0315 - Der Mörder
beraten, auf welche Weise es geschehen soll, damit Ihr Sohn und auch Sie nicht gefährdet werden.«
»Es gibt keine Chance«, murmelte er.
Ich sah, dass das größte Hindernis die Mutlosigkeit des Mannes war. Die Angst um seinen Sohn lähmte seine Tatkraft.
»Es gibt immer eine Chance, Doc«, versuchte ich ihm Mut zu machen. »Kein Mensch, auch der Mörder und die Frau nicht, können Tag oder Nacht voller äußerster Anspannung sein. Sie müssten eine Möglichkeit finden, sich beide so schnell vom Hals zu schaffen, dass Ihrem Sohn nichts geschehen kann. Hören Sie, Doc! Sie können jede Waffe von uns haben.«
Er schüttelte den Kopf.
»Ich kann nicht sehr gut mit einem Revolver oder so etwas umgehen. Außerdem darf ich den Raum, in dem sie und Tommy sich auf halten nicht betreten, ohne vorher anzuklopfen oder zu rufen, ich würde jetzt hereinkommen. Es ist zwecklos, dass Sie mir eine Pistole in die Hand drücken wollen.«
»Es muss doch nicht eine Pistole sein«, sagte Phil. »Behandeln Sie den Mörder immer noch?«
»Ja, ich sehe seine Wunde jeden Tag zweimal nach, und ich erneuere jedes Mal die Verbände.«
»Okay, Doc, benutzen Sie diese Gelegenheit. Bringen Sie ihm irgendetwas bei, das ihn unschädlich macht.«
»Sie vergessen die Frau, G-man.«
»Nimmt er noch Tabletten?«
»Ja, gegen das Fieber und noch ein anderes Medikament.«
»Warum mogeln Sie nicht eine Schlaftablette dazwischen oder sonst irgendein Zeug, das ihn außer Gefecht setzt?«
»Sie vergessen wieder die Frau. Außerdem hat der Mörder auch daran gedacht. Er verlangte, dass ich ihm die Röhrchen mit den Tabletten zeigte, und die Röhrchen müssten mit dem Siegel jder Fabrik verschlossen sein.«
Ich überlegte einen Augenblick lang. Dann fragte ich: »Wie angeschlagen ist der Mörder?«
»Höllische Kopfschmerzen, ständig Fieber um 39 herum, wacklige Knie und was so dazugehört, aber wenn die Wunde nicht neu zu eitern beginnt, wird er in acht Tagen etwa fieberfrei sein. Ich glaube, dass sich später einmal eine hässliche Knochenwucherung am Kiefer bilden wird, weil ich die Splitterung nicht behandeln konnte, aber das wird Jahre dauern.«
Er blickte auf die Armbanduhr. »Es wird Zeit, dass ich gehe.«
»Ihr Haus wird ständig überwacht, Doktor. Ich denke, dass Sie jeden Tag Gelegenheit haben werden, mit uns zu sprechen. Wir werden alle unsere Möglichkeiten aktivieren, und ich hoffe, dass wir Ihnen helfen können.«
»G-man, Sie dürfen nichts mit Gewalt versuchen«, sagte der Arzt. »Wenn Sie mein Haus zu stürmen versuchen, wird mein Sohn umgebracht. Sie haben nicht das Recht, das Leben eines Kindes zu gefährden.«
»Sie können sicher sein, dass wir nicht unüberlegt handeln werden«, versprach ich. »Sorgen Sie dafür, dass der Mörder nicht merkt, dass Sie mit Polizeibeamten gesprochen haben.«
Wir gingen mit dem Arzt bis zur Rüssel Street zurück. Von dort aus ließen wir ihn allein weitergehen.
»Scheußliche Situation«, knurrte Phil, während wir dem Mann nachsahen, wie er mit gebeugtem Rücken und hastigen, stolpernden Schritten seinem Haus zustrebte.
***
Es fiel uns nichts ein: Acht Tage lang fiel uns nichts ein. John D. High der Chef des FBI-District New York, setzte eine Besprechung nach der anderen an, an der alle Beamten teilnahmen, die eine Führungsposition in unserem Verein hatten. Es ging um das Leben eines Kindes, und es gibt nichts, was wir wichtiger nahmen.
Die Diskussion verlief oft hitzig.
Mr. High gab sich unendliche Mühe, einen Ausweg, und sei er auch noch so abwegig, zu finden. Er verhandelte mit der Armee, und in einer Diskussion tauchte sogar der Gedanke auf, eines dieser neuartigen Gase, die kampfunfähig machen, ohne tödlich zu sein, auf irgendeine Weise in das Haus zu leiten. Aber auch dieser Gedanke musste wieder verworfen werden. Das Zeug war nicht geruchsfrei und zu langsam in der Wirkung.
Der Chef wehrte sich dagegen, eine Maßnahme überstürzt zu ergreifen. Es stand fest, dass dem Kind und dem Arzt nichts geschehen würde, solange der Mörder und die Frau sich in Sicherheit wähnten. Das Haus Nummer 14 der Stypel Street wurde nach wie vor sorgfältig überwacht, aber wir taten alles, damit Crude und Celia Seado von der Überwachung nichts merken konnten.
Phil und ich begegneten Dr. Litman jeden Tag bei seinen Besorgungen. Er kaufte Lebensmittel, Zigaretten, Whisky für den Mörder und die Frau.
Es gab gefährliche Situationen während dieser acht Tage. Zweimal versuchte Dr.
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