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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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versprechen, mich nicht über die Vergangenheit auszufragen, bis ich Ihnen selbst davon erzähle, Mr. Steele! Und jetzt können Sie mich nach Hause begleiten.« Sie sah sich im Zimmer um. »Täglich erhalte ich hier Telegramme, die ich beantworten muß. Ein zuverlässiger Sekretär kommt jeden Morgen und bringt meine Telegramme zur Post. Ich habe alle Behörden von Buenos Aires bis Shanghai in Bewegung gesetzt -jetzt bin ich müde, furchtbar müde! Aber ich bin noch nicht zu Ende, ein hartes Stück Arbeit steht noch bevor, Jim ... Ich darf doch Jim sagen, nicht wahr? Selbst Eunice würde nichts dagegen haben!« Sie lachte, als er rot wurde.
    Die Frage, warum sie in einer so ärmlichen Wohnung lebte, die obendrein an der Eisenbahn lag, wenn sie doch ein großes Vermögen besaß, unterdrückte er - sie würde ihm doch keine befriedigende Antwort gegeben haben.
    An der Wohnungstür verabschiedete er sich von ihr.
    »Gute Nacht, Frau Nachbarin!«
    »Gute Nacht, Jim.«
    Jim warf sich in seinen großen Sessel. Als die ersten Sonnenstrahlen ins Zimmer fielen, durchging er immer noch die Erlebnisse dieser Nacht, reihte sie aneinander, begann wieder von vorne.
    Am frühen Morgen brachte ein Bote einen Brief von Eunice. Er seufzte, als er ihre verärgerten Zeilen las:
    Nicht einmal im Traum hätte ich daran gedacht, daß Sie hinter all dem stehen könnten. Das war nicht schön von Ihnen, Jim! Nur um eine Sensation hervorzurufen, haben Sie mich zu Tode erschreckt, als ich die erste Nacht hier verbrachte, und damit ich in Ihre offenen Arme fallen sollte. Mir ist jetzt alles klar. Sie können Mr. Groat nicht leiden, und Sie wollten, daß ich sein Haus wieder verlasse. Deshalb haben Sie dies alles getan. Es ist sehr schwer, Ihnen zu verzeihen, und es wäre besser, wenn Sie nicht wiederkämen, es sei denn, daß ich Ihnen ausdrücklich schreibe.
    »Verdammt!« Aber das hatte er nun schon ein paarmal gesagt. Es war zum Verzweifeln.
    Was konnte er tun? Er begann, Briefe zu schreiben, zerriß sie wieder, es war so schwierig, ihr zu erklären, wie der Schlüssel in seinen Besitz gekommen war, ohne Lady Marys Geheimnis zu verraten. Nun würde er sie noch weniger als je davon überzeugen können, daß Digby Groat ein gewissenloser Schuft war.

18
    Kaum hatte Eunice den Boten mit dem Brief fortgeschickt, als sie es auch schon bereute. Die bitteren Worte, die sie ihm gesagt hatte, fühlte sie in Wirklichkeit gar nicht, vielmehr war sie überzeugt, daß ihn die Liebe zu ihr in diese ausgefallene Rolle verstrickt hatte. Es kam aber noch etwas anderes hinzu, das Zweifel in ihr weckte. Als sie in Digby Groats Bibliothekszimmer kam, fand sie ihn dabei, eine große Fotografie zu studieren.
    »Die Aufnahme ist glänzend gelungen, wenn man bedenkt, bei künstlichem Licht...« Es war eine vergrößerte Fotografie seiner Laboratoriumstür mit dem Aufdruck der blauen Hand. Der Fotograf hatte tatsächlich eine sehr scharfe Aufnahme zustande gebracht. Man konnte jede Linie, jede Krümmung der Finger erkennen.
    »Das ist die Hand einer Frau«, sagte Digby.
    »Sind Sie ganz sicher?«
    Er sah sie fragend an.
    »Natürlich! Beachten Sie doch die Größe - diese Hand wäre viel zu klein für einen Mann.«
    Sie hatte also Jim Unrecht getan. Aber warum drang er ins Haus ein, und vor allem, wie war er hineingekommen? Sie konnte sich das Ganze nicht erklären und gab es auf, das Rätsel zu lösen. Nur eins stand fest - sie mußte Jim um Verzeihung bitten. Sobald sie frei war, ging sie zum Telefon, doch Jim war nicht im Büro.
    »Wer ist am Apparat?« fragte der Angestellte.
    »Das tut nichts zur Sache.« Sie hängte ein.
    Den ganzen Tag plagten sie Gewissensbisse. Aber er würde ihr schon wieder schreiben - oder anrufen. Wenn das Telefon läutete, stürzte sie hin und war enttäuscht, wenn sie die Stimme eines Fremden hörte.
    Der Tag schien endlos lang. Sie hatte fast gar nichts zu tun. Digby Groat war früh am Morgen ausgegangen und am späten Nachmittag wiedergekommen, er hatte aber nur rasch die Kleider gewechselt, um wieder zu verschwinden.
    Sie aß allein zu Abend.
    Der Gedanke, daß sie diese Stelle bald aufgeben würde, tröstete sie. Sie hatte schon an ihren alten Chef geschrieben und postwendend Antwort erhalten, daß er sich freue, wenn sie zurückkomme. Dann könnte sie Jim jeden Nachmittag beim Tee sehen, und er würde wieder der alte sein.
    Als am Abend die Krankenpflegerin ausging, schickte Mrs. Groat nach Eunice. Wenn sie sie auch haßte,

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