0315 - Der Mörder
abzufangen, in dem er das Weekendhaus in Belville betritt.«
»Erklären Sie es genauer, Jerry«, verlangte Mr. High.
»Phil und ich haben uns das Haüs angesehen, und wir sind auch drin gewesen. Es handelt sich um eine einfache Blockhütte, die in zwei Räume unterteilt ist. Von der Eingangstür aus gelangt man sofort in den Hauptraum, und diese Tür ist eine Chance. Sie ist ungewöhnlich schmal. So schmal, dass nur ein Mann sie passieren kann. Wenn einer von uns im Haus auf den Mörder lauert, kann er ihn niederschlagen, und zwar in der gleichen Sekunde, in der er durch die Tür kommt.«
Mr. High musterte mich scharf.
»Das schließt nicht jedes Risiko aus.«
»Wir werden nie eine Gelegenheit finden, den Mörder risikolos zu fassen. Nehmen Sie an, Chef, wir würden ihn in der Stypel Street verfehlen und in dem Weekendhaus nichts unternehmen. In einer Woche oder in vierzehn Tagen würde er versuchen, sich in südliche Gefilde durchzuschlagen. Er würde den Wagen des Arztes nehmen, und er wird den Sohn Dr. Litmans mitnehmen. Über diesen Punkt dürften wir uns keinen Illusionen hingeben. Er wird ihn mitnehmen, und er wird das Leben des Jungen als Erpressungsmittel gegen uns benutzen.«
»Er kann ihn nicht ewig mit sich herumschleppen«, brummte Dryer von der Einsatzleitung.
»Stimmt, das kann er nicht, aber glaubt irgendjemand hier im Raum, dass der Mörder den Jungen dann laufen lassen wird?«
Nur Schweigen beantwortete diese Frage.
»Wir bessern die Situation nicht, wenn wir immer noch länger und länger warten. Wir haben eine Chance, den Mörder zu erledigen, heute Abend bei Einbruch der Dunkelheit, aber wenn wir diese Chance aus irgendeinem Grund nicht wahrnehmen können, dann haben wir eine zweite Chance in dem Augenblick, wenn er das Weekendhaus bei Belville betritt.«
»Sie können nicht wissen, ob der Mörder das Haus als erster betritt«, sagte Mr. High.
»Ich bin sogar ziemlich sicher, dass er nicht als erster hereinkommen wird. Als erster wird Dr. Litman das Haus betreten. Es gibt kein elektrisches Licht in der Bude, und der Doc muss sich zum Tisch vortasten, auf dem die Petroleumlampe steht. Vielleicht benutzt er dazu eine Taschenlampe, vielleicht auch nicht. Es spielt keine Rolle. Jedenfalls wird der Mörder ihm ziemlich unmittelbar folgen, und ich glaube, dass er die Tür erreicht, bevor der Arzt die Lampe entzündet hat. Es dürften zwei oder drei Sekunden überbleiben, die unser Mann ausnutzen kann.«
»Wo ist der Junge während dieser Zeit?«
»Entweder bei der Frau, aber die Frau wird bestimmt nicht im Wagen warten, sondern sich bereits im Freien befinden. Für diesen Fall muss ein zweiter FBI-Mann an der Seitenwand des Hauses warten. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass der Mörder den Jungen vor sich herschiebt, oder ihn an der Hand hält. In diesem Fall erledigt sich alles im gleichen Augenblick, in dem der Mörder niedergeschlagen wird.«
Wieder lag Schweigen im Chefbüro. Das Schweigen dehnte sich zu Minuten, und ich glaube, jeder von uns empfand es als quälend.
Plötzlich sagte Mr. High: »Okay. Falls es in der Stypel Street nicht klappt, werden wir es in dem Weekendhaus versuchen. Nach Ihrer Meinung brauchen wir nur zwei Leute, Jerry?«
Ich nickte. »Nur zwei! Wenn sie es nicht schaffen, kann auch ein Dutzend nichts mehr retten.«
»Die Männer, die es unternehmen, tragen eine enorme Verantwortung. Ich werde keinen dazu kommandieren, sondern um freiwillige Meldungen bitten.«
»Ich werde es übernehmen«, sagte ich.
Der Chef zog die Augenbrauen hoch.
»Sie sollen den Versuch in der Stypel Street leiten, Jerry.«
»Das spielt keine Rolle. Es bleibt uns Zeit genug. Mein Jaguar ist doppelt so schnell wie Dr. Litmans alter Ford, und außerdem wird der Mörder dem Arzt befehlen, nicht zu schnell zu fahren, um nicht aufzufallen.«
»Ihre Hand hindert Sie«, sagte Mr. High, denn immer noch trug ich den gebrochenen Finger in Gips.
Ich lächelte ein wenig. »Chef, es kommt nicht auf einen Finger mehr oder weniger an. Entweder fällt der Mörder beim ersten Schlag, oder mir geht’s dreckig, selbst wenn ich so viele Arme hätte wie indische Gxjtterbildnisse.«
Mr. High erwiderte mein Lächeln.
»Und der zweite Mann?«
Sein Blick suchte Phil, und Phil sagte: »Wenn das ein anderer macht als ich, trete ich aus Ihrem Verein aus, Chef!«
»Geht in Ordnung«, erklärte Mr. High, »aber ich wünsche sehr, dass es nicht notwendig wird und alles in der Stypel Street planmäßig
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