0313 - Die Mumien kommen
erstarrten in ihren Bewegungen. Eine blieb in der gebückten Haltung, wobei die Hand mit der seltsamen Schneidewaffe etwa eine Armlänge über Sukos Gesicht schwebte. Die andere Kreatur hatte sich noch nicht gebückt, und Suko gelang es, mit Armen, Stirn und Schultern die Eisenmatte so weit hochzustemmen, dass die beiden Mumien das Gleichgewicht verloren und wie Schaufensterpuppen einfach zur Seite kippten.
Von diesem Teilerfolg beflügelt, setzte der Chinese noch größere Kräfte ein.
Und er holte alles aus seinem Körper heraus. Es blieben ihm nur fünf Sekunden, so lange wurde die Zeit angehalten. Wenn sie vorbei waren, ging der normale Ablauf des Geschehens weiter.
Der Chinese schrie.
Er brüllte, wollte auf diesem Wege einen Teil der ungeheuer starken Anstrengung kompensieren, und es gelang ihm auch, die Eisenmatte in die Höhe zu stemmen.
Sie bog sich, und Suko drückte weiter.
In diesem Augenblick war die Zeit um. Alles lief dort weiter, wo es gestoppt worden war. Nicht nur Suko allein konnte sich wieder bewegen, auch die Mumien, und die erhoben sich wie zwei Roboter, wobei sie die Eisenmatte wieder in Bewegung brachten und das schwere Stück den etwas aufgerichteten Suko abermals auf den Rücken drückte.
Jetzt war die letzte Chance für ihn vorbei. Suko, der Chinese, hatte alles gegeben – und verloren.
Er jammerte nicht, er schrie nicht, er schaute dem herannahenden Unheil direkt entgegen.
Die Mumien kamen tritt- und zielsicher.
Ihre Augen glänzten stärker, sie waren völlig auf das wehrlose Opfer fixiert, und Suko starrte ihnen aus seiner Froschperspektive entgegen. Allmählich schnürte ihm die heiße Angst die Kehle zu, seine Augen begannen fiebrig zu glänzen, er zerbrach sich zudem noch den Kopf wegen einer Chance.
Die hatte er nicht.
Aus eigener Kraft war es dem Inspektor nicht mehr möglich, sich zu befreien.
Der wütende Schrei explodierte förmlich in seinen Ohren. Er selbst hatte ihn nicht ausgestoßen, die beiden Mumien auch nicht, sondern ein anderer.
Suko sah den Schatten über sich und stellte fest, dass der Mann auf dem Eisenmatten-Berg stand.
Jetzt sprang er.
Noch ein Schrei gellte über den Platz. Die Mumien drehten sich um und erhielten einen fürchterlichen Hieb.
Der Retter hatte mit einem Holzstempel zugeschlagen und eine Mumie so hart erwischt, dass sie gleich um einige Yards zur Seite geschleudert wurde und dann zu Boden krachte.
Sofort drehte sich der Mann und erwischte auch die zweite Kreatur mit einem gewaltigen Rundschlag.
Als er wieder zurückzuckte, erkannte Suko ihn, denn zum erstenmal sah der Chinese das Gesicht.
Jack Farlane war gekommen!
Mit einem Holzstempel konnte er die Mumien nicht erledigen, aber Suko besaß noch die Peitsche.
Der Mann wusste selbst nicht, wie es weitergehen sollte, denn die beiden Wesen richteten sich schon wieder auf.
»Die Peitsche!« rief Suko. »Nimm die Peitsche aus meinem Gürtel!«
Farlane war ein heller Kopf und reagierte sofort. Er ließ sich auf die Knie fallen, packte den Griff und riss die so wichtige Waffe aus Sukos Hosenbund.
»Und jetzt schlagen Sie zu!« schrie der Chinese. »Schlagen Sie einfach drauflos!«
»Okay.«
Farlane kreiselte herum. Eine Mumie war schon verdammt nahe an ihn herangekommen. Leider war Suko zum Statisten degradiert worden. Er konnte nur zuschauen und hoffen, dass sich Farlane auch richtig verhielt.
Der Kollege bewies Nervenkraft. Er ließ die Mumie noch einen Schritt weit kommen, bevor er die Peitsche einsetzte.
Das Klatschen bewies dem gefangenen Suko die Treffsicherheit seines Kollegen.
»Und jetzt die andere!«
Farlane war schon auf dem Weg.
Wieder schlug er zu. Diesmal zog er die Peitsche von links nach rechts, traf den Gegner in der Mitte des Körpers und hieb ihn buchstäblich in zwei Teile.
Das war der Sieg!
»Gratuliere!« keuchte Suko und spürte, wie er allmählich erschlaffte. Die letzten Minuten waren ihm verdammt stark an die Nieren gegangen. Jack Farlane aber sorgte dafür, dass die Verkantung der Eisenmatte aufgehoben wurde. Er setzte dabei den Holzstempel als Hebel ein, und Suko half ihm, die Matte in die Höhe zu drücken.
Wie ein Rekrut robbte der Chinese darunter hervor, ließ sich auf die Beine helfen und blieb mit zitternden Knien stehen. »Danke!« keuchte er. »Ich danke Ihnen!«
Jack Farlane grinste nur, bevor er meinte: »Es ist doch gut, wenn man nicht immer auf die Polizei hört.«
»Da haben Sie ein wahres Wort gesprochen.«
»Und wo ist ihr
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