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0317 - Der Seelenschmied

0317 - Der Seelenschmied

Titel: 0317 - Der Seelenschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Kriegsgesang der Eingeborenen in den Kanus war zu hören.
    Und dann zerriß ohrenbetäubender Donner die friedliche Stille der Insel.
    Aus donnernden Metallrohren raste der Tod. Auf den Knall der Kanonen folgten die Schreie der Eingeborenen, die getroffen wurden. Mächtige Urwaldbäume knickten, von den Steinkugeln getroffen, mit zerfetztem Stamm zusammen. Einbäume wurden von den Geschoßsplittern durchlöchert.
    Doch immer wieder vernahmen die Männer an Bord der Sea-Falcon, wie die Eingeborenen ein Wort riefen. Einen Namen…
    Den Tod vor Augen schrien sie zu dem Götzen, an den sie glaubten.
    Und der Ruf wurde gehört in jener Sphäre, die wir als die Hölle bezeichnen.
    » Nomuka! « schrien die braunhäutigen Menschen, über die sich der Schatten des Todes senkte. » Nomuka! Sende dein großes Kanu und hole uns hinüber zu dir in dein mächtiges Reich! «
    Und Nomuka, der Dämon von Tahiti erhörte ihre Worte.
    Seelen, die aus den Körpern der Eingeborenen entfuhren, wurden von seinen Dienern ergriffen und zu dem Platz in der Höllenstadt Dis gebracht, wo jene Seelen der Ewigkeit entgegendämmern, zu denen die Religion der Liebe noch nicht gedrungen ist…
    Und Nomuka stellte fest, daß es bis auf einen einzigen Mann so viele tote Eingeborene waren, wie auf dem Schiff weiße Männer in Gefechtsposition standen. Der Dämon von Tahiti sah, wie die Wilden in panischer Angst in den tiefen Busch flohen. Und der Dämon triumphierte. Denn diese Männer würden nie wieder zu einem weißen Menschen Vertrauen fassen. Und deshalb würden sie auch nicht den Glauben dieser weißen Menschen annehmen, sondern ihren Göttern weiter anhängen.
    Nomukas Macht in diesem Teil der Welt war gesichert, so lange man ihn anbetete und ihm Opfer brachte… egal, ob man ihn als Gott oder Dämon verehrte.
    Doch jetzt ließ Nomukas Interesse an den braunhäutigen Menschen nach, die vom grünen Gewirr des Waldes verschlungen wurden.
    Viel interessanter war es zu beobachten, was die weißen Männer vorhatten…
    ***
    In unseren Tagen erinnerte sich der Dämon von Tahiti noch genau an die Ereignisse, die sich damals auf Manaua-Naua abspielten.
    Nachdem die Eingeborenen vertrieben waren, befahl der Schwarze Garfield, Boote auszufieren und das Schiff in Schlepp zu nehmen.
    In drei Booten ruderte die Mannschaft, daß ihnen die Muskeln wie Seile hervortraten und der Schweiß in Sturzbächen von der Stirn lief. Jeff Mallory, der Maat, war Schlagmann und gab die Kommandos. Selbst ein Spanier wäre bei seinen Flüchen erbleicht und die spanische Sprache ist in den Kreisen der Seeleute für die meisten Flüche bekannt.
    Langsam rutschte die mächtige Galeone von der Sandbank herunter und wurde wieder flott.
    »Und was jetzt?« fragte Mallory, der an Bord zurückkletterte, während die Männer in den Booten erschöpft nach Atem rangen.
    »Wenn wir mit den Booten vordringen oder an Land weitergehen, dann kommen die Eingeborenen zurück!« sagte der Schwarze Garfield nach längerem Überlegen. »Sie fürchten das Schiff und die Kanonen – also müssen wir das Schiff immer in unserer Nähe haben.«
    »Der Wald wird immer dichter!« mischte sich Barret Sweapon ein.
    »Mit dem einen Marssegel machen wir nicht genügend Fahrt. Und irgendwann wird der Fluß enger und wir kommen mit der Takelage nicht durch!«
    »Dann werden wir die Masten umlegen und das Schiff mit den drei Booten den Fluß hinauf schleppen!« entschied der Kapitän.
    »Gebt die Befehle dazu!«
    »Das wird eine elende Schinderei, Käpt’n!« murmelte der Rudergänger.
    »Wir können den goldenen Götzen auch hierlassen!« gab der Schwarze Garfield zurück. »Doch wenn wir das Standbild einschmelzen, dürfte jeder von uns einen genügend großen Anteil bekommen, um in Californien an Land zu gehen und dort unterzutauchen. Dann können wir die Seeräuberei vergessen und sterben vielleicht noch mal als ehrbare Männer. Und das alles ohne Kampf – sondern nur für etwas Arbeit. Arbeit, die wir in dem Land, das die Leute Australien nennen, zwangsweise auch tun müßten. Erklärt den Männern meinen Befehl – und Widerstand wird mit der neunschwänzigen Katze gebrochen!«
    »Was soll ich den Leuten sagen?« fragte Jeff Mallory, der als Maat das direkte Kommando hatte.
    »Erzähl ihnen, daß sie auf dem Weg zurück mit der Strömung rudern und daß es ihnen dann leichter fällt!« sagte Garfield zynisch.
    »Erklär ihnen auch, daß ich niemanden aufhalte, der meint, den Weg an Land fortzusetzen.

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