer Weile, ohne ihn anzusehen, »ich würde mich auch in einer einfachen Wohnung wohl fühlen, und ich würde selbst die Eisenbahnschienen in Kauf nehmen!« Sie hob den Kopf, und er sah, daß ein paar Tränen in ihren Augen schimmerten. »Wenn Sie sich nicht sehr in acht nehmen, Jim Steele«, sagte sie mit einem Anflug von Spott, »dann mache ich Ihnen noch einen Heiratsantrag!«
    Er war wie betäubt und konnte nicht sprechen. Völlig verwirrt kramte er nach den Zigaretten.
    »Darf ich mir eine anzünden?« fragte er aufgeregt.
    Auf der Heimfahrt wünschte sie sich, daß er

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