0319 - Der Phantomsender
Gebirgszug kam näher, mit ihm die Höhle.
Seltsam, dachte Rhodan mit leichter Verwunderung, wie ein Volk das eine beachtlich hochstehende Technik und Wissenschaft sein eigen nannte, eine direkt abergläubische Furcht vor der hypnosuggestiven Macht der Kristalle besitzt.
Noch schlimmer aber, so fand Perry Rhodan, war die panikartige Angst der Gurrads und der ihr artverwandten Shanganten vor den Perlians. Nach allem, was er bisher gehört hatte, wurde deren Zeitauge viel höher eingestuft, als es diese Tatsache eigentlich verdiente.
Aber das, so kam es dem Großadministrator in den Sinn, konnte auch in ihrer Natur liegen.
Irgendwann einmal in ferner Vergangenheit, mußte den Gurrads etwas widerfahren sein, das diese abergläubische Furcht in ihnen verankerte. Nur - was?
Daß der Großadministrator nur zum Teil mit dieser Vermutung recht hatte, sollte er erst. viel später erfahren.
Auf alle Fälle hatte er klar erkannt, daß diese geheimnisvollen Hyperfunksignale für Roi Danton und die einundneunzig überlebenden Terraner tödlich sein konnten. Es mußte ihnen drei unter allen Umständen gelingen, die wirklich Verantwortlichen für diese Peilsignale ausfindig zu machen.
Sofort nach Roi Dantons Meldung hatte sich Oro Masut daran gemacht, die flache Tasche auszupacken, die er auf dem Rücken trug.
Was da zum Vorschein kam, war ein äußerst leistungsstarkes, tragbares Ortergerät für Hyperwellensendungen. Die Bauart war dem Großadministrator allerdings unbekannt - er konnte ja nicht wissen, daß dieses Gerät aus dem geheimen Laboratorium von Dr. Geoffry Abel Waringer, seinem Schwiegersohn, stammte.
Es gelang Oro Masut anstandslos, den unbekannten Hypersender auf Anhieb zu orten. Allerdings schien der Sender ein eigenes Leben zu haben. Ein etwas merkwürdiger Umstand.
Als nämlich die drei Männer die Stelle erreichten, an der der Sender sich befinden mußte, erlebten sie eine Enttäuschung. Dort, wo ihn der Leibwächter Roi Dantons geortet hatte, war er nicht mehr zu finden.
Sie verschwendeten mehr als zehn Minuten, um in einem Umkreis von mehreren Meilen das Gelände abzusuchen. Nichts!
Enttäuscht und auch beunruhigt flogen sie zu ihrer Höhle zurück.
Nachdem man sich fünfundvierzig Minuten mit Selbstvorwürfen gequält hatte, die zuletzt in der einhelligen Annahme gipfelten, einfach einer falschen Spur gefolgt zu sein, ortete Masut den zweiten Einfall der Hyperimpulse.
Danach war klar, was wirklich geschehen war.
Es konnte sich nur um einen transportablen Sender handeln. Deshalb hatten sie ihn auch nicht beim erstenmal gefunden.
Wie schnell sich dieser Sender allerdings bewegen konnte, stellten sie erst fest, als sie zum zweitenmal versuchten, ihn aufzustöbern.
Diesmal nahmen die beiden Ertruser den Großadministrator in die Mitte und rasten mit Hilfe ihrer leistungsstärkeren Flugaggregate los. Umsonst. Der Sender war bereits verschwunden.
Perry Rhodan fand wieder in die Gegenwart zurück.
Diese Gegenwart war der Flug durch die Abenddämmerung Boultats, durch eine Hitze, die die Luft zum Flimmern brachte.
Der Wind war kräftiger geworden, je mehr sich der Tag zu Ende neigte. Das Spiel der „Windharfe" war nicht mehr so harmonisch, es klang mit einemmal schriller und schwoll zeitweilig zu einem Krescendo an, dessen Dissonanzen weit über das Land hallten.
Melbar Kasom stieg um mehrere hundert Meter höher; seine Augen blickten weit über den Planeten hin. Er sah nichts Außergewöhnliches. Im Schutze der Deflektorschirme waren sie relativ sicher vor unliebsamen Entdeckungen. Keine der Orterstationen der Gurrads würde die Oberfläche des Planeten selbst überwachen. Ihre vordringliche Aufmerksamkeit beanspruchte der Weltraum. Von dort würde der Feind kommen.
Melbar Kasom glitt wieder herab.
Er glich sich der Geschwindigkeit der anderen an und spähte aufmerksam in den Kristallwald, der schnell unter ihnen vorüberglitt.
Was sie zu fürchten hatten, waren Stoßtrupps der Gurrads, die die Wälder und Savannen Boultats durchstreiften.
Kasom konnte nichts erkennen Langsam lockerte sich der Buschurwald auf. Die ersten Felsen unterbrachen das Dickicht; die Ausläufer des Gebirgszuges machten sich bereits bemerkbar. Weite Flächen erschienen nun, die mit mannshohem Gras bedeckt waren. Und am Rande einer dieser Grasinseln sah der USO-Spezialist etwas, das ihm bedeutungsvoll erschien.
Perry Rhodan hatte absolutes Sprechverbot erlassen. Seit jenen erstmals vor rund zwei Stunden aufgetretenen
Weitere Kostenlose Bücher