0314 - Die schwarze Macht
über die Maschine, Freund, und finde heraus, was das für ein Phänomen ist.«
***
Sid Amos trat durch das Tor, das Merlin ihm öffnete. Der alte Zauberer mit den Augen, die jung wie die Ewigkeit waren, mußte beachtliche Kräfte freisetzen, um dem ehemaligen Fürsten der Finsternis den Übergang zu ermöglichen. Sid Amos sah einen Tunnel vor sich, der in die Schwärze führte. Eine endlose Schwärze…
»Ich kann das Tor nicht offenhalten«, fühlte er Merlins Impulse ihm nachwehen. »Der Energieaufwand ist zu groß… du mußt deinen Weg allein zurückfinden …«
Damit hatte Sid Amos bereits gerechnet. Er winkte dem zu einer Miniatur geschrumpften Merlin zu und setzte seinen Weg fort. Hinter ihm verengte sich der Tunnel, ließ seine Öffnung und Merlin scheinbar auf Millimetergröße schrumpfen und schloß sich schließlich.
Es wurde dunkel.
Sid Amos nahm unwillkürlich die Gestalt an, die er am einfachsten aufrechterhalten konnte: die des Teufels. Er war wieder Asmodis, ohne sich innerlich geändert zu haben. Aber so konnte er mit seinen Kräften am ehesten haushalten. Er wußte nicht, was auf ihn wartete.
Und er wagte nicht einmal daran zu denken, welche gewaltigen Energien Merlin aufgewandt haben mußte. Vielleicht sogar Kräfte, die an der Substanz von Caermardhin zehrten.
Nahm der Tunnel kein Ende? War die Welt, die Asmodis betreten hatte, etwa nur ein einziger großer Schacht in die Unendlichkeit?
Aber plötzlich konnte er sehen. Die Schwärze war nicht mehr so schwarz wie zuvor. Er sah sich einer bizarren, unverständlichen Welt gegenüber, die in sich nicht gefestigt war. Eine Welt, die gerade erst entstanden sein konnte.
Da gab es einige Fixpunkte, da gab es düstere Nebel, die alles wieder verschlangen. Asmodis fauchte verhalten. Vor seinen Nüstern tanzten Fünkchen.
Eine Welt im Nichts… das war es!
Jemand mußte sie stabilisieren. Aber was hatte das mit dem Tor zu tun, das geschaffen worden war? Warum machten die MÄCHTIGEN sich diese Umstände? Bisher waren sie stets direkt auf der Erde erschienen, um getarnt in mannigfacher Gestalt zu operieren.
Warum handelten sie jetzt anders? Waren sie vorsichtig geworden, nachdem einer von ihnen von Zamorra getötet worden war?
Es mußte ihnen einen Schock versetzt haben. Sie waren unglaublich schwer zu vernichten, und etliche Male hatte man sie besiegt und in die Flucht geschlagen, aber sie waren nicht vernichtet worden. Abgesehen davon, daß sie stets als Einzelgänger irgendwo auftauchten. Dafür hatten sie die schattenhaften Meeghs als ihre Hilfstruppen in größerer Zahl vorgeschickt. Aber die Meeghs gab es schon lange nicht mehr. Auch sie gingen auf Zamorras Konto, dachte Asmodis grimmig. Immer war es Zamorra, der Erfolge vorzuweisen hatte.
Diesmal laufe ich ihm den Rang ab! dachte der Ex-Fürst der Finsternis. Diesmal bin ich schneller und besser… und diesmal brauche ich meine Kräfte nicht in einem Zweifronten-Krieg gegen Zamorra und die MÄCHTIGEN zu verzetteln!
Soweit war er mit seinen Gedanken gekommen, als er jäh angegriffen wurde!
Eine unsichtbare Kraft packte ihn, wirbelte ihn herum und begann, ihn förmlich auseinanderzuzerren. Schon dehnte sich sein Körper.
Etwas versuchte ihn zu vernichten!
Asmodis konzentrierte sich auf den Ausgangspunkt der fremden Magie. Sie war ihm so fremd, wie es etwas nur sein konnte. Nicht schwarz, nicht weiß…
Er schrie wütend auf und fauchte Zauberformeln. Aus ihm wuchs eine Gegenkraft und baute eine schützende Sphäre auf. Flammenbahnen lenkten seinen Körper. Und aus dem Nichts in der Schwärze wuchs ein Körper hervor.
Der eines Menschen!
Spinne ich? dachte Asmodis überrascht. Er hatte einen MÄCHTIGEN erwartet, nicht einen Menschen! Sicher, die MÄCHTIGEN waren Gestaltwandler, und niemand wußte, wie sie wirklich aussahen.
Aber ebenso sicher war, daß sie keine menschliche Gestalt besaßen.
Der hier aber…
Er war menschlich! Absolut! Und in ihm wohnte eine ungeheure magische Kraft. Jetzt wandelte er sie, versuchte nicht mehr, Asmodis auseinanderzureißen, sondern ihn zu zerdrücken. Gleichzeitig floß grünliches Leuchten aus seinen Händen auf Asmodis zu.
»Wer bist du?« schrie der Fürst. »Gib dich zu erkennen!«
Er konnte den Mann nicht einordnen. Ein Weißmagier war er nicht, aber wenn er auf der anderen, der dunklen Seite der Macht stand, mußte er doch Asmodis’ Gestalt als die des Teufels erkennen!
Aber er kämpfte ungerührt weiter, versuchte, den Eindringling in
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