0319 - Im Würgegriff des roten Dämons
stellvertretend erledigen kann.«
***
Bill Fleming war überrascht und ratlos. Er fragte sich zum wiederholten Mal, über welche Tricks und Fähigkeiten Tendyke verfügte. Wie um alles in der Welt war es diesem Mann gelungen, den Dämon aus dem kleinen Salon ins Arbeitszimmer zu verfrachten? Daß er ihn aus dem Video herausgezwungen hatte, war normal. Das hätte Bill notfalls auch noch zuwegegebracht. Wer den Namen eines Dämons kennt, hat bis zu einem gewissen Maße Gewalt über ihn. Goro’heel hatte sich dem dreimal ausgesprochenen Befehl nicht so leicht widersetzen können, wie er das bestimmt beabsichtigt hatte. Tendyke hatte ihn so überrascht, daß Goro’heel gar nicht mehr dazu gekommen war, sich eine Abwehr auszudenken.
Sein zweiter Fehler war gewesen, daß er sich auf das Gespräch eingelassen hatte, statt das blauweiße Feuer sofort auf die beiden Männer zu schleudern.
Aber dann…?
Bill war nicht sicher, ob es sich um einen Trick oder um echte Magie handelte, was Tendyke benutzt hatte. Bill traute dem geheimnisvollen Mann eine Menge zu, aber so mit einem Dämon umzuspringen? Und dann das seltsame Zeichen, das er mit der linken Hand gemacht hatte und das den Dämon so zusammenzucken ließ…
»Da ist was faul«, sagte Bill leise.
Und es stank immer noch so verteufelt nach des Dämons Schwefelwolken! Bill ging zur Glastür und schob sie auf. Draußen hatte Carol damit aufgehört, Runden im Pool zu schwimmen. Sie lag jetzt bäuchlings auf einem großen Tuch und las in einer Zeitschrift. Jetzt sah sie zu Bill herüber.
»Seid ihr fertig mit euren geschäftlichen Verhandlungen?«
Sie wartete die Antwort gar nicht ab, sondern sprang sofort auf und kam auf das Haus zugelaufen. Bill wollte sie zurückscheuchen, aber da war sie schon an ihm vorbei im Salon. »Puh, was stinkt das hier! Ihr habt ja merkwürdige Geschäftspartner. Dieser… äh… Dämon… das ist eine Tarnbezeichnung, nicht wahr?«
»Warum wollen Sie das wissen?« fragte Bill.
Sie strich sich mit der Hand durch das lange blonde Haar. »Ich bin eben neugierig«, sagte sie. »Aber wenn es unbedingt geheim bleiben soll… vielleicht ist der Kerl ja von einem Gangstersyndikat? Was macht ihr denn so für krumme Sachen?«
»Sie reden einen ganz schönen Blödsinn daher«, brummte Bill. »Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram. Wie wäre es, wenn Sie wieder hinausgingen?«
Carol schüttelte den Kopf. »Ich mache mich ein wenig frisch«, sagte sie und ging zum Korridor.
Bill unterdrückte eine Verwünschung. Er war einfach nicht in der Lage, ihr klarzumachen, daß für sie Gefahr bestand, solange sich der Dämon im Haus befand. Und Goro’heel war noch da, das spürte Bill deutlich!
Aber wie sollte er diesen nackten Wirbelwind stoppen?
***
»Hüte dich, Tendyke«, sagte Goro’heel dumpf. »Ich werde die erste Gelegenheit nutzen, die sich mir bietet, und dich töten.«
Tendyke lächelte.
»Vielleicht. Aber das würde ich an deiner Stelle noch ein wenig verschieben. Ohne mich bekommst du nämlich deine Fähigkeiten nicht zurück. Nur ich kenne den Zauber, der den auf dir liegenden Bann wieder löscht.«
Goro’heel ballte die Fäuste.
Tendyke schloß eine Ausfertigung des Vertrages in seinem Safe ein. Die andere gab er Goro’heel. »Damit alles seine Richtigkeit hat«, bemerkte er. »Du kannst ja versuchen, den Vertrag anzufechten. Ich bin gespannt, welcher Rechtsanwalt dir dabei hilft. Wo finden wir Manuela Ford?«
»In Mexiko«, zischte der Dämon. »Dort befindet sich eine Möglichkeit, zu ihr zu gelangen.«
»Nicht hier auf dem Gelände von Tendyke’s Home?« fragte der Abenteurer schnell.
»Nein! Warum?«
»Weil mir ein anderes Bild vorgegaukelt wurde als Fleming«, sagte der Abenteurer.
»Das liegt an eurer Erwartungshaltung. Du bist auf dieses Gebiet fixiert, Fleming aber auf die Person. Und das Tor zu ihr befindet sich wirklich in Mexiko.«
»Am Falcon Reservoir?«
»So nennt ihr Sterblichen es wohl«, knurrte Goro’heel.
»Warum gerade da?«
»Warum nicht?«
Darauf wußte auch Tendyke keine Antwort. Warum nicht? Es konnte durchaus so sein. »Du wirst uns hinbringen, Freundchen. Wenn du uns zu verkaspern versuchst, wird es auf dich selbst zurückfallen.«
»Wer ist uns? Im Vertrag war von dir die Rede. Von dir allein.«
Tendyke schüttelte den Kopf. »Lies ihn durch. Er ist in dem Sinne nicht personenbezogen, außerdem geht es nicht um meine, sondern um Flemings Freundin. Also wirst du sie uns zurückgeben. Du
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