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032 - Die magische Seuche

032 - Die magische Seuche

Titel: 032 - Die magische Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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Nachmittag mit uns verbringen sollten und zum Abendessen bei uns blieben. Unwillkürlich wollten wir einander nahe sein.
    Wir nahmen den Tee in meinem Arbeitszimmer, und unsere Frauen hörten im Salon Musik.
    „Ich habe die halbe Nacht in einschlägigen Werken über Halluzinationen jeder Art nachgelesen. Sie sind relativ selten, aber auch ausgeglichene Charaktere sind nicht vor ihnen gefeit. Sie zeigen sich in den mannigfaltigsten Formen, es kommt auch vor, daß sie Todesdrohungen enthalten. Es kann sich also immer noch um ein unheimliches Zusammentreffen handeln.“
    Er wurde vom Läuten des Telefons unterbrochen.
    Es war Dr. Gorce, der diesen Sonntag Dienst hatte.
    „Lieber Freund“, sagte er. „Ich möchte Ihnen von einer seltsamen Sache berichten. Ich wurde heute nachmittag nach Neyrat gerufen. Ich komme eben zurück. Es handelt sich wieder um einen plötzlichen Todesfall. Finden Sie nicht, daß es langsam zu viel wird?“
    Ich bedeutete Nelsy, den zweiten Hörer zu nehmen.
    „Natürlich“, sagte ich.
    „Es sah aus wie ein natürlicher Tod … ein braver Bauer. Aber die Witwe hat mir etwas berichtet, was mir unglaublich scheint, obwohl die Frau einen sehr gefaßten und ruhigen Eindruck auf mich machte. Ich glaube nicht, daß sie es erfunden hat. Sie behauptete, daß ihr Mann, als er beim Fernsehen saß …“
    Wir konnten uns den Rest denken.
    Als ich aufgelegt hatte, rief ich: „Diesmal kann es sich doch nicht wieder um einen Zufall handeln?“
    Leon seufzte, strich sich mit der Hand über die Stirn und sagte: „Nein. Man kann unmöglich mehr an einen puren Zufall glauben. Na, und? Was jetzt? Sind wir alle verrückt geworden? Haben wir bereits alle miteinander Halluzinationen?“
    „Ihr beide macht den Eindruck, als wärt ihr mit euren Gedanken ganz woanders“, rief Clara beim Abendessen.
    „Sie sind abgespannt, die Armen“, sagte Lucie. „Wir sollten sie ein bißchen aufheitern.“
    „Welch eine Trockenheit“, sagte Leon, um irgend etwas zu sagen. „Seit zwei Monaten ist kein Tropfen Regen gefallen!“
    „Der Wein wird heuer ganz traumhaft werden“, sagte ich.
    Wir mußten uns zwingen, hin und wieder einige nichtssagende Worte von uns zu geben. Leon, der sonst ein starker Esser war, hatte seinen Teller kaum angerührt. Wir gingen in den Salon, um dort den Kaffee zu trinken.
    „Ich werde euch etwas vorsingen“, sagte Clara. „Und Lucie wird mich am Klavier begleiten.“
    Clara hatte eine hübsche Stimme. Sie sang ein lustiges Volkslied, bei dem man einfach in gute Laune kommen mußte.
    Als es draußen klingelte, brach sie ab und machte ein enttäuschtes Gesicht.
    Ich ging öffnen. Dann ging ich hinein, um Leon zu holen.
    „Komm mit“, sagte ich.
    „Was gibt’s?“ fragte Leon.
    „Ein dringender Fall“, sagte ich.
    Wir mußten nur den Platz überqueren, denn man hatte uns vom Cafe gegenüber angerufen. Ich hatte ein schlechtes Gefühl.
    Der Eigentümer kam uns entgegen. „Herr Doktor!“ rief er aufgeregt. „Das ist einfach nicht zu glauben. Locquin, der Besitzer der Garage in der Avenue les Platanes … kommen Sie und sehen Sie selbst!“
    Die Gäste ließen uns durch. In ihren Augen las ich Angst und Ratlosigkeit.
    Locquin lag auf dem Billardtisch: ein Mann von vierzig Jahren, stark, muskulös. Er war Präsident des Sportklubs von Hercenat gewesen.
    Die Stille um uns war fast körperlich zu spüren.
    „Er ist tot, nicht wahr?“ stammelte der Cafetier.
    Ich nickte.
    Alle begannen zugleich zu reden. Ich hörte Wortfetzen und dazwischen einige Sätze. „… ist so unwahrscheinlich … ein gesunder, starker Mann … sah aus wie das Leben selbst … er ist hergekommen, um nicht allein zu sein … ich könnte mich ohrfeigen, daß ich ihn ausgelacht habe …“
    Als jemand von einem Maskierten auf dem Fernsehschirm des Verstorbenen sprach, gab es keinen Zweifel mehr. „Genau um zehn Uhr, und vielleicht hat ihn die Aufregung umgebracht!“
    Locquin war um etwa acht Uhr in das Cafe gekommen, sagte der Besitzer. Er war kein Stammgast gewesen, er kam nur hin und wieder. Und er hatte erzählt, welch eine seltsame Erscheinung er auf seinem Fernsehschirm gehabt hatte. Zuerst hätten alle gedacht, er spaße. Und dann hatte er einige Kognaks getrunken. Er wurde immer unruhiger. Schließlich … ja, dann geschah es genau so, wie er befürchtet hatte. Auf diesem Sessel saß er. Er stieß einen kleinen Schrei aus. Jemand ging Sie anrufen, Herr Doktor. Wie erklären Sie sich das?
    „Wie erklären

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