0313 - Ein gefährlicher Job
war ein Irrtum. Sie haben dich mit jemand anderem verwechselt.«
»Das habe ich mir gleich gedacht«, antwortete ich und nahm eine Zigarette.
***
»Willst du das Steak roh oder durchgebraten?«, rief Sally aus der winzigen Küche, die zu meinem Apartment gehörte.
Ich lag auf der Couch im Wohnraum, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und rauchte.
»Roh!«, rief ich zurück.
Sally tauchte drei Minuten später auf, die Pfanne in den Händen.
»Riecht großartig!«
Sally schob mit dem Fuß den Tisch vor die Couch, packte mir das Steak auf den Teller und nahm mir dafür das Whiskyglas weg.
»Gibt es noch mehr Säufer in deiner Familie, Rod?«, fragte sie sanft.
Ich nickte ernsthaft. »Unseretwegen wurde die Whiskyindustrie auf gebaut.«
Sie blies die kleine Strähne weg, die ihr fast immer in der Stirn hing, trug Pfanne und Whiskyglas in die Küche, kam dann zurück und setzte sich zu mir.
Sie sah zu, während ich dem Steak den Garaus machte.
»Schmeckt es?«, wollte sie wissen.
Ich gab Knurrlaute höchster Zufriedenheit von mir.
Sally war ein hübsches, blondes Girl mit der Figur einer Schönheitskönigin und den Sehnsüchten einer Hausfrau. Sie verkaufte in einem der vornehmsten Läden auf der Fifth Avenue französische Parfüms, aber sie hasste die Atmosphäre übertriebener Eleganz, in der sie sich tagsüber bewegen musste. Sie liebte es, Kuchen zu backen, Wäsche zu waschen und mich mit selbst bereiteten Gerichten zu mästen.
Sie wusste wenig von mir. Wir hatten uns an einem schönen Tag im Wasser von Atlantik Beach kennengelernt, und seitdem sahen wir uns zwei- oder dreimal in der Woche. Ich glaubte, sie hielt mich für einen Vertreter, und wahrscheinlich glaubte sie, sie könne mich am besten von ihren hausfraulichen Qualitäten überzeugen, indem sie sie mir vorführte. Sie tat mir ein wenig leid, wenn ich daran dachte, dass ich sie eines Tages mächtig enttäuschen musste.
»Wie gehen die Geschäfte, Rod?«, fragte sie.
»Leidlich!« Ich kaute.
»Das Fleisch ist doch nicht zäh?«
»Zart wie du selbst.«
Sie schlug nach mir. Ich wich aus.
»Rod, kannst du es dir erlauben mich zum Tanzen auszuführen?«
Ich konnte es mir nicht erlauben, nicht aus finanziellen Gründen, wie Sally vermutete, sondern weil mich der Befehl des Boss, mich ab sechs Uhr abends in meiner Wohnung aufzuhalten, festnagelte.
»Nein, ich kann es mir nicht erlauben.«
Sally pustete die Haarsträhne hoch. Das tat sie immer, wenn sie zornig war oder irgendetwas nicht nach ihrem Geschmack verlief.
»Rod, ich lade ich ein.«
»Ich lasse mich nicht von Damen einladen«, knurrte ich und schob das letzte Stück Steak hinter die Zähne.
»Du lässt mich versauern!«, warf Sally mir vor.
»Du lässt mich verdursten«, gab ich zurück. »Ich brauche nach dem Essen einen Schluck Whisky. Rück’die Flasche heraus!«
Es entspann sich ein Streit. Tanzen gegen Whisky! Schließlich bekam ich den Whisky, ohne das Tanzen versprechen zu müssen.
Ich nahm gerade den ersten Schluck, als das Telefon läutete. Ich meldete mich.
»Rod«, drang die unverkennbare Stimme des Boss an mein Ohr, »heute Nacht wirst du dir deine zweitausend Dollar verdienen müssen.«
Ich schluckte den Whisky hinunter.
»Geht in Ordnung«, antwortete ich etwas heiser. »Wann?«
»Er verlässt um elf Uhr seine Wohnung. Er fährt zum Pier 14. Ich habe ihn hingeschickt, um einen Mann zu treffen. Ich denke, dass er etwa um elf Uhr vierzig am Pier sein wird. In der ersten Reihe des Piers liegt ein kleines, südamerikanisches Schiff. Der Kahn heißt Sol de Sud. Wenn du in der Höhe des Bugs auf ihn wartest, wird er so nahe an dir vorbeikommen, dass es eine Kleinigkeit sein wird.«
Sally drängte sich heran, um mitzuhören. Ich drängte sie zur Seite.
»Ist jemand bei dir?« fragte der Boss.
»Niemand«, log ich und sah Sally drohend an.
»Wenn es erledigt ist, rufe mich im Starlight-Nightclub an. Ich bin dort.«
»Gut, Boss. Haben Sie für mich vorgesorgt?«
»Du bekommst ein bombenfestes Alibi. Wenn du dafür sorgst, unerkannt vom Pier wieder herunterzukommen, kann dir nichts geschehen. Dafür garantiere ich.«
Er legte auf.
»Wer war es?«, fragte Sally.
»Mein Chef«, antwortete ich und legte behutsam den Hörer auf die Gabel zurück.
»Gehen wir jetzt tanzen?«
»Du gehst jetzt nach Hause«, sagte ich. »Ich habe zu arbeiten.«
Sally schicke sich an, einen Krach vom Zaum zu brechen. Ich kümmerte mich nicht um ihr empörtes Gezeter, sondern
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