0318 - Die Zombie-Hexe von Tahiti
geworden. Gemeinsam mit Nicole verließ er das Büro wieder. Als sie draußen im Rolls-Royce saßen, schmunzelte er.
»Das wird der Hexe einiges Kopfzerbrechen machen, sich aus der Sache wieder herauszuwinden.«
»Du bist verrückt, Zamorra. Das wird doch nie etwas«, widersprach Nicole. »Warum machst du diesen ganzen Blödsinn?«
»Es ist kein Blödsinn«, rechtfertigte er sich. »Siehst du, dieses Geständnis wird die untersuchenden Beamten in größte Zweifel stürzen. Es wird keine schlüssige Beweismöglichkeit geben. Aber auch keinen Gegenbeweis. Solange aber Unsicherheiten bestehen, wird man Gus Lavier nicht verurteilen können.«
»Unsicherheiten? Cherie, es läßt sich jederzeit feststellen, ob ein Mensch hypnotisiert worden ist. Man wird Lavier untersuchen lassen und erkennen, daß er nicht hypnotisiert wurde.«
»Man wird feststellen, daß etwas mit ihm geschehen ist«, sagte Zamorra. »Der Seelentausch wird eine Spur in ihm hinterlassen haben, ähnlich einem posthypnotischen oder hypnotischen Befehl. Man wird diese Veränderung, diese Spur für Hypnose halten. Man wird sich sagen: Aha, er wurde tatsächlich hypnotisiert. An der Sache ist also was dran. Und…«
»Und man wird Lydies Alibi überprüfen und feststellen, daß sie sich tatsächlich bei ihm befand«, überlegte Nicole. Sie erkannte, daß an Zamorras Plan mehr dran war als sie eigentlich hatte glauben wollen. Es gab die geringe Möglichkeit, daß es klappte…
»Ich will versuchen, daß man mich als Experten hinzuzieht«, sagte Zamorra. »Ich werde natürlich Hypnose diagnostizieren. Und damit ist zwar immer noch nicht der Beweis geführt, daß die Hexe mordete und Lavier zwang, aber er muß freigelassen werden.«
»Lydie wird dich als befangen ablehnen.«
»Warum? Weil ich Olivier kannte?«
»Weil du… oh!« Nicole brach ab. Die Hexe konnte juristisch nichts gegen Zamorra unternehmen. Sie konnte nicht hingehen und sagen: er hat mich hereingelegt. Wie hat er Sie denn hereingelegt? würde man fragen. Oh, er ist in meinem Körper losmarschiert und hat dieses Geständnis erlogen…
Nein, da war für Lydie Leclerc nichts zu machen. Es würde alles zu einem wirren Haufen von Aussagen, Geständnissen, Verteidigungen und nicht nachprüfbaren Dingen kommen, zu Unsicherheiten, die keinem Richter eine wirklich fundierte Grundlage zur Urteilsfindung bieten würden. Lavier war damit eingermaßen aus dem Schneider. Der wahre Tathergang würde nie geklärt werden können.
»Aber was willst du dann tun, um die Hexe ihrer gerechten Strafe für den Mord zuzuführen?«
»Ich?« Zamorra zuckte mit Lydies Schultern. »Ich werde nichts dazu tun. Ich bin kein Richter und kein Henker. Aber ich werde Zurückschlagen, wenn die Hexe mich erneut angreift. Und das wird sie tun.«
Nicole nickte.
»Bei der ganzen Sache«, sagte sie, »hast du nur eines vergessen: du mußt vorher den Rücktausch erzwingen.«
»Genau deshalb«, sagte Zamorra, »lasse ich das Geständnis ja über den Notar laufen. So gewinne ich wenigstens eine Stunde Zeit. Bei der Polizei wäre ich sofort verhaftet worden, und dann wäre alles vorbei gewesen. So aber…«
Er lächelte.
»Ich werde Lydie Leclerc finden. Und ich glaube, ich weiß auch schon, wo. Du sagtest doch, daß Anias Bruder sie haßt und sie vernichten möchte. Sie weiß garantiert davon und wird ihren Gegner ausschalten wollen. Wie anders kann sie das tun, als in dem sie sich meines Körpers bedient?«
»Du meinst…?«
»Ich bin sicher«, sagte Zamorra. »Und deshalb zeige mir jetzt den schnellsten Weg zu Roas Hütte.«
Augenblicke später jagte def Rolls-Royce bereits unstandesgemäß schnell seinem neuen Ziel entgegen.
Zamorra wußte, daß er vabanque spielte. Aber es blieb ihm keine andere Wahl, als das größte Risiko einzugehen.
***
Ania Rao wurde vom Grauen gepackt.
Sie sah, wie ihr Bruder sich auf Zamorra stürzte. Sie hörte, wie er ihr »Weg hier!« zuschrie, und sie begriff nicht, warum. Zamorra machte eine Handbewegung. Ein Blitz jagte auf Rao-Toa los, streifte ihn nur, weil der junge Mann sich bewegte, und Ania sah den linken Arm ihres Bruders einfach zu Staub zerpulvern!
Sie konnte es einfach nicht glauben. Was hier geschah, war doch unmöglich, das gab es einfach nicht! Wieso bekämpften sich diese beiden Männer, die doch eigentlich am gleichen Strang ziehen mußten?
Obwohl schwer verletzt, umklammerte Rao-Toa mit der rechten Hand den Hals Zamorras.
»Hör auf!« schrie Ania, die nichts
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