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Worte. Körperliche Lust vergeht schnell, aber geistiges Verlangen hält an. Ich glaube, dass ich Carys und nur sie für immer begehren werde, ihren Leib und ihre Seele, aber ich schwöre, dass ich, sollte diese Begierde verfliegen, mir nie eine andere Frau nehmen werde, solange Carys bei mir ist. Könnte ich sie verletzen? Wie viele Male hat sie mir das Leben gerettet? Ihre Methoden haben mir nicht immer gefallen, aber ich werde sie auch nie vergessen! Kein Mann, der Carys kennt und seinen Verstand beisammenhat, würde sie gedankenlos eifersüchtig machen." Telor legte Deri die Hand auf die Schulter, und seine Miene wurde ernst. „Ich habe vor, Carys vor Gott und den Menschen in einer Kirche zur Frau zu nehmen, wenn ich die Ausführung dessen, was ich beabsichtige, lebend überstehen sollte und wenn Carys mich haben will."
Deri erblasste, weil Freude darüber, von jemandem gebraucht zu werden - so wie Carys ihn brauchen würde, falls Telor starb - , und Angst davor, Telor, dem er so viel verdankte, könne zu Schaden kommen, zwei Regungen, die gleichermaßen stark waren, ihn in einen Gefühlsaufruhr gestürzt hatten.
„Lebend überstehen . . . Zum Teufel, was meinst du damit?" fragte er gepresst.
Im flackernden, unsteten Licht einer Fackel, die neben der Hintertür des Speisehauses brannte, konnte Telor nicht die geringste Veränderung in der Miene des Freundes erkennen. Erneut schüttelte er den Kopf. „Nicht jetzt. Ich werde es dir sagen, nachdem ich mit Lord William geredet habe. Falls er den Köder nicht schluckt, den ich ihm hinwerfe, dann werde ich mir alles noch einmal überlegen müssen. Und ich muss mir nicht von dir anhören, dass ich ein Idiot bin, falls nichts aus meinem Plan werden sollte. Und ich weiß bereits, dass du es falsch von mir findest, mit Carys zu schlafen, wenn mein Leben gefährdet ist, doch das kann ich nicht ändern. Ich will sie haben. Ich war dem Tod ohnehin schon so nahe, ohne von ihrer Süße gekostet zu haben. Ich könnte es nicht ertragen, diese Welt verlassen zu müssen, ohne mit Carys geschlafen zu haben."
Deris Blick war prüfend über Telors Gesicht geglitten. Jetzt senkte er ihn und nickte.
„Ein Grund mehr, dass du mit ihr allein sein musst."
„Aber die Huren werden beschäftigt sein, da so viele Männer in der Stadt sind", äußerte Telor freundlich. „Und wir sind Neuankömmlinge. Wenn die Huren regelmäßige Kunden haben ..."
„Regelmäßige Kunden zahlen nicht mit Gold", schnaubte Deri.
„Aber es besteht keine Notwendigkeit", sagte Telor beharrlich. „Ich hatte immer vor, mit Carys ins Freie zu gehen. Es ist eine schöne Nacht. Mit zwei Decken ..."
„Vor nicht einmal einer Viertelstunde haben wir unsere Hälse riskiert, um diese Unterkunft zu bekommen", sagte Deri. „Es ist deine Sache, wenn du willst, dass niemand sie benutzt, aber ich werde heute Nacht nicht hier schlafen. Auch ich habe meine Bedürfnisse, selbst wenn meine Seele ihre Gefährtin verloren hat. Geh jetzt und sieh zu, ob du einen Laden findest, der noch so spät aufhat, und besorg mir Ersatz für dieses elende Kettenhemd."
Telor wandte sich ab und kam sich albern vor. Selbst wenn Deri Carys nicht begehrte, musste er dadurch, dass er gesehen hatte, wie sie geküsst und geherzt wurde, in Erregung geraten sein. Es war lange her, dass er mit einer Frau zusammen gewesen war - die Magd in Castle Combe
konnte nur die Zeit für ein sehr kurzes Abenteuer gehabt haben. Es war ganz natürlich, dass Deri sich Erleichterung verschaffen wollte, aber Telor fühlte sich unbehaglich, und er furchte die Stirn, während er zur Vorderseite des Speisehauses ging und eintrat, um Carys mitzuteilen, er werde eine Weile später zurück sein.
„Stimmt mit Deri etwas nicht?" erkundigte sie sich ängstlich.
„Mit ihm ist alles in Ordnung", antwortete Telor in dem Bemühen, sie zu beschwichtigen, wenngleich er Zweifel hatte. „Er will zu einer Hure gehen, und das beunruhigt mich, weil so viele Soldaten in der Stadt sind, die sich um die Dirnen streiten werden."
„Kann er nicht bis morgen warten? Nur einen Tag? Bis dahin sind wir doch hier weg, nicht wahr?"
Telor wusste nicht, welche Antwort er auf die letzte Frage geben solle, und war froh darüber, einen Vorwand zu haben, den ersten beiden Fragen auszuweichen. Er hatte ihre Angst vor dem Beischlaf nicht vergessen und wollte nicht, dass Carys die Zeit, die er fort sein würde, damit verbrachte, Erwartungen zu haben, die zunehmend mehr von Furcht denn
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