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0315 - Der Mörder

0315 - Der Mörder

Titel: 0315 - Der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder
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Weekendhauses. Da die Fenster mit Rollläden verschlossen waren, drang nicht einmal das spärliche Licht der Mondsichel ein.
    Ein fernes Rauschen erfüllte die Stille und vertiefte sie zugleich. Das Rauschen konnte von der Brandung des Ozeans herrühren, oder vom Wind in den Gipfeln der Bäume, ich wusste es nicht.
    Die Leuchtziffer der Armbanduhr standen auf fünf Minuten vor neun Uhr. Ich rechnete, dass mir mindestens noch eine Viertelstunde blieb. Dann nahm ich die Armbanduhr ab und schob sie in die Tasche. Es war besser so.
    Es gab nichts mehr zu überlegen. Ich hatte jede Bewegung, jede Möglichkeit durchdacht.
    Nach dem Fehlschlag in der Stypel Street waren Phil und ich im Jaguar in einem Hundertmeilendurchschnitt hergefahren. Wir hatten nicht den direkten Weg benutzt, aber bei unserer Geschwindigkeit war es selbstverständlich, dass wir zwanzig Minuten mindestens vor dem Wagen des Arztes ankamen. Wir hatten den Jaguar einige Hundert Yards vom Haus entfernt in dichtes Gebüsch gefahren, und Phil hatte einen Posten an der Seitenfront der Hütte bezogen.
    Ich war in die Hütte eingedrungen.
    Ich brauchte kein Licht dazu. Ich hatte mir die Einzelheiten der Einrichtung beim ersten Besuch genau gemerkt, genauer, als jemals in einem Fall zuvor.
    Ich wusste genau, dass ich ein riskantes Spiel wagte, ein Spiel, bei dem ich nur eine Trumpfkarte besaß, und bei dem ich verlor, wenn dieser Trumpf nicht stach.
    Ich hätte ein Jahresgehalt für einen absolut zuverlässigen Wahrsager gegeben, der Voraussagen konnte, wie der Film ablief, der in rund zehn Minuten hier seine erste und letzte Aufführung haben würde. Es hing viel davon ab, wie Dr. Litman sich benehmen würde.
    Bestimmt würde er als erster die Hütte betreten, und bestimmt würde er zum Tisch gehen, auf dem die Petroleumlampe stand, und auf diesem kurzen Weg, nur vier Schritte quer durch den Raum, durfte er mich nicht bemerken. Sah er mich, und verriet er auch nur durch ein Zusammenzucken meine Anwesenheit, war alles verloren.
    Klappte es hingegen, was den Doktor anging, so würde der zweite Teil des Unternehmens ebenfalls gelingen. Ich war ziemlich sicher, dass der Mörder mit dem Kind den Raum betreten würde.
    Da er dem Arzt sicherlich immer noch misstraute, war der Junge sein sicherster Schutz gegen Überraschungen. Ganz instinktiv würde er ihn also in seiner Nähe behalten.
    Ich hatte gesehen, dass er ihn auf dem linken Arm getragen hatte, und ich glaubte, dass er es wieder tun würde, einmal aus Gewohnheit, zum anderen auch, um die lädierte Hälfte seines Gesichtes vor einer Berührung durch den Jungen zu schützen. Ich hatte also die Seite der Tür gewählt, von der aus ich ihn treffen konnte, ohne das Kind zu verletzen.
    Ich hielt die 38er in der linken Hand, und ich stand mit dem Rücken gegen die Holzwand der Hütte gepresst. Die Tür selbst ging nach außen auf. Sie war also kein Problem und würde mir nicht in die Quere kommen.
    Ich rechnete, dass ich noch fünf Minuten oder etwas länger warten musste, und ich weiß nicht, ob ich jemals ein so wütendes Verlangen nach einer Zigarette verspürt hatte als in diesen Minuten. Mein Gaumen wurde trocken, als hätte ich tagelang nichts getrunken, und ich fühlte die Schläge meines Herzen hart wie die eines Dampfhammers in meiner Brust.
    Dann, längst erwartet und doch so plötzlich wie ein Erdbebenstoß, vernahm ich das Geräusch eines Automotors, ein Brummen, das sich rasch näherte, lauter und lauter wurde, anschwoll. Das Knirschen der Reifen auf dem schlechten Weg zum Haus mischte sich dazu, und endlich geisterten durch die Spalten der Rollladen feine Lichtstrahlen des Scheinwerfers.
    Das Motorengeräusch ging über in das Tuckern des Leerlaufes. Die Scheinwerfer brannten noch. Dünn wie Nadeln fiel ihr Licht durch die Spalten.
    Ich hörte das Schlagen einer Autotür! Einer Tür? Nein, ein zweites und ein drittes Geräusch der gleichen Art folgten. Sie stiegen alle aus… alle!
    Dann das Knirschen von Schritten. Waren es die Schritte eines einzelnen Mannes? Kam Dr. Litman allein in das Haus? Blieb der Mörder zurück? Ich strengte mein Gehör an, aber das Blut rauschte in meinen Schläfenadern, und ich vermochte nicht an den Schritten zu erkennen, ob ein Mann oder mehrere auf die Tür zukamen.
    Ich hielt den Atem an. Ich musste mich gegen das panikartige Gefühl wehren, dass alles einen Mann verraten kann… ein Atemzug oder der leichte Ölgeruch der Pistole in meiner Hand oder das Rasierwasser, das

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