0319 - Im Würgegriff des roten Dämons
geben.
Er hatte den Dämon überrascht und ausgetrickst. Das würde dieser sich kein zweites Mal gefallen lassen.
Bevor Tendyke sein Arbeitszimmer betrat, schützte er sich mit einigen magischen Bannzeichen, die er sich auf Hände und Stirn und auf die Brust unter dem offenen Lederhemd malte.
Er versank für wenige Augenblicke in Trance und wunderte sich nicht einmal, daß er nicht in der Lage war, die Gedanken Goro’heels zu lesen. Natürlich schirmte der Dämon sich ab.
Tendyke wußte ihn nicht restlos einzuschätzen. Er konnte nicht sagen, wie mächtig Goro’heel wirklich war. Aber wenn er zwei Menschen unterschiedliche Hintergrundbilder auf einem Videostreifen vorgaukeln konnte, während sie gleichzeitig denselben Film betrachteten, dann konnte er nicht gerade einer der sieben Schwächsten sein.
Als Tendyke die Tür öffnete, warf er sich sofort wieder zurück und zur Seite. Eine Feuerlohe schoß ihm entgegen. Eine schwarze Rußspur zeigte sich anschließend an der Wand, wo die Flamme entlanggefegt war. Tendyke fand, daß seine Idee wohl doch nicht ganz so gut war, den Dämon in seinem eigenen Haus zu empfangen.
»So nicht, mein Freund«, sagte er. »Meinst du, ich hätte nicht damit gerechnet? Du scheinst dumm zu sein. A’sha nyell yen goro fzehen!« Gleichzeitig sprang er vor und hieb auf den Lichtschalter.
Fünf Strahler flammten auf. Sie waren an der rot aufschimmernden Bürodecke an den Eckpunkten eines unsichtbaren Fünfecks montiert, und sie leuchteten genau dorthin, wo sich der Dämon befand. Goro’heel befand sich genau im Zentrum des Lichts. Aber vor den Strahlen saßen »Masken«, die das Licht nur in einem ganz bestimmten Muster hervorstrahlen ließen.
Fünf Drudenfüße aus Licht trafen den Dämon und hemmten seine Kräfte. Tendyke hatte sich soweit vorbereitet. Der Dämon konnte jetzt nur noch einen Bruchteil seiner magischen Kräfte benutzen. Der Zauberspruch, den er ausgerufen hatte, gab dabei erst dem Licht aus den fünf Strahlerlampen die nötige magische Aufladung.
»Du bist kein Magier«, keuchte der Dämon. »Woher kennst du…«
»Ruhig«, unterbrach ihn Tendyke. »Ganz ruhig. Du darfst Platz nehmen. Direkt hinter dir steht der Stuhl. Übrigens vergesse ich dir nicht so schnell, daß du mich mit deinem kalten Feuer vernichten wolltest.«
Goro’heel fauchte böse.
Immerhin nahm er Platz, wohl in der Hoffnung, damit aus dem Bereich der fünf Lampen zu kommen. Er irrte; der Sessel stand so, daß Goro’heel immer noch von dem magischen Licht getroffen wurde, und der Sessel ließ sich nicht bewegen.
Tendyke grinste und setzte sich Goro’heel gegenüber an den Schreibtisch.
»Du kennst den Begriff Rechtsanwalt oder Notar, nicht wahr, Goro’heel?« begann Tendyke. Der Dämon nickte, und der Abenteurer fuhr fort: »Dann sieh mich in dieser Rolle. Bill Fleming hat mich mit der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragt. Und genau das werde ich tun. Vielleicht spielten auch meine eigenen Interessen eine Rolle… und ganz am Rande vielleicht auch deine.«
»Was soll das bedeuten?« zischte Goro’heel.
»Daß du möglicherweise lebend wieder hier hinauskommen willst«, sagte Tendyke. »Du hast versucht, Bill Fleming einen Pakt aufzuzwingen. Manuela Ford gegen Zamorras Waffen. Lebt Manuela Ford überhaupt noch?«
»Hast du sie nicht auf dem Video selbst gesehen?« meckerte Goro’heel schrill.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet. Daraus ersehe ich, daß sie nicht mehr lebt und aus unserem Geschäft nichts mehr wird.«
»Sie existiert noch!« fauchte der Dämon.
»Danach habe ich nicht gefragt! Ich will wissen, ob sie noch lebt!« beharrte Tendyke.
Der Dämon wand sich. »Sie ist nicht tot«, zischte er schließlich.
Tendyke winkte schließlich ab. »Gut, du willst also nicht antworten. Es ist mir auch völlig egal. Wenn sie lebt, werden wir unser Geschäft machen, wenn nicht, platzt es.«
»Und was bietest du mir an?« fragte Goro’heel erregt. Er fühlte sich unter dem Licht, das seine Fähigkeiten fast völlig hemmte, unwohl.
»Ich fordere«, sagte Tendyke gelassen. »Ich fordere, daß du Manuela Ford unversehrt an Leib und Seele freigibst, und das unverzüglich. Ist das geschehen, können wir auch über deine Freiheit verhandeln, und vor allem über dein Leben. Gehst du nicht darauf ein, vernichte ich dich. Hier und jetzt.«
»Du kannst mich nicht vernichten«, sagte Goro’heel. »Du nicht!«
»Ich habe erfahren, wer du bist«, sagte Tendyke. »Und ich habe auch
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