0316 - Der Sprung ins Verderben
weggespült hatte. Der Pfeil hatte also länger in einem Tierkörper gesteckt.
Hoffentlich, dachte Ras beunruhigt, war es ein Tier gewesen.
Noch einmal sah er sich nach aller Seiten um, bevor er den Pfeil wegwarf und den Bach entlang weiterging.
Der Wald wurde dichter und das Gras spärlicher. Es fand nicht mehr soviel Nahrung, denn an manchen Stellen trat bereits nackter Fels hervor. Es ging nun steiler bergauf, und hinter dem einsamen Wanderer versank die endlose Steppe in einem Meer aus flimmernder Hitze.
Hier oben war es angenehm kühl. Von den Bergen kam ein frischer Wind, der seltsame Gerüche mit sich brachte. Es roch nach Wald und Moder, aber auch nach grünen Blättern und Wildausdünstungen.
Und dann war da noch ein Geruch, der nicht hierher passen wollte.
Es dauerte einige Minuten, bis Ras klar wurde, da ß er Feuer roch.
Mit einem Ruck blieb er stehen und schnupperte. Vor ihm brannte ein Feuer. Vielleicht hatte es sich selbst entzündet und schwelte schon seit Tagen oder Wochen, weil es nicht genügend Nahrung fand.
Aber es war auch durchaus möglich, daß jene Wesen es entzündet hatten, die den Pfeil geschnitzt hatten.
Ras prüfte, aus welcher Richtung der Wind kam, und schritt weiter, dem Feuer entgegen.
Vorsichtshalber nahm er den Impulsstrahler aus dem Gürtel und verstellte die Energiekapazität. Das Strahlenbündel würde einen Menschen jetzt nicht toten, sondern nur betäuben. Dafür wurde der Aktionsradius größer. Mit einem einzigen Schuß konnte er so Dutzende von Gegnern unschädlich machen.
Der Wald lichtete sich immer mehr, bis nur noch vereinzelte Bäume auf dem felsbedeckten Hang standen. Genau in Marschrichtung entdeckte Ras eine steile Felswand, die fast senkrecht den Weg versperrte. In einer Höhe von knapp zehn Metern sah er eine Reihe von schwarzen Öffnungen, zu denen schmale und behelfsmäßige Pfade führten.
Es waren Höhleneingänge, und in ihrem Hintergrund konnte er Bewegungen erkennen.
Aus zwei Hohlen wehten Rauchschleier.
Ras duckte sich hinter einen Felsen. Er spürte, wie sein Herz bis zum Hals empor klopfte Seine Hand, die den Strahler hielt, zitterte. Er versuchte, ruhig durchzuatmen und wartete.
Links waren Gebüsche. Zweige knickten, und ein Schnattern unterbrach die Stille der urweltlichen Landschaft. Jemand lachte.
Lachte!
Nur die Humanoiden, nur die Menschen konnten lachen.
Sie kamen in einer Gruppe aus dem Wald auf die Lichtung. Unbekümmert schwatzten sie miteinander und winkten in Richtung der Höhlen. In ihrer Mitte trugen sie eine erlegte Antilope, die sie mit den Füßen an einer Stange festgebunden hatten.
Sie waren Menschen, und ihre Hautfarbe war schwarz.
Ras vergaß bald seine bisherige Vorsicht, so verblüfft war er. Seine bisherige Vermutung, er sei in Afrika, schien sich zu bestätigen, so unwahrscheinlich das auch sein mochte. Er warf einen Blick auf die Uhr. Dreißig Minuten waren vergangen er hielt sich also bereits sechs Stunden in dieser fremden Welt und Dimension auf.
Wenn das stimmte, wurde die Bombe in weiteren sechs Stunden explodieren. Bis dahin mußte er sie losgeworden sein.
Die schwarzen Wilden hatten flache, fliehende Stirnpartien. Sie waren stark behaart und machten einen primitiven Eindruck. Sie standen offenbar auf der untersten Stufe der Zivilisation, kannten die Jagd und das Feuer, aber nicht den Ackerbau. Sie verstanden sich auf die Herstellung erster Waffen und schienen auch keine Nomaden mehr zu sein. Sonst wohnten sie nicht in Hohlen, zu denen man Pfade angelegt hatte.
Einige Frauen rannten den zurückkehrenden Jägern entgegen. Sie waren mit Fellteilen bekleidet, sonst aber fast nackt. Ras stellte fest, daß sie gut gebaut waren. Das Haar war hochgesteckt und wurde von Holzstäbchen und Knochensplittern gehalten. An den Ohren baumelten Ringe, die golden blitzten.
Die Männer, ebenfalls gut und ebenmäßig gebaut, legten ihre Beute ab, die von den Frauen sofort aufgeteilt wurde. Jede Höhlenfamilie erhielt ihren gerechten Anteil, der sofort in die Behausung geschafft und - zubereitet wurde.
Die Männer blieben noch draußen und unterhielten sich. Ras versuchte ihre Worte zu verstehen, aber schon bald mußte er erkennen, daß es sich um eine ihm fremde Sprache handelte. Manchmal vermeinte er, verwandte Wortelemente heraushören zu können.
Er zögerte noch einen Augenblick dann erkannte er, daß er keine andere Wahl hatte und daß jetzt die Gelegenheit günstig war. Langsam erhob er sich und trat aus
Weitere Kostenlose Bücher