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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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aussehend. Gehässige Blicke trafen sie, als sie an den Rollstuhl herantrat.
    Die alte Frau vermutete, daß Eunice das Testament gefunden hatte, und haßte sie deshalb. Nur die Furcht vor ihrem Sohn war noch größer. Sie übergab ihr einige Briefe, die zu beantworten waren, und als Eunice das Zimmer verlassen wollte, hielt sie sie zurück.
    »Nehmen Sie Platz, Miss Weldon - ich will noch ein paar Worte mit Ihnen über das Testament sprechen, das Sie gefunden haben. Es ist gut, daß Sie es entdeckten, denn ich hatte vergessen, daß ich es aufsetzte. Sehen Sie, mein Fräulein, manchmal leide ich an einer merkwürdigen Gedächtnisschwäche, und -und - dieses Testament habe ich aufgesetzt, als ich einen solchen Anfall ...« Sie sprach stockend und abgerissen.
    »Ich verstehe Sie vollkommen, Mrs. Groat«, sprang ihr Eunice bei, »Ihr Sohn hat mir schon alles erklärt.«
    »So, hat er das?« Sie sah zum Fenster hinaus. Eunice wartete, daß sie das Zimmer verlassen könnte. Unvermutet fragte Mrs. Groat:
    »Sind Sie mit meinem Sohn sehr befreundet?«
    »Nicht besonders, Mrs. Groat.«
    »Nun, dann wird es bestimmt noch kommen ...« Sie sagte das mit einer so hämischen, niederträchtigen Betonung, daß Eunice erstarrte.

16
    Jim liebte London. Er liebte auch New York, die Stadt aus Stahl und Beton, in der sentimentale Menschen lebten, die wie Tyrannen aussahen. Nichts konnte mit dem Leben in New York verglichen werden. Aber London blieb London, es war schön und verkörperte für ihn die Geschichte der Welt, das Symbol der Zivilisation.
    Er machte einen Umweg und ging durch Covent Garden. Er hätte den ganzen Morgen hier zubringen können, aber er mußte ins Büro.
    »Haben Sie Nachforschungen nach der Firma Selenger angestellt?« war die erste Frage Mr. Salters.
    Jim mußte zugeben, daß er es vergessen hatte.
    »Es wäre sehr wichtig, wenn Sie wüßten, wer die Leute sind. Unter Umständen werden Sie entdecken, daß Digby Groat oder seine Mutter dahinterstecken. Schließlich gehörte das Gebäude früher Jonathan Danton. Nun gut - jedenfalls können wir uns nicht auf Vermutungen verlassen!«
    Jim stimmte ihm bei. In letzter Zeit war aber so viel passiert, daß er einfach nicht mehr daran gedacht hatte.
    »Je länger ich über den Fall nachdenke, um so nutzloser kommen mir meine Nachforschungen vor, Mr. Salter, und selbst wenn ich Lady Mary finden sollte - Sie sagen ja selbst, daß ich auch dann den Groats das Vermögen noch lange nicht abjagen könnte!«
    Mr. Septimus Salter antwortete nicht sofort. Er hatte sich ja eigentlich gar nicht mehr auf die Geschichte einlassen wollen. Doch - Theorien waren keine Tatsachen, und er konnte sich der Einsicht nicht verschließen, daß man der endgültigen Lösung vieler Geheimnisse um ein gutes Stück näherkommen würde, wenn erst einmal das Verschwinden Lady Marys aufgeklärt wäre.
    »Also, kümmern Sie sich um die Firma Selenger!« rief Salter schließlich. »Vielleicht finden Sie heraus, daß Ihre Nachforschungen doppelt nützlich sind, sowohl um Lady Mary aufzufinden als auch um die Identität Ihrer jungen Freundin festzustellen. Verderben können Sie jedenfalls nichts, wenn Sie es versuchen!«

17
    Eunice hörte um zwölf Uhr nachts einen Wagen vor dem Haus halten. Sie war noch nicht zu Bett gegangen, darum sah sie vom Balkon aus nach, wer es war. Sie erkannte Digby Groat, der eben die Stufen zur Haustür emporstieg.
    Sie schloß die Tür wieder und zog die Vorhänge vor. Da sie noch nicht müde war, kramte sie noch in ihren Sachen und räumte ein wenig auf. Dann stand sie unschlüssig da, in irgendeine Überlegung vertieft, als sie draußen ein Geräusch hörte. Jemand schlich leise über den Steinboden des Balkons, sie täuschte sich nicht. Schnell drehte sie das Licht aus, trat ans Fenster, zog geräuschlos die Vorhänge zurück und horchte. Wieder hörte sie Schritte. Sie fürchtete sich nicht, nur die Gewißheit, jetzt gleich eine wichtige Entdeckung zu machen, erregte sie. Mit einem Ruck riß sie die Balkontür auf und trat hinaus. Zunächst konnte sie nichts erkennen, erst als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie eine Gestalt, die an der Wand lehnte.
    »Wer ist da?« rief sie.
    Erst nach einer Weile kam Antwort.
    »Es tut mir furchtbar leid, daß ich Sie erschreckt habe, Eunice!«
    Es war Jim Steele.
    »Jim!« rief sie ungläubig. Aber dann packten Sie Ärger und Empörung. Es war also immer Jim gewesen und nicht die schwarze Dame! Jim, der seine

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